Frauen machen Standort 2021

Stadt-Hannover-Preis geht an Dilek Ruf

Die Ehrung erfolgreicher Unternehmerinnen in Hannovers Wirtschaft: Das ist der Fokus des STADT-HANNOVER-PREISES "Frauen machen Standort", der 2021 an die Architektin Dilek Ruf geht. Oberbürgermeister Belit Onay und Friederike Kämpfe, die Gleichstellungsbeauftragte der Landeshauptstadt Hannover, übergaben den Preis am 3. Dezember an Dilek Ruf und würdigten sie in kleinem, festlichen Rahmen.

Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Friederike Kämpe (links) und Oberbürgermeister Belit Onay überreichten den Stadt-Hannover-Preis 2021 an Dilek Ruf. 

Dilek Ruf ist Geschäftsführerin und Inhaberin des Architekturbüros BBU.PROJEKT ARCHITEKTEN BDA. Sie gründete das Unternehmen 2012 und beschäftigt inzwischen 17 Architekt*innen und Innenarchitekt*innen. Mehr als die Hälfte davon sind Frauen. Das Team von BBU.PROJEKT nimmt für sich in Anspruch, neue Projekte mit Sorgfalt, Intensität und Offenheit anzugehen – für Dilek Ruf stehen bei ihrer Arbeit Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Vordergrund und grundsätzlich das Prinzip der Geschlechtergerechtigkeit.

Paritätische Strukturen für mehr Innovationskraft

BBU.PROJEKT ist eines der wenigen frauengeführten Architekturbüros mit mehr als zehn Mitarbeitenden – bundesweit nur eines von rund 35. Und das, obwohl fast 70 Prozent der Studierenden aus diesem Bereich weiblich sind. Nach Ansicht von Dilek Ruf scheinen sich Familien- und Unternehmensgründung oft gegenseitig auszuschließen. Gerade deswegen ist es ihr wichtig, den gesellschaftlich dominierenden Familienmodellen und traditionellen Rollenerwartungen entgegenzutreten. Denn ihrer Meinung nach hat jede Frau, die eine öffentliche Position besetzt, auch die Chance, eine öffentliche Wirkung zu entfalten und ein sichtbares Zeichen für Geschlechtergerechtigkeit zu setzen. Selbst tut sie das aktiv als Architektin, Geschäftsführerin, Vorstandvorsitzende des BDA (Bund Deutscher Architektinnen und Architekten) und Mutter.

Nachhaltige Gestaltung unserer Zukunft

Im Büroalltag von BBU.PROJEKT ist die Frage "Wie wollen wir in Zukunft leben?" laut Dilek Ruf von großer Bedeutung. Der Klimawandel und sich ändernde Bedürfnisse der Gesellschaft dürfen bei Planungen nicht außer Acht gelassen werden. Dilek Ruf und ihr Team setzen daher auf zukunftsfähige Planungen und eine nachhaltige Nutzung von knapper werdenden Ressourcen. Im Vordergrund steht dabei die Innenentwicklung in Städten, um die Chancen und Potenziale der Stadt auszuschöpfen, bevor in ökologisch intakte Systeme durch Neubauten eingegriffen und irreparabler Schaden angerichtet wird. Das bedeutet, die Architekt*innen von BBU.PROJEKT setzen sich für die Bestandsentwicklung und Nachnutzung von Immobilien ein – damit Gebäude nicht zum Wegwerfprodukt und kostbare Ressourcen verschwendet werden.

Digitalisierung als Innovationschance und Notwendigkeit

Digitales Arbeiten, das heißt computerbasierte Planungsprozesse mithilfe spezieller Software, ist in der Architekturbranche zwar der Standard. Im Büro von BB.PROJEKT aber wurden auch alle betriebswirtschaftlichen Abläufe in Zusammenarbeit mit einem jungen hannoverschen IT-Unternehmen digitalisiert. Von der Arbeitszeiterfassung der Mitarbeitenden bis hin zur Rechnungsstellung werden alle Aspekte abgedeckt. Das Programm schafft so nicht nur eine bessere Übersicht der Abläufe, sondern spart auch große Mengen an Papier. Zudem meldet BBU.PROJEKT seine Anwendererfahrungen zurück und unterstützt so die Weiterentwicklung der Software. Ebenso war das Architekturbüro an einem Testlauf des digitalen Baugenehmigungsverfahren beteiligt, das zukünftig in Niedersachsen verpflichtend eingeführt werden soll.

Effizientes Arbeiten – auch während der Pandemie

Digitalisierung wird bei BBU.PROJEKT aktiv gelebt und wurde durch die Corona-Pandemie noch weiter vorangetrieben. Der reibungslose Übergang ins Homeoffice habe das deutlich gemacht, so Dilek Ruf. Die Aufteilung der Büro- und Heimarbeit war dabei angepasst an die Bedürfnisse der Mitarbeitenden, das heißt Themen wie Kinderbetreuung wurden berücksichtigt. Auch die Kommunikation verlagerte sich rasch in den digitalen Raum. Konferenzen, Planungsgespräche und Wissenstransfer konnte über eine Videoplattform weiter stattfinden. Diese Umstrukturierungen brachten trotz allem auch positive Aspekte für Dilek Ruf und ihr Team: Die Einführung diverser, individuell angepasster Arbeitsweisen führte zu mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz und somit gesteigerter Produktivität. Auch Zeit, Kosten und CO2 – aufgrund weniger Dienstreisen – konnten eingespart werden.

Kriterien der Ausschreibung

Der STADT-HANNOVER-PREIS "Frauen machen Standort"“ 2021 (SHP) zeichnet Frauen aus, die einen wertvollen Beitrag zur hannoverschen Wirtschaft leisten. Bewerben konnten sich Unternehmerinnen, Freiberuflerinnen, Geschäftsführerinnen und Frauen in Führungspositionen, die sich seit mindestens drei Jahren in der Landeshauptstadt Hannover erfolgreich am Markt behaupten, Bedingungen für eine geschlechtergerechte Unternehmenskultur und Arbeitsteilung schaffen und so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie fördern, beispielsweise durch geeignete Arbeitszeitmodelle. Weitere Kriterien bei der Bewertung waren, inwiefern das Unternehmen zur Imagepflege der Landeshauptstadt Hannover beiträgt und Nachhaltigkeitsgrundsätze berücksichtigt.

Oberbürgermeister Belit Onay: "Preisträgerin beeindruckt durch zukunftsorientierte und nachhaltige Unternehmensführung"

"Es ist bittere Realität, dass Frauen in Führungspositionen, bei Gründungen und in der Wirtschaft nach wie vor unterrepräsentiert sind. Um das zu ändern, müssen wir als Kommune und als Stadtgesellschaft Unternehmerinnen mehr Sichtbarkeit verleihen, Vorbilder für angehende Gründerinnen schaffen und vor allem Frauen Mut zur Selbständigkeit machen. Der STADT-HANNOVER-PREIS setzt dahingehend ein wichtiges Zeichen auf kommunaler Ebene und würdigt den bedeutenden Beitrag, den Frauen hier am Wirtschaftsstandort Hannover leisten. Die diesjährige Preisträgerin beeindruckt durch ihre zukunftsorientierte und nachhaltige Unternehmensführung."

Gleichstellungsbeauftragte und Jury-Vorsitzende Friederike Kämpfe: "Viele starke Bewerbungen"

"Ich freue mich sehr, dass wir dieses Jahr den STADT-HANNOVER-PREIS zum 20. Mal verleihen können – auch wenn er wie 2020 im Zeichen von Corona stand. Ich finde es sehr inspirierend zu sehen, auf welch innovative Art und Weise Unternehmerinnen in Hannover mit der Pandemie umgegangen sind und weiterhin umgehen. Das haben uns die Bewerberinnen alle gezeigt. Wir hatten viele starke Bewerbungen und dennoch konnten wir eine herausragende Unternehmerin auswählen: Dilek Ruf, Geschäftsführerin des Architekturbüros BBU.PROJEKT ARCHITEKTEN BDA, hat uns als Jury in allen Kategorien überzeugt."

Preisträgerin Dilek Ruf: "Unternehmertum und Familie schließen sich nicht aus"

"Dass ich mit Blick auf das 10-jährige Bestehen meines Unternehmens Preisträgerin des diesjährigen Stadt-Hannover-Preises bin, berührt mich in besonderer Weise: 2012, im Jahr meiner Gründung, waren meine Kinder 1 und 3 Jahre alt. Die Entwicklung des Büros ist eine Teamleistung war mit Herausforderungen und Kraftaufwand verbunden – und hat von den beiden phasenweise viel Verständnis und Geduld abgefordert. Vor diesem Hintergrund ist dieser Preis besonders wertvoll: Er schafft Öffentlichkeit für Biografien, die verdeutlichen, dass Unternehmertum und Familie sich nicht ausschließen, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht – die Grenzen beginnen im eigenen Denken. Das Preisgeld werde ich daher als Basis für den Aufbau eines Mentoring-Programms verwenden, um junge Gründer*innen in meinem Berufsfeld auf dem Weg in die Selbstständigkeit zu unterstützen."

Eckdaten

Bereits zum 20. Mal wird der mit 10.000 Euro dotierte STADT-HANNOVER-PREIS "Frauen machen Standort" verliehen. In diesem Jahr gab es insgesamt 15 Bewerbungen aus den nachfolgenden Bereichen: Architektur, Dienstleistung, Design, Mode, Textil, Wirtschaftsnetzwerk, Sport, Coaching, Soziales, Kino, Einzelhandel, Gesundheit sowie Gastronomie. Schwerpunkt der Ausschreibung war in diesem Jahr die "strukturelle Veränderung und damit erfolgreiche Umsetzung zukunftsweisender Arbeitsformen unter Corona-Bedingungen".