19. Sitzung des Internationalen Ausschusses
Lokale Expertise für den Beirat zum dekolonisierenden Erinnerungskonzept Hannover
Der Internationale Ausschuss stimmt der Besetzung des Beirates, wie SPD und Grüne sie vorschlagen, zu.
Bei der Wahl der Mitglieder für den Beirat zum dekolonisierenden Erinnerungskonzept Hannover werden laut der Beschlussdrucksache lokale Vertreter*innen der hannoverschen schwarzen, afro-diasporischen, asiatisch-diasporischen und postkolonialen Communities sowie erinnerungskulturelle Gruppen und von Rassismus betroffene Menschen berücksichtigt. Viele der Namen sind dem Intrernationalen Ausschuss auch schon aus dem WIR2.0-Prozess bekannt, so zum Beispiel Tchadarou Abdoul und Innawa Bouba, die beide auch im WIR2.0-Kuratorium sitzen, und Leyla Ercan, die unter anderem das Handlungsfeld „Stadtleben und Kultur“ mitgestaltet hat. Zudem wurden Expert*innen und Aktivist*innen vorgeschlagen, die im Bereich Dekolonisierung und Antirassismus außerhalb Hannovers arbeiten. Die Mehrheit der vorgeschlagenen Beiratsmitglieder ist weiblich. „Wir freuen uns, dass mit der Drucksache der Beirat auf den Weg gebracht wird und dass die Perspektiven sehr vielfältig sind. Die Bearbeitung des Themas ist nicht nur aus einer historischen Perspektive wichtig, sondern auch im Blick auf gegenwärtige Fragen über Koloniale Kontinuitäten“, so Liam Harold (Bündnis 90/Die Grünen).
Die CDU stimmte dem Antrag nicht zu, was allerdings ausdrücklich nicht als Kritik am Erinnerungskonzept oder der Liste der Beiratsmitglieder zu verstehen sei, betonte Bürgermeister Thomas Klapproth: „Natürlich könnt ihr auf uns zählen, dennoch müssen wir in diesem Fall den ursprünglichen Antrag ablehnen, da unser Änderungsantrag der bessere ist“. Die CDU hatte einen Änderungsantrag vorgelegt, den die Mehrheit des Internationalen Ausschusses aber ablehnte.
Einig war sich der Ausschuss über die Zuwendungen aus dem WIR2.0-Förderprogramm. Die Ausschussmitglieder folgten der Empfehlung des WIR2.0-Kuratoriums, die Vereine Afropäa und Schwarze Schafe mit jeweils 50.000 Euro zu fördern und die Arbeiterwohlfahrt Region Hannover (AWO) mit 38.000 Euro. Afropäa soll mit der Förderung die WIR2.0-Maßnahme „Städtische Kulturorte der Vielfalt“ umsetzen, und so die Kulturarbeit migrantischer und postmigrantischer Vereine stärken und diese besser mit Stadtteilkultureinrichtungen verknüpfen. Der Verein setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit Can Arkadas und dem Ukrainischen Verein Niedersachsen. „Es ist gut, dass das ein Projekt von unterschiedlichen Trägerschaften ist. Mit dem WIR2.0 wurden Maßnahmen in der Hoffnung entwickelt, dass daraus weitere Projekte entstehen. Hoffentlich ergibt sich das durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Träger“, kommentierte Ratsfrau Hülya Iri (SPD).
Die AWO erhält die Förderung für die Umsetzung der Maßnahme „Migrant*innencommunities unterstützen wohnungslose Menschen“. Hierbei soll wohnungslosen Menschen eine stärkere gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht werden, unter anderem durch muttersprachliche Angebote.
Die Schwarzen Schafe sollen mit ihrer Förderung eine nicht-städtische Antidiskriminierungsstelle aufbauen und vor allem bereits vorhandene Angebote vernetzen. Ein Schwerpunkt des Vereins soll dabei auf der Beratung und Unterstützung von schwarzen Frauen* und Frauen* of Colour liegen. Diese (große) Gruppe ist häufig von Mehrfachdiskriminierung betroffen, beispielsweise von Sexismus und Rassismus.
Aus dem Kulturbüro berichtete anschließend Janika Millan über den Zuwendungsvertrag mit der Partnerstadt Blantyre (Malawi). Durch den Zyklon „Freddy“, der im Frühjahr wütete, seien neben Straßen auch Schulen zerstört worden. Mithilfe der Zuwendungen in Höhe von 150.000 Euro sollen der Wiederaufbau von Schulen ermöglicht und insbesondere die sanitären Einrichtungen in den betroffenen Schulen verbessert werden. Der Internationale Ausschuss stimmte dem Zuwendungsvertrag einstimmig zu.
Im darauffolgenden Bericht über die Umsetzung des WIR2.0-Prozesses verkündete Projektleiterin Birgit Steckelberg, dass das WIR2.0-Handlungsfeld „Stadtleben und Kultur“ den Zukunftspreis #KULTURGESTALTEN der Kulturpolitischen Gesellschaft in der Kategorie „(Modell-)Projekte kommunaler Selbstverwaltung“ gewonnen habe. „Besonders beeindruckt hat die Jury, dass Menschen mit internationaler Familiengeschichte zu Akteur*innen und damit auch zu Botschafter*innen ihrer selbst gemacht wurden. Das Projekt steht beispielhaft dafür, wie Kultur sich partizipativ und divers aufstellen kann“, hieß es in der Laudatio. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. Darüber hinaus informierte Steckelberg den Ausschuss über die Ergebnisse der vergangenen WIR2.0-Kuratoriumssitzung im Oktober. Demzufolge wurden folgende Themen als kommende Maßnahmen beschlossen: „Potenzielle Selbstständige in Ankunftsquartieren unterstützen“ und „Aufsuchende politische Erwachsenenbildung“. Des Weiteren wurde angekündigt, dass sich der WIR2.0 mit der Vorstellung einzelner Projekte am Neujahresempfang am 08. Januar 2024 beteiligen werde.
Abschließend teilte Sozialdezernentin Sylvia Bruns in ihrem Bericht mit, dass die sogenannte „blaue Schule“, eine Unterkunft für Geflüchtete in Bemerode, eröffnet wurde.
Die nächste Sitzung des Internationalen Ausschusses ist für den 14. Dezember angesetzt. Alle Anträge, Tagesordnungen und Drucksachen sind online über das Sitzungsmanagement der LHH einsehbar.