Kathrin Röper vom Erlebnis-Zoo Hannover erklärt den Gehörsinn der Tiere.
Mein Lieblingsklang…
… ist das I-Aaaa eine irischen Esels. Ich war gerade in Irland im Urlaub, zum Eselwandern. Man wandert, und ein Esel wandert mit und trägt das Gepäck. Die kleinen Hotels haben Weiden für die Tiere. Und wenn wir morgens aufgestanden und vors Haus getreten sind, war da Ringo, unser Esel, und hat uns gleich erkannt. Er atmete ein paarmal tief ein, und dann kam zur Begrüßung dieses I-Aaaa. Das war das schönste Geräusch des Urlaubs." Kathrin Röper
Ein klitzekleines Klappern der Alu-Leiter reicht schon. Eben wollte der Fotograf sie hinaufsteigen, um Sany abzulichten, über die Mauer des Geheges hinweg. Aber Sany ist weg. Die Nashorndame hat das Klappern gehört und sich lieber verzogen. "Nashörner sind sehr schreckhaft", sagt Kathrin Röper, von Haus aus Diplom-Biologin und im Erlebnis-Zoo Hannover Referentin für Umweltbildung und Artenschutz. Sie nimmt eine Banane und hält sie Sany über die Mauer hinweg hin. Vor allem Bananen sind ein Leckerbissen für Spitzmaulnashörner. Vorsichtig kommt die schwergewichtige Dame wieder näher. "Nashörner können nur sehr wenig sehen, nach 20 oder 30 Metern ist Schluss", sagt Kathrin Röper. "Aber hören und riechen können sie ungeheuer gut. Bei Tieren ist es oft so, dass ein oder zwei Sinne besonders gut entwickelt sind."
Die Sinne der Tiere sind perfekt an ihren Lebensraum angepasst. Sanys Ohren sind ständig in Bewegung und drehen sich buchstäblich in jede Richtung. Irgendwo weiter hinten ruft eine Mutter ihr Kind – zack, das rechte Nashornohr wendet sich der Schallquelle zu. Wissenschaftler vermuten, dass Nashörner auch viel tiefere Töne hören als Menschen, bis hinunter zu fünf Hertz (der Mensch nur bis 20). Der Grund: In der Savanne tragen die tiefen Töne weiter über die Ebene als die hohen. Jetzt hat Sany schon die zweite Banane am Stück verspeist und schnaubt zufrieden. "Schnauben ist ein wichtiger Ruftyp bei Nashörnern", sagt Kathrin Röper. "So verständigen sich die Tiere. Häufiges Schnauben, wenn sie aufgeregt sind, unbeschwertes Schnauben, wenn alles okay ist." Sany ist hörbar entspannt. Es scheint trotz Alu-Leiter wieder alles okay zu sein.
Zehn Minuten später hält Kathrin Röper eine putzige kleine Königspython in Händen. Das ist Kevin, und er ist nur deswegen putzig, weil er vor einigen Tagen gegessen hat, sonst wäre die Situation möglicherweise etwas ungemütlich. Königspythons sind Würgeschlangen. Kevin hat keine Ohren. Hören kann er trotzdem: Er legt seinen Kiefer auf den Boden, und wenn ein Beutetier sich nähert, wird die Vibration an sein Innenohr weitergeleitet. Das hat er dann doch, wie Fische, nur eben keine Ohren außen. Weil der Kiefer zweigeteilt ist, kann Kevin obendrein unterscheiden, ob die Beute von rechts oder von links kommt. Was praktisch beim Attackieren und Umschlingen der Beute ist. Aber jetzt denkt er nicht daran, jetzt ist er ja glücklicherweise satt.
Schließlich steht Kathrin Röper vor dem Yukon-Bay-Becken, in dem die Brillenpinguine wohnen. "Hier ist es jetzt nicht ganz so laut", sagt Kathrin Röper und lächelt. "Aber in einer Pinguinkolonie wird ständig gerufen." Man mag sich das kaum vorstellen, tausend Pinguine – und alle schnattern unentwegt durcheinander. Das Phänomen dabei, sagt Kathrin Röper, sei Folgendes: "Jeder Jungpinguin kann aus dem Geschrei von tausend Artgenossen die Rufe seiner Eltern raushören." Und umgekehrt? "Und umgekehrt." Und wie machen die Pinguine das genau? "Die Kleinen werden vom ersten Moment an angeschnattert", verrät die Biologin. "Kaum geschlüpft, schon geht der Lärm los."