Frauen machen Standort

Mira Jago erhält STADT-HANNOVER-PREIS 2023

Der „STADT-HANNOVER-PREIS – Frauen machen Standort“ 2023 geht an Mira Jago – sie hat im Jahr 2017 die App-Entwicklungsagentur Cuckoo Coding GmbH gegründet. Ihr ist es ein Anliegen, dass Frauen an der Entwicklung von Tech-Produkten beteiligt sind, sich stärker für technologische Berufe interessieren und bereit sind für eigene Geschäftsgründungen. Deshalb engagiert sie sich als Netzwerkerin, Mentorin und Speakerin. Anja Ritschel, Wirtschafts- und Umweltdezernentin, und die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Hannover (LHH), Maren Gehrke, haben die diesjährige Preisträgerin am 13. November vorgestellt.

Maren Gehrke (stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Hannover), Preisträgerin Mira Jago und Anja Ritschel (Wirtschafts- und Umweltdezernentin) bei der Übergabe im Neuen Rathaus. 

Der STADT-HANNOVER-PREIS ehrt erfolgreiche Unternehmerinnen in Hannovers Wirtschaft. Am Abend überreichte Oberbürgermeister Belit Onay den Preis beim diesjährigen Wirtschaftsempfang.

Marktnische in der App-Entwicklung

2017 startete Mira Jago im hannoverschen Startup-Zentrum Hafven mit App-Entwicklungen. Zwei Jahre später spezialisierte sich auf das 2019 auf dem Markt erschienene Framework Flutter. Ein Framework ist eine Sammlung wiederverwendbarer Softwarekomponenten, die die Entwicklung neuer Anwendungen effizienter machen. Flutter hat den Vorteil, Apps verschiedener Betriebssysteme, z.B. Android und iOS (iPhone) mit derselben Sprache programmieren zu können. Darin sah Mira Jago einen großen Vorteil, weil die meisten Geschäftskund*innen Apps für beide Betriebssysteme benötigen. Sie war mit ihrer Firma Cuckoo Coding die erste Agentur in Norddeutschland, die sich ausschließlich auf diese Technologie spezialisierte. Zunächst war dies ein Risiko, weil der Erfolg von Flutter nicht abzusehen war. Inzwischen ist dieses Framework Standard der Branche.

New Work über Ländergrenzen hinweg

Der Umstieg auf das neue Framework war die Basis für eine steigende Zahl von Aufträgen auch von großen Unternehmen. Flutter-Entwickler*innen waren in Deutschland zunächst kaum zu finden, deshalb schaute Mira Jago ins Ausland.

Derzeit arbeiten im Unternehmen in Hannover vier Personen. Hinzuzuzählen sind zehn feste Coworker*innen in der Ukraine, in Portugal, im Sudan, in Frankreich und in Ägypten. Bei Bedarf greift das Unternehmen auf ein großes Netzwerk weiterer Fachleute zurück.

Um im Sinne von „New Work“ als gutes Kollektiv „remote“ über Ländergrenzen hinweg erfolgreich zusammenzuarbeiten, hat Cuckoo Coding ein System entwickelt, mit dem sich die Mitwirkenden kennenlernen, unterstützen und gegenseitig motivieren. Die Schlagworte sind „Pair Programming“, „Mentoring“ und „interne Hackathons“. Wichtig in dem System ist, dass alle Entwickelnden von Anfang an im direkten Kontakt mit den Kund*innen stehen – „damit sie auch sehen, wofür und für wen sie entwickeln“, sagt Mira Jago. Zur Unternehmensphilosophie gehört, dass alle Entwickelnden Verantwortung übernehmen. Auch steht sie für ein „rücksichtsvolles Business“: Ihr ist es wichtig, Vertrauen aufzubauen, um Leistungspotenziale abzurufen.

Netzwerkerin, Mentorin und Speakerin

Um die Entwicklerinnen- und Gründerinnen-Szene weiter zu stärken, betätigt sich Mira Jago stark als ehrenamtliche Netzwerkerin. Schon im Jahr 2017 – parallel zum Unternehmensstart – gründete sie die „Google Developer Group Hannover“. Dies ist ein monatlicher Stammtisch für Fachleute in der Softwareentwicklung. Ein Jahr später rief sie die „Women Teachmakers“ ins Leben. In diesem Kreis tauschen sich monatlich Frauen aus der Programmierung, der IT und Spieleentwicklung sowie Datenspezialistinnen, Informatik-Lehrkräfte und Expertinnen der Künstlichen Intelligenz aus. Einige Mitwirkende betätigen sich gemeinsam ehrenamtlich und unterstützen zum Beispiel gemeinsam Migrantinnen dabei, das Programmieren zu lernen.

Mira Jago arbeitet zudem seit einigen Jahren als Mentorin für den Bereich „UX-Design, Produkt und Tech“ im „Hafven Impact Accelerator“. Dort werden Startups mit Fokus auf Nachhaltigkeit ein halbes Jahr lang mit verschiedenen Trainings bei der Entwicklung und Weiterentwicklung von sogenannten MVPs begleitet. MVP steht für „Minimum Viable Product“ und heißt übersetzt „kleinstmögliches Produkt“. Mit einem MVP kann ein Startup den Markt testen, bevor es in die richtige Entwicklung geht. Mira Jago unterstützt hier vor Allem die Startups, die eine Software als Produkt haben. Auch „CreateF“, eine Serie über Gründerinnen, die gecoacht, begleitet und gefilmt werden, hat Mira Jago in zwei Staffeln als Mentorin unterstützt. Daneben ist und war sie bereits in einigen Startup-Programmen von hannoverimpuls aktiv, der gemeinsamen Wirtschaftsförderungsgesellschaft von Stadt und Region Hannover.

Zudem engagiert sich Mira Jago als Speakerin insbesondere über digitale Themen. Ihr Ansinnen ist es unter anderem, Frauen für die sogenannten MINT-Fächer und für Gründungen zu begeistern, nachhaltig zu programmieren und Hannover digitaler zu machen.

Interesse an Wirtschaft erst im zweiten Schritt

Obwohl sie aus einer Unternehmerfamilie stammt, hatte Mira Jago zunächst kein Interesse an Wirtschaft. Zunächst orientierte sie sich eher in Richtung Philosophie, Schriftstellerei und Journalismus. Die „formelle und männliche Art der Wirtschaft“ hat sie zunächst gehemmt, war aber später der Ansporn: Sie wollte, dass auch Frauen mehr Zugang zur technologischen Geschäftswelt bekommen. Um zur Vorreiterin zu werden, sah sie sich in der Pflicht, zunächst selbst programmieren zu lernen, was sie im Unternehmen ihres Vaters machte. Ihr Ziel war und ist es, dass Frauen in dieser Branche die Zukunft mitgestalten.

Stadt Hannover lobt Jagos Spagat zwischen sozialer Verantwortung und erfolgreichem Unternehmerinnentum

Anja Ritschel, Wirtschafts- und Umweltdezernentin der Landeshauptstadt Hannover: „Mira Jago ist eine sehr umtriebige Unternehmerin, die sich ihren ganz eigenen Weg in der Tech-Szene gebahnt hat und mit ihrem Unternehmen das vielzitierte ‚New Work‘ wirklich lebt. Ihre innovativen Ansätze sind herausragend. Ich bin mir sicher, dass wir in Hannover noch viel von ihr hören werden, zumal sie auch als Mentorin, Speakerin und insbesondere als Netzwerkerin aktiv ist. Sie hat in Hannover die ‚Google Developer Group Hannover‘ und die ‚Women Techmakers‘ gegründet. In den Anfängen fand Mira Jago hannoversche Unterstützung in der „Coworking & Maker Space“ Hafven in der Nordstadt und mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls. Dies ist ein Beleg dafür, dass Hannover Gründer*innen gut unterstützen kann.“

Maren Gehrke, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte: „Die diesjährige Preisträgerin wurde von der Jury ausgewählt, weil sie alles vereint, wofür der ‚STADT-HANNOVER-PREIS – Frauen machen Standort‘ und der diesjährige Schwerpunkt Corporate Social Responsibility stehen: Sie ist in ihrer Branche höchst innovativ und erfolgreich, sie ist bereit das Arbeitsleben räumlich und zeitlich auf den Kopf zu stellen und bietet damit attraktive Bedingungen für vereinbarkeitsfreundliche Arbeit, sie ist dabei global aufgestellt und begegnete den Krisen und Kriegen der vergangenen Zeit mit einem großen Maß an Entschlossenheit und Menschlichkeit. Dass sich soziale Verantwortung und erfolgreiches Unternehmerinnentum nicht ausschließen, sondern in vielerlei Weise gewinnbringend sind, macht Mira Jago auf beeindruckende Weise deutlich.“

Jago für Diversifizierung der Branche

Mira Jago, Preisträgerin des „STADT-HANNOVER-PREIS – Frauen machen Standort“ 2023: Startup-Gründer, Softwareentwickler und Investoren: Die Menschen, die sich unsere Produkte von morgen ausdenken, sie bauen und sie finanzieren, sind vor allem in der Tech-Branche noch fast komplett männlich. Wenn wir das kreative Potenzial unserer Gesellschaft voll ausnutzen und eine faire Innovation für alle wollen, sollten wir hier unbedingt diversifizieren. Wir brauchen mehr Frauen, die sich für Software interessieren. Ich habe deshalb vor einigen Jahren meine Philosophiebücher durch Softwarekurse ersetzt und im Selbstversuch programmieren gelernt. Mit meiner Firma Cuckoo Coding GmbH entwerfe, designe und entwickle ich mittlerweile mobile Apps für unsere Kunden. Als Startup-Mentorin und Speakerin teile ich mein Wissen über Softwareentwicklung und Gründung, um junge Frauen in der Tech-Branche zu unterstützen. Ich habe diese Stadt, ihre lebhafte Startup-Szene und ihre engagierten Menschen in den vergangenen Jahren sehr ins Herz geschlossen und freue mich riesig über den STADT-HANNOVER-PREIS.“

Ausschreibung STADT-HANNOVER-PREIS 2023

Der „STADT-HANNOVER-PREIS – Frauen machen Standort“ 2023 zeichnet Frauen aus, die sich aktiv für die Förderung von weiblichen Fachkräften einsetzen. Die Ausrichtung des Unternehmens und der Unternehmenskultur sollte auf den Grundsätzen von „Corporate Social Responsibility“ basieren. Dabei stehen insbesondere innovative Ansätze im Fokus, welche einen nachhaltigen und langfristigen Beitrag zur Personalgewinnung und -bindung leisten, sowie das Potenzial von weiblichen Fachkräften im Unternehmen dauerhaft stärken. Voraussetzungen für eine Bewerbung war, dass die Bewerberin seit mindestens drei Jahren als Unternehmerin, als Soloselbständige oder als Freiberuflerin auf dem Gebiet der Landeshauptstadt Hannover tätig ist und sich erfolgreich am Markt behauptet.

Hintergrund

2023 wurde der mit 10.000 Euro dotierte STADT-HANNOVER-PREIS „Frauen machen Standort“  bereits zum 22. Mal verliehen. In dem Jahr gab es einen thematischen Schwerpunkt: Corporate Social Responsibility. Insgesamt waren sieben Bewerbungen, eingegangen, die die gesetzten Kriterien erfüllten. 

Film über die Preisträgerin 2023

 

Mira Jago, Cuckoo Coding GmbH, ist die Stadt-Hannover-Preisträgerin 2023.

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