Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule haben herausgefunden, dass sogenannte Gamma-delta T-Zellen, die eine wichtige Rolle im Immunsystem spielen, individuell und anpassungsfähig sind.
Unser Immunsystem enthält zwei Sorten von T-Zellen: Alpha-beta T-Zellen, die sehr spezifisch auf Impfungen oder den Kontakt mit Krankheitserregern reagieren und dabei lernen, uns vor weiteren Infektionen zu schützen, und gamma-delta T-Zellen. Bisher ging man davon aus, dass letztere bei allen Menschen ähnlich sind. Doch Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben nun herausgefunden, dass sie vielfältig und individuell sind: "Es scheint, als ob jeder Mensch im Laufe seines Lebens ein ganz persönliches Repertoire an gamma-delta T-Zellen bildet, das wie ein Spiegel den bisherigen Kontakt zur Welt der Mikroben reflektiert", erläutert Professor Dr. Immo Prinz vom MHH-Institut für Immunologie. Er hat die zugrundeliegende Studie mit Privatdozent Dr. Christian Könecke aus der MHH-Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation geleitet. Sie fand im Rahmen des Sonderforschungsbereichs (SFB) 900 "Chronische Infektionen: Mikrobielle Persistenz und ihre Kontrolle" statt. Die Ergebnisse veröffentlichte die renommierte Fachzeitschrift Nature Immunology.
Interdisziplinäres Forscherteam
Das interdisziplinäre Forscherteam konnte die Rolle der gamma-delta T-Zellen bei der Abwehr des Zytomegalievirus beobachten - und zwar im Blut von Leukämiepatienten. Dazu etablierten die Wissenschaftler neue Technologien zur Hochdurchsatz-Sequenzierung (Next-generation-sequencing) von T-Lymphozyten und zur Charakterisierung ihrer individuellen T-Zell-Rezeptoren. Das zu den Herpesviren zählende Zytomegalievirus trägt mehr als die Hälfte der europäischen Bevölkerung in sich. Für gesunde Erwachsene ist es in der Regel harmlos, aber für Menschen mit einem geschwächten Immunsystem kann Zytomegalie zu einer schwerwiegenden Erkrankung werden. Bei einem Teil der Leukämiepatienten, die das Virus in sich tragen, wird es nach der Blutstammzelltransplantation wieder aktiv.
Weitere Forschungen geplant
"Diese T-Zellen zeigten eine adaptive Immunantwort und sind daher eine interessante Perspektive als neuartiges Zell-Therapeutikum gegen Zytomegalie bei Transplantationspatienten", erklärt PD Dr. Könecke. "Wir wollen hier anknüpfen und zum Beispiel die Kinetik von gamma-delta T-Zellen auch bei der Immunantwort gegen weitere Viren erforschen", sagt Erstautorin Dr. Sarina Ravens, die nach ihrer Dissertation in Straßburg das Team des SFB900 komplettiert und das Projekt als Postdoktorandin maßgeblich vorangetrieben hat.