"Can you hear your heART"
Georgiews berührendes Video über Hannovers Kulturszene
Von Matthias Brodowy bis Mousse T.: Nikolaj Georgiews Video verdeutlicht eindrucksvoll die Situation von Kulturschaffenden in Zeiten von Corona.
Langsam geht er durch die leeren, dunklen Straßen Hannovers. Beleuchtet sind einzig die Schaufenster und Gebäude um ihn herum. Matthias Brodowys Blick schweift in die Ferne. Cut. Pedro Prüser sitzt als "Hausmeister Bloch" allein in einem Bus. Cut. Die Slam-Poetin Ninia LaGrande steht allein auf einer Theaterbühne, die Sängerin Denise M'Baye allein in einem Konzertsaal, der Schauspieler Adriaan van Veen allein an einem Filmset.
Leere Säle, leere Seelen
"Es sind nicht nur die leeren Säle, es ist auch die Leere in uns", sagt Brodowy im Gespräch mit Hannover.de. Zusammen mit dem Musikvideo-Regisseur Nikolaj Georgiew hat der Kabarettist das Video "Can you hear your heART" in Hannover gedreht. Über 15 Künstler und Kulturschaffende von Mousse T. über Anca Graterol & Ossy Pfeifer bis zum Mädchenchor Hannover haben bei der filmischen Momentaufnahme mitgemacht.
Georgiew: "Idee kam mir im Auto"
"Während einer Autofahrt vor genau drei Wochen kam mir plötzlich die Idee, Künstler symbolisch in ihrer Umgebung zu zeigen, wie sie nichts tun", erzählt Georgiew Hannover.de. "Eine Metapher für die aktuelle Zeit." Noch während der Fahrt holte er Brodowy ins Boot. Eine halbe Stunde später waren es dann schon drei Künstler, die zugesagt hatten.
Zwei Wochen danach war "das Kleinod" bereits fertig gedreht und geschnitten. Georgiew: "Die Musik wurde dann von Björn Diewald in enger Zusammenarbeit mit mir verwirklicht."
"Ich möchte aufrütteln"
Der Film solle die Menschen berühren und die aktuelle Situation bildlich aufzeigen. "Ich möchte nicht anklagen oder beurteilen, sondern nur aufrütteln und das Gefühl eines Jeden ansprechen", so Georgiew.
Das möchte auch Brodowy. "In unserem Beruf geht es in erster Linie um unsere Leidenschaft, nicht ums Geldverdienen", sagt er. Das werde in der Öffentlichkeit doch oft nicht so wahrgenommen. "Wir sind alle bereit kürzerzutreten, wenn wir damit das Infektionsgeschehen bremsen können", so Brodowy. "Aber wir möchten nicht von der Politik stigmatisiert werden, indem das Gefühl transportiert wird, im Theater sei man nicht sicher." Hygienekonzepte seien bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und unter anderem in Lüftungsanlagen massig investiert worden. Überall in Deutschland.
Streams sind kein Ersatz
Wie es nun weitergeht vermag der Kabarettist nicht zu sagen. Streams seien eine wunderbare Möglichkeit zu zeigen, "wir sind noch da". Brodowy: "Aber sie sind kein Ersatz für das Live-Erleben von Kultur" – für die Künstler nicht und für das Publikum auch nicht. "Da fehlt etwas." Und genau dieses Gefühl transportiere auch das "Can you hear your heART"-Video.