Der Freundeskreis Hannover ist mit seinen rund 1.300 Mitgliedern einer der größten Bürgervereine Deutschlands. Er engagiert sich seit über 30 Jahren als unabhängiger und gemeinnütziger Bürgerverein für eine lebendige Stadtgesellschaft. Besonders am Herzen liegt ihm, die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt zu stärken, kulturelle Initiativen zu unterstützen, neue Ideen zum Wohle der Stadt und ihrer Bewohner zu entwickeln und den Dialog zwischen Bürgern, Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kulturen und Religionen zu fördern. Dies geschieht auch durch die jährliche Vergabe des Stadtkulturpreises.
Preisträger 2021
Andersraum e.V.: Als Dach für queere Communitys in Hannover ist der Andersraum eine Graswurzel-Organisation. Der Verein wächst durch das Engagement und die Ideen vieler verschiedener (queerer) Mensch.
"Die Arbeit des Andersraum e.V. verdeutlicht, wie wichtig der Einsatz für marginalisierte Menschen ist. Ohne ihn würden wichtige Anlaufstellen und Orte der Begegnung für LGBT*IQ-Menschen und Allies in der Stadt Hannover fehlen. Vom queeren Zentrum über den Christopher Street Day bis hin zu Beratungsangeboten und Workshops – all das würde es ohne den jahrelangen und unermüdlichen Einsatz von zahlreichen und vor allem ehrenamtlich tätigen Menschen nicht geben. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass der Stadtkultur-Preis in diesem Jahr diese Arbeit anerkennt und eine mehr als verdiente Auszeichnung darstellt", so Albert Kehrer, Vorstandsvorsitzender der "Prout At Work"-Foundation, über den Andersraum e.V.
"Wir freuen uns wirklich sehr über den Stadtkulturpreis, denn mit dem Preis geben Sie Antwort auf die Frage: In welcher Stadt wollen wir leben? Offenbar wollen Sie in einer Stadt leben, die sich für Menschenrechte stark macht. Die klare Kante gegen Rechts zeigt. Und die auf ein solidarisches, wertschätzendes Miteinander setzt. Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, dass Hannover noch mehr als heute schon dieser Ort wird, frei nach dem Motto des Freundeskreises: Gemeinsam mehr bewegen", so Adrian Amor, Vorstand und Jugendgruppenleitung Andersraum e.V
Ruth Gröne: Die Lebensgeschichte von Ruth Gröne, geborene Kleeberg, aus Hannover ist eng verbunden mit dem Ort der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule Ahlem. Als Kind eines jüdischen Vaters und einer christlichen Mutter erlebt Ruth die Verfolgung ihrer Familie durch die Nationalsozialisten von klein auf. Auf dem Gelände der von der Gestapo besetzen Gartenbauschule lebt sie zwei Jahre lang im so genannten "Judenhaus". Hier wird ihr Vater inhaftiert – hier sieht sie ihn ein letztes Mal, bevor er 1945 verschleppt und ermordet wird. Und noch heute ist Ruth Gröne in Ahlem zu Hause, engagiert sich für die Erinnerungsarbeit in der Gedenkstätte und in Vereinen.
"Die Erinnerung an die nationalsozialistischen Massenverbrechen und ihre Opfer wachzuhalten, ist für Ruth Gröne zur Lebensaufgabe geworden. Mit ihrem beharrlichen Engagement, mit ihren zahlreichen Vorträgen und Gesprächen hat sie uns immer wieder bewusst gemacht, wie unabdingbar die konkrete Erzählung der Überlebenden für unser Verständnis der nationalsozialistischen Judenverfolgung ist, wie sehr gerade hier Geschichte auch aus Geschichten besteht", so Dr. Thomas Rahe, Wissenschaftlicher Leiter der Gedenkstätte Bergen-Belsen.