Ehrenamtliches Engagement

Patenschaften ebenen den Weg für Geflüchtete

(V.l.n.r.) Theresa, Zabi und Stefanie Rübel

Auch Sie können mitmachen bei den Pateninitiativen in Hannover. Hier stellen wir die Intiative von IKJA e.V. vor.

Seit der großen Flüchtlingsbewegung von 2015 dominieren Flüchtlingsfragen den politischen Diskurs. Während dieses Thema in den Medien polarisiert und mit harten Bandagen diskutiert wird, haben ehrenamtliche Helfer/innen längst die Ärmel hochgekrempelt und sich an die praktische Hilfe bei der Niederlassung gemacht. Auch wenn man sie selten im Rampenlicht sieht, leisten sie einen enormen Beitrag für ein erfolgreiches Ankommen der Neubürger/innen in Hannover.

Nelly Hagen (l.) mit ihrem Paten„kind“ Alpha (r.)

Die Deutschlehrerin Nelly Hagen von IKJA e.V. ist ein Beispiel für solches ehrenamtliches Engagment. In einem Unterstützerkreis lernte sie Alpha, der von der Elfenbeinküste kommt, kennen. Im direkten Kontakt wurden all die Probleme und Hürden, vor denen Geflüchtete nach ihrer Ankunft stehen, für sie greifbar. Während sie ihm mit Rat und Tat zur Seite stand, entwickelten beide eine enge Beziehung zueinander und Hagen übernahm eine Patenschaft für Alpha. „Durch diesen Kontakt wurde mir bewusst, was unbegleitete geflüchtete Jugendliche durchgemacht haben, welche Schwierigkeiten sie bewältigen müssen und wie lebensverändernd es für sie ist, wenn sie dabei Begleiter an ihrer Seite haben“, so Hagen.

Zunächst folgten nur einige befreundete Familien ihrem Beispiel, doch schon bald war die Nachfrage nach Patenschaften auf beiden Seiten so groß, dass die Integrationspreisträgerin Hagen unter dem Dach des Vereins IKJA e.V. eine Paten-Initiative gründete, über die ihr Team nun interessierte Paten (Wegbegleiter) und Lernpaten (Lernhelfer) an unbegleitete geflüchtete Jugendliche vermittelt. Sollten Sie selbst auch Interesse hieran haben, finden Sie am Ende der Seite einen Flyer mit allen Kontaktdaten und ersten Informationen.

Ein Schlüssel zum Erfolg des Projekts, meint Hagen, seien ausführliche Kennlerngespräche, gute Vorbereitung, große Sorgfalt bei der Vermittlung und die Begleitung beider Seiten. Patenschaften machten nur dann Sinn, wenn beide Seiten zusammenpassen, wenn man für die unterschiedlichen Charaktere, Bedürfnisse und Interessen einen passenden Gegenpart finde. Der Erfolg scheint ihr Recht zu geben: In zweieinhalb Jahren konnte die Initiative 90 Patenschaften anbahnen, von denen sich über 80 Prozent zu beidseitig bereichernden, tragfähigen Beziehungen entwickelt haben. Zabi R. (18) aus Afghanistan etwa beschreibt sein Verhältnis zu seiner Patenfamilie, die die Initiative bei IKJA e.V. vermittelt hat, als echte Unterstützung und bereichernd.

Theater ist ein gemeinsames Hobby von Zabi (l.) und Theresa (r.)

Als er im Jahr 2015 in Deutschland ankam, fühlte er sich erschöpft und einsam. Ihn plagten schlimme Erinnerungen an den gewaltsamen Tod seiner Eltern und die zweieinhalb Jahre Flucht, in denen sein Leben für niemanden einen Wert zu haben schien. Da er sich anfangs kaum verständigen konnte, fand er keinen richtigen Anschluss an das Leben in Deutschland und hatte die ersten Monate hier praktisch keinen Kontakt zu Einheimischen. Seine Aufgeschlossenheit und Neugier änderten nichts daran, dass er oftmals unsicher war, wie er sich in bestimmten Situationen benehmen sollte, ohne ungewollt Missfallen zu erregen.

Doch dann lernte er über die Paten-Initiative die Familie Rübel kennen, die ihn schnell ins Herz schloss und eine Patenschaft für ihn übernahm. „Von da an hat sich alles geändert!“, sagt Zabi und macht eine weitläufige Handbewegung. Sein Deutsch wurde schnell besser, er bekam den Rückhalt, den er brauchte, um neuen Mut zu fassen. Er schloss die Schule ab und begann eine Ausbildung als Karosseriebauer. In seiner Freizeit geht er mit dem Herrn Rübel klettern und spielt mit seiner Patenschwester Teresa (17) in einem Theater-Ensemble

Wer beobachtet, wie in der gewachsenen Familie miteinander umgegangen wird, dürfte keinen Zweifel daran haben, dass Zabi von allen geschätzt und als gleichgestelltes Familienmitglied akzeptiert wird. Die Frage nach seinem Status in der Familie erscheint Stefanie Rübel absurd. „Ich habe mich vorher gefragt, ob man ein Patenkind genauso lieben kann, wie sein eigenes. Man kann!“

Die Paten-Initiative wird gefördert vom Nds. Landesamt für Soziales, Jugend und Familie, von der Klosterkammer und der Karl Bröcker Stiftung.

Nachstehend der Flyer zur Paten-Initiative von Ikja e.V., die noch Interessierte für die Unterstützung von unbegleiteten jugendlichen Flüchtlingen suchen. Ein ähnliches Unterstützungsmodell für Ehrenamtliche bietet das Projekt „Menschen verbinden Menschen“, Sie finden hier ebenfalls den Flyer zu diesem Projekt, das Paten mit interessierten Flüchtlingen – bei diesem Projekt auch Erwachsenen – zusammen bringt.