Die Satelliten-Mission LISA Pathfinder ist am Mittwochmorgen, 3. Dezember, auf einer Vega-Rakete in Richtung All gestartet. Sie soll Technologien zur Gravitationswellen-Beobachtung testen.
Bedeutender Schritt zum Gravitationswellen-Observatorium im All: Der Start von LISA Pathfinder (LPF) fiel fast genau mit dem 100-jährigen Jubiläum der Veröffentlichung von Albert Einsteins Allgemeiner Relativitätstheorie zusammen, die am 2. Dezember 1915 publiziert wurde. Die Theorie sagt die Existenz von Gravitationswellen voraus. Dies sind winzige Kräuselungen der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit durchs All ausbreiten, doch bislang noch nie direkt beobachtet wurden. "Diese Mission ist ein großer Schritt hin zu einen Gravitationswellen-Detektor im All. 96 Prozent des Universums können wir nicht mit herkömmlichen astronomischen Methoden beobachten. Eine zukünftige Mission wie eLISA wird Gravitationswellen z.B. von extrem massereichen schwarzen Löchern empfangen und uns das gravitative Universum erschließen", sagt Prof. Dr. Karsten Danzmann, Direktor am Albert-Einstein-Institut und Professor an der Leibniz Universität Hannover.
Auf dem Weg ins All
Die Vega-Rakete, die LPF ins All bringen sollte, hob um 5:04 Uhr MEZ vom Europäischen Weltraumbahnhof in Kourou (Französisch-Guyana) ab. Rund sieben Minuten später, nach dem Ausbrennen und der Abtrennung der ersten drei Raketenstufen, wurde LPF durch eine erste Zündung der obersten Raktenstufe in eine niedrige Erdumlaufbahn gehoben. Eine weitere Triebwerkszündung erfolgte rund eine Stunde und vierzig Minuten nach dem Start der Rakete. Der Satellit mit seinem Antriebsmodul trennte sich von der Oberstufe um 6:49 Uhr. Missionwissenschaftler- und ingenieure am europäischen Weltraumkontrollzentrum ESOC in Darmstadt übernahmen dann die Kontrolle der Mission. LPF befindet sich nun in einer elliptischen Erdumlaufbahn mit einem erdnächsten Punkt rund 200 Kilometer über der Erdoberfläche und einem erdfernsten Punkt rund 1.500 Kilometer über der Erdoberfläche. Vom 6. Dezember an beginnt dann eine Reihe von sechs Bahnkorrekturmanövern, die den erdfernsten Punkt der elliptischen Umlaufbahn innerhalb von fünf Tagen immer weiter anheben.
Messkampagne beginnt am 1. März 2016
Schließlich wird LPF den Erdorbit vollständig verlassen und auf einer Transferbahn in Richtung des so genannten Lagrangepunkts L1 driften – rund 1,5 Millionen Kilometer von der Erde in Richtung Sonne entfernt. Der Satellit wird seine Arbeitsumgebung voraussichtlich rund 10 Wochen nach dem Start, am 13. Februar 2016, erreichen. Nach letzten Funktionsprüfungen wird die wissenschaftliche Messkampagne am 1. März beginnen. "Die Technologie, die jetzt an Bord von LISA Pathfinder fliegt, ist das Ergebnis von mehr als zehn Jahren wissenschaftlicher und technischer Entwicklung. Es ist sehr befriedigend, den Satelliten nun auf seinem Weg ins All zu sehen", sagt Dr. Jens Reiche, der Nationale Projektmanager für LISA Pathfinder am Albert-Einstein-Institut.
Datenauswertung in Hannover
Die wissenschaftliche Hauptmission von LISA Pathfinder wird mindestens sechs Monate dauern. Das Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik in Hannover ist führend an der Entwicklung der Auswertungssoftware beteiligt, die eine zentrale Rolle beim Extrahieren der entscheidenden Information aus den Messdaten spielt. Dafür betreibt das Institut einen Kontrollraum in Hannover. Da eine unmittelbare Auswertung der Daten für die Konfiguration der Folgeuntersuchungen entscheidend ist, besetzen Forscher des Instituts außerdem rund um die Uhr Schichten im Darmstädter Kontrollzentrum der europäischen Weltraumagentur ESA.