Oberbürgermeister Schostok lud – wie immer nach Abschluss des Fastenmonats Ramadan – sämtliche muslimische Organisationen und Gemeinden zu einem Empfang ins Neue Rathaus.
Gut 60 Repräsentant/innen muslimischer Gemeinden, aus Rat und Verwaltung sowie Vertreter/innen des interreligiösen Dialogs folgten am Abend des 11. Juli der Einladung des Oberbürgermeisters und kamen zum festlichen Empfang in den Mosaiksaal, der in diesem Jahr zum elften Mal im Neuen Rathaus stattfand. In seiner ausführlichen Rede betonte Oberbürgermeister Schostok, dass das Fasten etwas sei, das in fast allen Religionen vorkomme. Das Ritual des Fastens sei also etwas Verbindendes über die Grenzen der Religionen hinweg.
Er lobte die Moscheegemeinden der Stadt dafür, dass sie regelmäßig ihre nicht-muslimischen Nachbarn sowie Vertreter des öffentlichen Lebens zum Iftar einlüden, dies sei ein sehr positiver Schritt. Die religiöse Vielfalt in der Stadt nehme insgesamt zu, nicht nur bei den muslimischen Gemeinden, sondern auch bei anderen Religionen. So gebe es jetzt schon zwölf buddhistische Vereine in Hannover. Ein neuer Faktor, der langfristig die religiöse Vielfalt in Hannover noch weiter ausgestalten werde, sei die Zunahme der hier aufgenommenen Flüchtlinge. Diese stünden aktuell nicht mehr ganz so im Fokus der Öffentlichkeit, dabei habe die eigentliche Aufgabe der Aufnahme von gut 5.000 Neubürgerinnen und Neubürgern aus Krisengebieten gerade erst begonnen.
Schostok lobte das überwältigende ehrenamtliche Engagement, das in den letzten zwei Jahren für die Unterstützung von Geflüchteten entstanden sei. Darunter seien auch viele Muslime, die sich engagierten. Eine Moschee habe z.B im großen Stil für die Bewohner/innen einer Unterkunft warmes Essen gekocht. Der Oberbürgermeister bezeichnete weiterhin den politischen Salafismus als große Herausforderung für unsere Gesellschaft, der wir uns alle stellen müssten. Gemeinsam müsse man versuchen, die jungen Menschen zurückzugewinnen, die dieser Verlockung zu verfallen drohten.
Mit Blick auf die Verhandlungen zwischen der niedersächsischen Landesregierung und den muslimischen Dachverbänden über einen Staatsvertrag merkte Schostok an, dass er manche der Forderungen, die in der politischen Debatte an die muslimische Seite gestellten würden, nicht nachvollziehen könne. Wenn nun sogar die Einschränkung der Geltung der Religionsfreiheit für Muslime gefordert werde, dann sei das nichts anderes als eine Aufforderung zum Verfassungsbruch. Dies sei einfach unerträglich. Für die Stadt Hannover, so machte Schostok ganz deutlich, gelte, dass ein vertrauensvolles und gleichberechtigtes Miteinander aller Religionen in der Stadt gewollt sei. Die Wahrung der Menschenrechte werde auch in der Zukunft die Leitlinie des städtischen Handelns sein.
Anschließend übergab Schostok das Wort an Frau Abdel-Rahman, die in diesem Jahr die traditionelle Antwort-Rede für die muslimischen Gäste hielt. Annett Abdel-Rahman ist Lehrerin für islamische Religion und unterrichtet am Institut für islamische Theologie der Universität Osnabrück. Sie setzte in ihrer Rede einen Schwerpunkt auf elf beispielhafte Projekte der gelungenen Zusammenarbeit mit muslimischer Beteiligung, wie etwa ein Projekt zu Förderung der muslimisch-jüdischen Begegnung durch Synagogenbesuche. Abdel-Rahman sprach aber auch offene Fragen des Dialogs an. Man müsse beispielsweise auch Menschen, die ihr Leben nicht religiös ausrichteten, in den Dialog einbeziehen, was bislang überhaupt nicht geschehe. Und schließlich gebe es massive Anfeindungen, was gerade für junge Musliminnen und Muslime, die altersbedingt noch ihren Platz in der Gesellschaft suchten, eine gewaltige Belastung darstelle. Einen Arbeitsplatz oder einen Wohnung zu finden, sei für eine Frau mit Kopftuch mit vielen Kränkungen verbunden. Es gebe also schon viele gute Ansätze, wie beispeilsweise die Einladung zum Ramadan-Empfang ins Rathaus, aber auch noch sehr viel zu tun.
Nach den Reden bedienten sich die Anwesenden am Buffet und nutzten ausführlich die Gelegenheit, sich auszutauschen. Mit dabei waren auch Sport- und Sozialdezernentin Konstanze Beckedorf sowie Kultur- und Personaldezernent Harald Härke und Bürgermeister Thomas Hermann, die sich noch bis nach 21 Uhr angeregt mit den anderen Gästen unterhielten.