Mensen des Studentenwerks

Gerichte vom Zweinutzungshuhn

Zum zweiten Mal in diesem Jahr steht in den Mensen des Studentenwerks Hannover ein Gericht aus Hühnern auf dem Speiseplan, die Teil eines Projektes der Tierärztlichen Hochschule sind, in dem Wissenschaftler ein neues Konzept für die Geflügelhaltung untersuchen.

Werden in Hannovers Mensen aufgetischt: leckere Gerichte aus dem Zweinutzungshuhn.

In den Mensen des Studentenwerks Hannover steht am Mittwoch, 23. November, Hühnerfrikassee auf dem Speiseplan. Das Besondere: Die Tiere stammen aus einem Forschungsprojekt der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), in dem Wissenschaftler an einem neuen Konzept für die Geflügelhaltung arbeiten.

Zweinutzungshuhn

Im Zentrum des Forschungsprojekts steht das sogenannte Zweinutzungshuhn – eine Hühnerlinie, die als Legehenne und als Masttier eingesetzt werden soll. Um Eier und Fleisch zu einem möglichst günstigen Preis anbieten zu können, werden Hühner seit vielen Jahren für einen bestimmten Zweck gezüchtet: Ziel ist, dass sie entweder besonders viele Eier legen oder besonders viel Fleisch ansetzen. Masthühner sind darauf gezüchtet, in möglichst kurzer Zeit Gewicht zuzulegen und das Futter möglichst effizient zu verwerten. Das Zuchtziel bei den Hennen ist eine möglichst gut Legeleistung: Knapp 300 Eier legen sie durchschnittlich pro Jahr. Da die Hähne der Legehennenlinien als Masthähnchen ungeeignet sind und auch keine Eier legen, werden die männlichen Küken bisher kurz nach dem Schlupf aussortiert und getötet. Um diese Praxis zu unterbinden, wird nach Alternativen gesucht. Eine Lösung könnte das Zweinutzungshuhn sein: Die Hennen legen bei einem vertretbaren Futteraufwand noch viele Eier und gleichzeitig können die Hähne als "Hähnchen" vermarktet werden, sodass sie nicht als Eintagsküken getötet werden müssen.

Kooperation von TiHo und das Studentenwerk

Die TiHo und das Studentenwerk kooperieren in diesem Projekt mit dem Ziel, die Akzeptanz des Zweinutzungshuhns auf dem Markt zu testen: In einigen Mensen führen die Wissenschaftler eine Gästebefragung durch. Da die Legehennen pro Jahr etwa 50 Eier weniger legen, die zudem auch noch kleiner sind, und die Masthähnchen ein geringeres Gewicht bei einer längeren Mastdauer haben, bedeutet das Konzept für die Landwirte auf den ersten Blick wirtschaftliche Einbußen. Hier ist der Verbraucher gefragt: Mehr Tierschutz kostet auch mehr Geld.

Wissenschaftliches Vergleichsprojekt

Das Töten der Eintagsküken, aber auch das Kürzen der Schnäbel und der Antibiotikaeinsatz – die Geflügelhaltung steht an verschiedenen Stellen in der Kritik. Mit dem neuen Konzept wollen die Wissenschaftler an mehreren Stellschrauben drehen. Dafür vergleichen sie das Zweinutzungshuhn auf dem Lehr- und Forschungsgut der TiHo in Ruthe bei Sarstedt mit einer konventionellen Legehennenlinie, deren Tiere leichter sind, aber auch mehr Eier legen. Sie prüfen im Laufe des Projektes verschiedene Gesundheitsaspekte bei den Tieren, eine attraktivere Stallstrukturierung oder den Einfluss von Beschäftigungsmaterial auf das Tierverhalten. Zusätzlich zum Verzicht auf das Töten der männlichen Küken werden auch die Schnäbel der Hennen nicht mehr gekürzt. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass die ruhigeren Zweinutzungshühner sich gegenseitig weniger bepicken und Verletzungen zufügen.

Die Zweinutzungshähne werden in Bodenhaltung mit Sitzstangen,Sprungtischen und Strohballen gehalten.

Tierschutzrelevante Probleme vermeiden

Ein weiteres häufiges Problem bei konventionellen Legehennenlinien sind Brustbeindeformationen und -brüche. Sie treten vor allem in alternativen Haltungssystemen mit Sitzstangen auf verschiedenen Ebenen auf. Solche Schäden sind beim Nutzgeflügel in der Regel multifaktoriell. Nur durch das Zusammenwirken haltungs- und fütterungsbedingter Faktoren mit dem genetischen Potenzial der Tiere, Stress zu kompensieren und Erkrankungen abzuwehren sowie einer guten Hygiene können tierschutzrelevanten Probleme vermieden werden.

Masthähne in Bodenhaltung

Die Masthähne werden ebenfalls in Bodenhaltung gehalten – in einem zweigeteilten Stall, sodass die Zweinutzungshühner von den Hähnen der konventionellen Legelinie, die als Vergleichstieren fungieren, getrennt sind. Neben Sitzstangen haben die Masthähne Sprungtische und Strohballen. Da das Zweinutzungshuhn langsamer wächst als Tiere konventioneller Mastlinien, ist die Mastdauer deutlich länger und verdoppelt sich nahezu. Die Dualhähne wiegen nach 63 Masttagen etwa zwei Kilogramm. Herkömmliche Mastlinien werden nach etwa 32 bis 42 Tagen mit etwa 2,5 Kilogramm geschlachtet. Bei konventionellen Mastlinien kann das schnelle Wachstum zu Herzkreislaufproblemen und anderen gesundheitlichen Problemen führen. Die Projektpartner gehen außerdem davon aus, dass das neue Konzept für die Tiere weniger Stress bedeutet – für die Legehennen genau wie für die Masthähne. In Kombination mit entsprechenden Prophylaxestrategien erwarten sie, dass die Hühner gesünder sind und weniger oder keine Medikamente benötigen.

Zweite gemeinsame Aktion des Studentenwerks Hannover und der TiHo

Anfang dieses Jahres gab es schon mal eine gemeinsame Aktion des Studentenwerks Hannover und der TiHo: Im Februar boten die hannoverschen Mensen halbe Hähnchen aus dem Forschungsprojekt an. Weitere Infos zum Zweinutzungshuhn und zur Kooperation der TiHo mit dem Studentenwerk Hannover gibt es im Video "Zweinutzungshuhn - Forschung für mehr Tierwohl" auf dem Multimediaportal der Initiative Wissenschaft Hannover und im Artikel:

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(Veröffentlicht: 23. November 2016)