Tablet statt Stethoskop: Das hannoversche Startup Improved Medical Diagnostics (IMD) hat ein Verfahren entwickelt, das Mediziner mithilfe von Big Data bei der Diagnose von Krankheiten unterstützt. Die Idee überzeugte nicht nur die Jury von Hannovers größtem Gründungswettbewerb StartUp-Impuls – auch das Silicon Valley ist hellhörig geworden.
Data Mining: Diagnose mittels Datenbankabgleich
Lange Zeiten im Wartezimmer, ergebnislose Untersuchungen oder Ochsentouren von Arzt zu Arzt – dank IMD gehört das vielleicht bald der Vergangenheit an. Die Lösung des Startups aus Hannover fußt auf dem sogenannten Data Mining. Die Idee ist einfach: Diagnose anhand von Datenbankabgleich. Im Anamnese-Gespräche fragt der Arzt anhand eines elektronischen Fragebogens gezielt Symptome ab. Die Ergebnisse werden mit weitreichenden Datenbanken abgeglichen, in denen die Antworten und zugehörigen Diagnosen anderer Patienten anonymisiert hinterlegt sind. Der behandelnde Arzt erhält so binnen Sekunden eine Tendenz, um welche Krankheit es sich handeln könnte, die mit 90-prozentiger Sicherheit nach weiteren Untersuchungen zutrifft. Der Clou: Mit jedem Patientengespräch wächst die Datenbank und präzisiert das Tool immer weiter.
"Unser Produkt ist eine Unterstützung im Alltag der Ärzte. Diagnosen können so schneller und zielgerichteter getroffen werden. Patienten wird schneller geholfen und die Krankenhäuser und Ärzte sparen Ressourcen ein, die an anderer Stelle besser genutzt werden könnten", erklärt Dr. Lorenz Grigull, Kinderarzt und einer der Gründer von IMD. Das Team um Dr. Grigull besteht aus CEO Dr. Thomas Borcholte, ebenfalls Mediziner, IT-Experte Professor Werner Lechner und Data Mining-Spezialist Professor Frank Klawonn. Außerdem arbeiten weitere Doktoranden und Studierende aus den Bereichen Medizin, IT und Wirtschaft für IMD.
Offene Ohren im Silicon Valley
Die Gründungsidee kam Grigull bereits 2007, gemeinsam mit Lechner entwickelte er einen ersten Prototyp, der 2012 vorgestellt wurde. Bei Hannovers größtem Gründungswettbewerb StartUp-Impuls, den die Sparkasse Hannover und die Wirtschaftsförderungsgesellschaft hannoverimpuls gemeinsam durchführen, konnte IMD 2015 die Expertenjury überzeugen. Grigull und Kollegen gewannen den Internationalisierungspreis "Going Global" für Geschäftsideen mit Aussicht auf länderübergreifenden Erfolg. Der Preis: Eine einwöchige Reise ins Silicon Valley in den USA – dem Mekka der Startup-Szene. Die vom Verband Deutscher Startups organisierte Reise führte die Teilnehmer passgenau mit den richtigen Kontakten zusammen. "Wir haben mit dutzenden Denkern und Möglichmachern im direkten Dialog Ideen ausgetauscht, Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet und vor allem langfristige Kunden- und Investorenbeziehungen geformt, die ohne die Reise nicht möglich gewesen wären", berichtet CEO Borcholte. "In Deutschland ist es oft noch schwierig, Investoren für neue Ideen zu gewinnen. Im Silicon Valley war das anders. Man unterhält sich auf Augenhöhe mit Spezialisten aus allen Bereichen, mit Leuten, die durch Startups erfolgreich geworden sind. Wir haben nicht nur viel gelernt, sondern auch eine große Firma als Kunden gewinnen können, mit der wir ein erstes Projekt entwickeln."
StartUp-Impuls-Wettbewerb: Anmeldung bis 2. Januar
Auch in diesem Jahr findet StartUp-Impuls wieder statt – mittlerweile zum 14. Mal. Erneut winken Preise und Preisgelder im Wert von insgesamt über 100.000 Euro. Gründende werden in fünf Kategorien prämiert: Neben dem Ideen-, Internationalisierungs-, Gründungs- sowie dem Hochschul- und Wissenschaftspreis ist in diesem Jahr die Kategorie "Digital Business & Technology" neu hinzugekommen. Noch bis zum 2. Januar 2017 sind Anmeldungen möglich.