Europäisches Netzwerktreffen in Hannover
Treffen des europäischen Großstadtnetzwerkes EUROCITIES in Hannover
Arbeitsmarktintegration von Migrant*innen und Fachkräftegewinnung unter einen Hut bringen: Fachexpert*innen aus 21 europäischen Städten tagten vom 23. bis 25. September in Hannover.
Rund 42 % der Einwohner*innen Hannovers sind Eingewanderte oder kommen aus einer Einwanderungsfamilie. Wie der Sozialbericht 2024 zeigt, ist auch Hannover durch die demografische Alterung geprägt: Ein Viertel der Gesamtbevölkerung in der Stadt ist 60 Jahre alt oder älter. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels sind die Optimierung der Arbeitsmarktintegration und die Gewinnung von Fachkräften eine Priorität für den Großraum Hannovers, für deutsche Städte, aber auch für Städte in der gesamten Europäischen Union.
Trotz der erfolgreichen städtischen Förder- und Kooperationsprojekte im Rahmen des lokalen Integrationsplans WIR 2.0 bleibt die Integration in den Arbeitsmarkt eine Herausforderung: Hürden liegen im Spracherwerb, im Übergang von Schule in den Beruf, in der Diskriminierung bei Bewerbungsverfahren sowie in der Anerkennung von im Ausland erworbenen Qualifikationen.
Um Feedback und Impulse für künftige Maßnahmen zur Verbesserung und Beschleunigung der Arbeitsmarktintegration zu erhalten, vernetzte sich die Stadt Hannover mit Kolleg*innen aus 9 europäischen EU-Ländern, darunter Finnland, Österreich, Italien, Niederlande und Schweden zu einer Fachtagung. Das europäische Netzwerktreffen in englischer Sprache wurde seitens der Stadt vom Büro für Internationale Angelegenheiten und dem Bereich „Einwanderungsstadt Hannover“ im Fachbereich Gesellschaftliche Teilhabe und dem „Eurocities“ Netzwerk organisiert. Finanziert wurde die Veranstaltung durch die Europäische Kommission und die Stadt Hannover.
Im Rahmen des dreitägigen europäischen Netzwerktreffens wurden verschiedene Strategien, Maßnahmen und Handlungsansätze ausgetauscht, um Menschen mit Migrationsbiografie einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen und gleichzeitig den Fachkräftemangel zu bekämpfen.
Die Erfahrung von anderen europäischen Städten wie Turku (Finnland), Mailand und Stockholm zeigen, dass Städte eine Schlüsselrolle bei der Personalisierung und Dienstleistungsorientierung der Arbeitsmarktintegration haben, die über die nationalen Integrationsprogramme hinausgeht. Das berufliche Aus- und Weiterbildungssystem der finnischen Stadt Turku, die Schaffung einer zentralen Anlaufstelle für alle Fragen rund um Migration in Mailand sowie der Integrationspakt zwischen den Unternehmen, den Sprachschulen und den kommunalen Diensten in Stockholm waren inspirierende Beispiele.
Im Rahmen der Tagung stellte die Stadt Hannover auch ihre eigenen Strategien und Perspektiven vor. „Hannover ist eine Einwanderungsstadt und diese gesellschaftliche Vielfalt sollte sich auch im Berufsumfeld widerspiegeln. Daher ist unser Ziel, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und die Zahl der Menschen mit Migrationsgeschichte in der Stadtverwaltung maßgeblich zu erhöhen. Mit den verschiedenen Förderprojekten sind wir in dieser Hinsicht auf einem guten Weg“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay aus Anlass des internationalen Netzwerktreffens.
Die Teilnehmenden besuchten die lokale Initiative „Unter Einem Dach“ und reflektierten dabei über den Community-Ansatz: Gegenseitige Verantwortung und solidarische Beziehungen stehen bei Unter Einem Dach im Mittelpunkt. Wenn Menschen Gemeinschaft erleben, können Selbstmotivation und Selbstwirksamkeit schneller entstehen, betont Kaczamrek, Geschäftsführung und Projektleitung von unterem Einem Dach. Die NGO Unter Einem Dach bereitet gezielt auf den Einstieg in das Berufsleben vor und leistet Hilfestellung, um die Strukturen und die Anforderungen des deutschen Arbeitsmarktes kennen- und verstehen zu lernen. Mit dem Taschenlabel MAESH bekommen Frauen mit Migrations- und Fluchterfahrungen in der Nähwerkstatt einen Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Ingo Dietz, Bereichsleiter der Ausländerbehörde, zeigte, dass das Thema Fachkräfteeinwanderung auch eine wichtige Rolle im Willkommensservice der LHH spielt. Deutschland steht im internationalen Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte, sagte Dietz: Die Zusammenarbeit innerhalb Netzwerken und Hochschulen oder dem Gesundheits- und Pflegesektor wird somit immer wichtiger. Auch die engmaschigere Zusammenarbeit mit den Kammern in Hannover wurde intensiviert, um Abläufe schneller und so unkompliziert wie möglich zu gestalten.
Ein ganzheitlicher Ansatz sei entscheidend, um Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen. Die erfolgreiche Anwerbung von Fachkräften umfasst viel mehr als ein Stellenangebot: Sprachunterricht, rechtliche Beratung und eine gute Infrastruktur sind wichtig für die Anwerbung internationaler Talente, so Dr. Brandt der Fachkräfteallianz der Region Hannover.
Der Austausch mit Kolleg*innen aus anderen europäischen Ländern zeigte, dass die Gewinnung und Bindung qualifizierter Migrant*innen einen mehrgleisigen Ansatz erfordert, an dem die verschiedenen Ebenen der Verwaltung gemeinsam mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen mitwirken. Aus dem internationalen Netzwerktreffen resultierten auch neue Impulse für die Weiterentwicklung des lokalen Integrationsplans der Stadt Hannover WIR 2.0.