Das 1993 vom Kölner Künstler Gunter Demnig initiierte Projekt "Stolpersteine" ist das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Rund 55.000 Betonquader mit einer Seitenlänge von jeweils zehn Zentimetern, einer Messingtafel und einer Inschrift erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – in über 1.600 Orten in Deutschland derzeit und in 20 Ländern Europas. Allein in Hannover wurden bislang 330 Stolpersteine an über 100 verschiedenen Stellen im gesamten Stadtgebiet verlegt.
"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist"
Die Stolpersteine sind ein Kunstprojekt für Europa, wie Gunter Demnig auf seiner Internetpräsenz www.stolpersteine.eu erklärt, „...das die Erinnerung an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Zigeuner, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalismus lebendig erhält.“. Die Betonsteine und Gedenktafeln aus Messing werden in Demnigs Werkstatt im Künstlerhof Berlin-Buch ausschließlich in Handarbeit hergestellt (pro Monat 440 Stück), die Inschriften informieren über Name, Geburtsjahr und das Schicksal der jeweiligen NS-Opfer. Die Stolpersteine verlegt Gunter Demnig meist persönlich in den Bürgersteig – und soweit möglich – unmittelbar vor dem letzten vom Opfer frei gewählten Wohnhaus. „Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist“ – dieses Zitat aus dem Talmud, eines der bedeutendsten Schriftwerke des Judentums, ist das Motto für Demnigs europaweites Stolperstein-Projekt.
Nach ihrer Verlegung gehen die Stolpersteine in das Eigentum der Stadt oder Gemeinde über, für 120 Euro kann jeder Mensch eine Patenschaft für die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteins übernehmen (schriftliche Anträge nehmen das Projekt Erinnerungskultur der Landeshauptstadt Hannover und die Deutsch-Israelische Gesellschaft in Hannover entgegen). Der hannoversche Zauberkünstler und Entertainer Detlef Simon alias Desimo etwa hat eine Patenschaft für den Stolperstein vor dem Haus in der Limmerstraße im Stadtteil Linden-Nord übernommen. Er erinnert an den Zauberkünstler Ernst Schünemann, der am 14. Februar 1941 im Alter von nur 44 Jahren mutmaßlich aufgrund der unmenschlichen Haftbedingungen im Zuchthaus Hameln an einer schweren Lungenentzündung verstorben ist.
Bislang sind 476 Gedenksteine für die Opfer des Nationalsozialismus an ihren frei gewählten letzten Wohnorten im Gebiet der Stadt Hannover verlegt worden.