Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule untersuchen in einer Studie, wie die Prostatakarzinom-Früherkennung optimiert werden kann und erhalten dafür 670.000 Euro von der Deutschen Krebshilfe.
Die Urologen der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben in den vergangenen zwei Jahren zahlreiche Männer im Alter von 45 Jahren aus dem Großraum Hannover per Post aufgefordert, an PROBASE teilzunehmen. Mit dieser Studie wollen sie die Prostatakrebs-Vorsorge optimieren. Und auch in den kommenden drei Jahren werden die Wissenschaftler weiterhin Männer anschreiben, um die Studie fortführen zu können - ebenso wie Teams aus drei weiteren Zentren in Düsseldorf, Heidelberg und München. Dafür erhalten die Forscher von der Deutschen Krebshilfe, die diese Arbeit bereits seit 2014 mit insgesamt 4,74 Millionen Euro gefördert hat, weitere rund 3,5 Millionen Euro. Der MHH-Anteil beläuft sich auf 670.000 Euro. "Die Studie ist sehr wichtig, um die Krebsvorsoge zu optimieren. Wir überprüfen, ob es sinnvoll ist, diese Vorsorge an das individuelle Risiko anzupassen", sagt der Studienleiter Privatdozent Dr. Florian Imkamp. Er ist Oberarzt der MHH-Klinik für Urologie und Urologische Onkologie, die Professor Dr. Markus Kuczyk leitet. Insgesamt sollen an PROBASE 12.500 Männer aus dem Großraum Hannover teilnehmen, deutschlandweit sogar 50.000. Es können sich keine Männer von sich aus für die Studie anmelden, sondern erst, nachdem sie angeschrieben worden sind.
PSA-Test
Bei der Früherkennung des Prostatakarzinoms spielt der Spiegel des Prostata-spezifischen Antigens (PSA) eine wichtige Rolle. Der sogenannte PSA-Test bei Männern ab 45 Jahren zur Früherkennung von Prostatakrebs wird aber kontrovers diskutiert. Zum einen lässt sich dadurch Krebs früh erkennen und deswegen besser behandeln, was sehr wahrscheinlich die Gefahr vermindert, daran zu versterben. Zum anderen haben Männer mit Prostatakrebs zum Teil eine so günstige Prognose, dass sie nicht zwingend eine Behandlung benötigen. Eine solche Behandlung beginnt aber vorsichtshalber doch häufig, wenn Krebs festgestellt worden ist. Sie kann weitere, körperlich und psychisch oft belastende Untersuchungen und Behandlungen nach sich ziehen. Derzeit haben Männer ab 45 Jahre lediglich Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung. Die Kosten für die PSA-Bestimmung übernehmen Krankenkassen nur dann, wenn der Mann Beschwerden aufweist, die auf eine Prostataerkrankung hinweisen. Männer, die einen PSA-Test wünschen, müssen diesen als individuelle Gesundheitsleistung (IGeL) selbst bezahlen.
Optimierung des PSA-Screenings
In der PROBASE-Studie untersuchen Wissenschaftler, ob das PSA-Screening optimiert werden kann, indem die Tests in Abhängigkeit vom individuellen Risiko des Mannes erfolgen. Dieses Risiko wird anhand eines einmalig bestimmten "Basis-PSA-Wertes" ermittelt. Mit der Studie wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob der Basis-PSA-Wert und somit das PSA-Screening mit 45 oder mit 50 Jahren begonnen werden sollte und welche Intervalle für das sich anschließende Screening optimal sind. Dadurch sollen künftig unnötige PSA-Untersuchungen bei Männern mit geringem Krebsrisiko vermieden werden und Männer mit hohem Krebsrisiko einer sinnvollen Vorsorge und zielgerichteten Therapie zugeführt werden.
PSA-Tests reduzieren
"Wir vermuten, dass bei mehr als 90 Prozent der Teilnehmer nur ein sehr geringes Risiko für Prostatakrebs besteht. Das hieße, dass vier PSA-Tests bis zum 60. Lebensjahr ausreichen könnten, um die Entstehung eines Prostatakrebses ab einem Alter von mehr als 60 Jahren bis zum Lebensende auszuschließen", sagt Professor Kuczyk. Dies Ergebnis hätte einen weitreichenden Einfluss auf Belastungen der Männer und die Kosten für das Gesundheitssystem. Zudem erlaubt die Studie den Aufbau einer großen deutschen Biobank, mit der sich künftig zahlreiche weitere Fragen zum Prostatakarzinom erforschen lassen. Die Studie führen die MHH-Forscher gemeinsam mit dem Team der von Professor Dr. Thomas Illig geleiteten Hannover Unified Biobank (HUB) durch. Die Untersuchungen finden im Clinical Research Center statt - dem Klinischen Forschungszentrum Hannover.