Die Mitarbeiter*innen des Wohnheims für Geflüchtete Sahlkamp 30 traten im Februar 2020 mit dem Wunsch an das Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro heran, gemeinsam ein Gartenprojekt durchzuführen. Das Wohnheim wird von der Johanniter Unfallhilfe e.V. - Ortsverband Hannover-Leine - im Auftrag der Landeshauptstadt Hannover betrieben und befindet sich unweit des Vahrenheider Markts.
Im Mittelpunkt standen dabei sechs Hochbeete, die bereits in den Vorjahren vereinzelt von Bewohner*innen genutzt worden waren. Der Wunsch bestand darin, möglichst vielen Bewohner*innen die Möglichkeit zur Nutzung der Hochbeete zu eröffnen - durch die Vermittlung von Kenntnissen über das Gärtnern in Hochbeeten und die Unterstützung bei der Auswahl und Pflege der Pflanzen.
Dazu entwickelte das Agenda 21- und Nachhaltigkeitsbüro in Zusammenarbeit mit der Naturfreundejugend Niedersachsen e.V. ein Konzept. Dies umfasste sieben Termine: 10. März, 24. März, 21. April, 2. Juni, 16. Juni, 21. Juli und 29. September 2021. Bedingt durch die Covid-19-Pandemie konnte das Projekt erst im März 2021 starten, für die Durchführung wurde ein Hygienekonzept erarbeitet und umgesetzt.
Das Interesse der Bewohner*innen am Gartenprojekt war groß, so dass die Hochbeete schnell vergeben waren. Insgesamt nahmen zehn Erwachsene und acht Kinder teil. Dabei zeigte sich, dass alle Teilnehmenden bereits in ihrer Heimat Gärten bewirtschaftet und die Ernte zum Teil auch verkauft hatten.
Die einzelnen Gruppen bereiteten ihre Hochbeete durch Lockern der Erde, Entfernen von Wild-kräutern und das Auftragen und Einarbeiten von Kompost vor. Die Gemüsepflanzen wurden zum Vorziehen in Eierpappen, aufgeschnittene Tetrapacks und Dosen ausgesät. Mit einem so genannten Paper Potter wurden kleine Anzuchttöpfe aus Zeitungspapier hergestellt.
Zum regen Austausch kam es, als die Teilnehmenden Gemüse- und Obstsorten vorstellten, die in ihrem Heimatland angebaut werden, und die Referent*innen solche aus der Region Hannover. Dabei zeigte sich, dass es (mittlerweile) viele Übereinstimmungen gibt. Das Gespräch bot gleichzeitig Anlass, über verschiedene Anbaumethoden und Erfahrungen zu sprechen, denn auch darum ging es: voneinander zu lernen.
Jede einzelne Gruppe entwarf einen eigenen Pflanzplan für das Hochbeet, wobei sich einige Parallelen, aber auch individuelle Vorlieben für bestimmte Gemüsesorten herauskristallisierten.
Das Saatgut wurde größtenteils vom Vermehrungsgarten in Ricklingen bezogen, der sich für die Erhaltung alter Gemüsesorten einsetzt und auf seinem Gelände in Ricklingen auf Beeten und in Gewächshäusern Pflanzen für die Vermehrung heranzieht. Vom Vermehrungsgarten erhielt das Wohnheim zudem sechs große Kübel geschenkt, die für die Tomatenpflanzen genutzt wurden.
Um den Aspekt „regionales und saisonales Obst und Gemüse“ zu veranschaulichen, war ein Wochenmarktbesuch geplant, der pandemiebedingt jedoch ausfallen musste. Das Thema wurde anhand eines Saisonkalenders erläutert, der den Teilnehmenden zur Verfügung gestellt wurde. Gleichzeitig wurde über das verpackungsarme Einkaufen gesprochen und über alternative Verpackungsmöglichkeiten. Für ihren Einkauf erhielten die Bewohnenden Gemüsenetze der Initiative „Hannover ohne Plastik“ der Landeshauptstadt Hannover überreicht.
Beim letzten Treffen am 29. September wurde das geerntete Gemüse zu verschiedenen Speisen und im Rahmen eines kleinen Abschlussfestes verspeist.
Am 11. Mai 2022 fand ein weiterer Termin statt, bei dem nach dem Winterhalbjahr ein Neustart initiiert werden sollte. Die Mehrzahl der in 2021 teilnehmenden Bewohner*innen hatte das Wohnheim inzwischen verlassen. Auch diesmal hatten sich für alle sechs Hochbeete Interessent*innen gemeldet. In die Hochbeete und Kübel wurde Kompost eingearbeitet, es wurde Saatgut eingesät und junge Gemüsepflanzen ausgepflanzt.