Die schlanke Fußgänger- und Fahrradbrücke über die gemächlichen Gewässer der Ihme verbindet die beiden hannoverschen Stadtteile Calenberger Neustadt und Linden-Nord. Ihren Namen verdankt sie einem ehemaligen Ausflugslokal, das um 1900 nur wenige Meter flussabwärts am so genannten Fährmannseck oder Leinedreieck stand. An der Landspitze, an der sich heute ein künstlicher Strand und eine Beachbar befinden, treffen die beiden hannoverschen Stadtflüsse Ihme und Leine wieder aufeinander und fließen gemeinsam gen Westen.
Die Brücke ins Grüne
Die Gastwirtschaft "Justus Garten", die der Brücke über die Ihme den schönen Namen gab, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein bei den Hannoveranern überaus beliebtes Ausflugslokal. Das große Gartenrestaurant mit Veranda und Kegelbahn war damals mindestens ebenso gut besucht wie heutzutage die breite und lange Wiese, die sich vom Fährmannseck stadteinwärts ans linke Ihmeufer unterhalb der Justus-Garten-Brücke schmiegt und auf der im Sommer die Sonnenanbeter und Grillfans dicht an dicht das Stadtleben genießen. Heinrich Justus, Inhaber und Wirt der stadtbekannten Schänke am Zusammenfluss von Leine und Ihme, erkannte die Gunst der Stunde und besorgte sich von der Stadt die Erlaubnis zum Betrieb einer Fähre, mit der die Gäste direkt von der Stärkestraße in Linden bequem zum "Justus Garten" auf der anderen Seite des Flusses schippern können. Maximal 30 Passagiere fanden Platz auf dem kleinen Kahn, der vom Fährmann mühsam mit einem Drahtseil über den Fluss manövriert wurde; auch Hühner, Ziegen und Fahrräder durften "mitreisen". Später, in den 1920er Jahren, waren es vor allem Arbeiter in den Lindener Fabriken, die täglich hin- und her pendelten (1921 wurden fast 2.500 tägliche Fahrgäste in beide Richtungen gezählt!). Nachdem das Gartenlokal bereits im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, rentierte sich auch bald schon die altertümliche Personenfähre nicht mehr und der Betrieb wurde in den 1950er Jahren eingestellt.
Das Fährmannsfest – Hannovers Woodstock am Wasser
An "Justus Garten" erinnert heute nur noch der Name der 1980 erbauten Brücke über die Ihme. An die alte Seilfähre über die Leine hingegen erinnert seit 1983 in jedem Jahr das Fährmannsfest – ein dreitägiges Open-Air-Festival mit Live-Musik, Kultur- und Kinderprogramm, das stets am ersten August-Wochenende an der ehemaligen Fährstelle am Leinedreieck und auf dem Faust-Gelände auf der gegenüber liegenden Uferseite veranstaltet wird. Zur Sommer-Sause am Wasser kamen in den vergangenen Jahren mehr als 15.000 Besucher aus Hannover und der Region.