Patienten, die im Annastift ein neues Hüft- oder Kniegelenk erhalten, können sich eine App als Wegbegleiter für ihre Behandlung herunterladen. Damit ist ein "Sektorenübergreifender Behandlungspfad" implementiert, der Patienten von der Erstuntersuchung bis zur Entlassung aus der Rehabilitationsklinik begleitet.
In einem bundesweit bisher einmaligen Gemeinschaftsprojekt ist es gelungen, einen Meilenstein für die Qualitätssicherung bei künstlichen Gelenken von Knie und Hüfte durch ein neues medizinisches High-Tech-Produkt zu entwickeln. Erstmals ist es nun möglich, den Patienten vor, während und nach der Operation aus einem Guss sektorenübergreifend (Arzt, Krankenhaus, Rehabilitationsklinik) mit einem einheitlichen Behandlungsplan zu betreuen. Bisher bargen die unterschiedlichen, nicht aufeinander aufgebauten Behandlungen, Sicherheitsrisiken und darüber hinaus waren sie teilweise unwirtschaftlich. Damit ist jetzt Schluss. In einem zweijährigen, wissenschaftlich begleiteten Projekt wurde eine TEP (Totalendoprothese)-App entwickelt, an deren Ende die möglichst uneingeschränkte, schmerzfreie Beweglichkeit bei künstlichen Gelenken steht
Funktionsweise der App
Die TEP-App ist unter anderem für Smartphones und Tablet-Computer konzipiert und bietet ein ununterbrochenes innovativ gestaltetes Behandlungskonzept, in der der Patient alle relevanten Informationen erhält und aktiv an seinem Heilungsprozess mitarbeiten kann. Die App führt die Person nachvollziehbar durch alle Schritte des akut stationären Verlaufes und Rehabilitationsklinik. Der Behandlungsplan liegt ständig verfügbar in der Hand des Patienten. Zusätzlich zur Erklärung der einzelnen Meilensteine bietet das Programm ein interaktives Patiententagebuch sowie Checklisten, Tipps und Videos zu physiotherapeutischen Übungen. Die TEP-App wurde am Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik an der MHH für Smartphones und Tablet-PC mit Android- und iOS-Betriebssystem entwickelt. Sie steht kostenlos in den betreffenden App-Stores zum Download zur Verfügung.
Neun Partner an der Entwicklung beteiligt
Insgesamt neun Partner sind an dem "Sektorenübergreifenden Behandlungspfad" beteiligt. Entwickelt wurde die sogenannte "TEP-App" vom Diakoniekrankenhaus Annastift als zertifiziertes Endoprothetikzentrum der Maximalversorgung, dem Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen (ZQ) – Einrichtung der Ärztekammer Hannover und dem Peter L. Reichertz Institut für Medizinische Informatik der Medizinischen Hochschule Hannover (PLRI). Sechs niedersächsische Rehakliniken wurden zudem ins Boot geholt, um den TEP-Patienten künftig Schritt für Schritt durch den Gesundungsprozess zu lotsen.
Medizinisch-wirtschaftlicher Hintergrund
Starke Schmerzen in Knie und Hüfte – eine längere Lebensdauer und der Wunsch langfristig mobil zu bleiben hat seinen Preis: einen stetig höheren Verschleiß. Der wiederum aber führt zu immer mehr künstlichen Gelenken. Bundesweit sind jährlich 390.000 Patienten von einem Eingriff für ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk betroffen. Es handelt sich dabei um eine der häufigsten Operationen an Deutschlands Krankenhäusern. Ziel der Eingriffe ist die möglichst wenig eingeschränkte, schmerzfreie Beweglichkeit durch eine präzise eingesetzte Totalendoprothese (TEP) mit einer langen Lebensdauer. Für Patienten und Angehörige sind Operation und Rehabilitation häufig ein schwer verständliches Unterfangen und eine Fülle an Informationen ist zu verarbeiten.