Mitte 2021 wurden fünf Varianten diskutiert. Hier stellen wir sie vor und begründen die Auswahl der Vorzugsvariante.
Die über 60 Jahre alte Dornröschenbrücke weist bauliche Defizite auf, die mit einer Sanierung nicht zu beheben sind. Eine umfangreiche technische Prüfung hat ergeben, dass die Brücke ersetzt werden muss. Die Verwaltung plant einen Neubau, der den Ansprüchen an Querung und Aufenthalt gerecht werden kann.
Kriterien für die neue Dornröschenbrücke
Das Bauwerk soll sich gut in die Landschaft und in das städtische Umfeld einfügen. Sinnvoll ist es, den direkten Anschluss an die Unterführung des Bremer Damms auf der Nordstadt-Seite beizubehalten. Auf der Seite Linden-Nord ist die vorhandene Bebauung zu berücksichtigen. Für eine mögliche Neugestaltung der Grünflächen muss Platz freigehalten werden. Bürger*innen sollen die Brücke entspannt als Treffpunkt nutzen können – ohne Konflikte mit dem Verkehr.
Nutzer*innen wünschen sich, dass der Rad- und Fußverkehr auf der Hauptverbindung über die Leine während der Bauzeit nur kurz unterbrochen wird.
Variantenvergleich für den Neubau
Die Landeshauptstadt Hannover hat fünf Varianten für den Neubau untersucht. Die Varianten 1 bis 3 orientieren sich stark an der Gestaltung und Konstruktion der bestehenden Brücke. Sie sind einteilige Bauwerke, die nur in einem Stück montiert werden können. Das macht einen vollständigen Abriss der alten Brücke vor Beginn des Neubaus erforderlich. Die Brücke müsste während der gesamten Bauzeit für den Rad- und Fußverkehr gesperrt werden (bis zu 14 Monate). Diese Varianten wurden bereits in den politischen Gremien und in der Öffentlichkeit diskutiert. Dabei zeichnete sich ab, dass eine monatelange Vollsperrung wenig Akzeptanz findet.
Variante 1: Bestandsform mit Aufenthalt
Der Entwurf in Stahlverbundbauweise orientiert sich an der Bestandsform. Die Unterbauten können offen oder geschlossen sein. Eine Aufenthaltsfläche auf dem Überbau ist möglich.
Variante 2: flacher Durchdringungsbogen
Der Entwurf sieht ebenfalls eine Stahlverbundbauweise vor. Das Bogentragwerk durchdringt den Überbau. Der Bogen im Überbaubereich ist als Fachwerkträger gestaltet und trennt die Fahrbahn. Die Unterbauten spreizen sich auf. Eine Aufenthaltsfläche ist gut möglich.
Variante 3: geneigter Bogen
Für diese Brücke in Stahlverbundbauweise ist das einzelne, seitlich geneigte Bogentragwerk charakteristisch. Der Überbau ist am Bogen abgehängt. Eine variable Aufenthaltsfläche ist gut möglich.
Statt Übergangslösungen: ein neues Konzept
Übergangslösungen wie eine Behelfsbrücke, eine Pontonbrücke, eine Fährverbindung oder gar eine Seilbahn wurden geprüft und aus Zeit- und Kostengründen verworfen. Auch eine Verbreiterung der Justus-Garten-Brücke ist zur Zeit nicht möglich. Die Verwaltung der Landeshauptstadt hat daher die Option geprüft, den Ersatzneubau der Dornröschenbrücke direkt neben der alten Brücke zu errichten, um diese parallel zum Neubau noch eine Weile nutzen zu können und so die Sperrzeit zu minimieren. Zwei neue Varianten wurden entwickelt (4 und 5).
Variante 4: Schrägseilbrücke
Variante 4 ist eine zweifeldrige Pylonbrücke in Stahlbauweise mit „Zusatzbrücke“ auf der nördlichen Vorlandseite. Eine Aufenthaltsfläche auf dem Überbau ist möglich. Variante 4 würde dauerhaft westlich der bisherigen Brücke errichtet. So bliebe diese fast während der gesamten Bauzeit nutzbar. Der Rad- und Fußverkehr müsste nur einen Monat lang umgeleitet werden. Nachteil: Die Wegebeziehungen zur Unterführung Bremer Damm und zum Brackebuschgarten müssten dauerhaft verschwenkt werden. Daher wird diese Variante nicht weiter verfolgt.
Variante 5: obenliegender Bogen (Vorzugsvariante)
Diese Variante erfüllt alle Kriterien. Die Brücke besteht aus drei einzelnen Teilen (Feldern). Das mittlere Feld ist eine Bogenbrücke in Stahlbauweise mit abgehängter Fahrbahn. Dieser Teil wird neben der bestehenden Brücke gebaut und lagert auf provisorischen Tragwerken. Über diese Konstruktion fließt der Verkehr, während die alte Brücke abgerissen wird. Dann wird das mittlere Feld hydraulisch an die Stelle der alten Brücke geschoben. Die dafür erforderliche Sperrung der Baustelle dauert nur einen Monat. Eine Aufenthaltsfläche auf dem Überbau ist gut möglich.