Wissenschaftler der Leibniz Universität ausgezeichnet
Wissenschaftler vom Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen haben den Otto von Guericke-Preis 2017 für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der der Industriellen Gemeinschaftsforschung erhalten.
Die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (AiF) hat Prof. Dr.-Ing. Bernd-Arno Behrens, Dr.-Ing. Sven Hübner und Dipl.-Ing. Masood Jalanesh vom Institut für Umformtechnik und Umformmaschinen (IFUM) an der leibniz Universität Hannover in Berlin während der Veranstaltung "Forscher Mittelstand" mit dem Otto von Guericke-Preis ausgezeichnet. Der Preis wird einmal im Jahr für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. Die vorwettbewerbliche IGF wird im Innovationsnetzwerk der AiF und ihrer 100 Forschungsvereinigungen organisiert und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) mit öffentlichen Mitteln gefördert.
Herstellung von Blechbauteilen optimiert
Das Team des IFUM hat sich mit der Herstellung von Blechbauteilen befasst. Für diese Bauteile, von Getränkedosen bis hin zu Karosserieteilen, ist das so genannte Tiefziehen das am weitesten verbreitete Fertigungsverfahren. Dabei werden Metallbleche mithilfe von Zug und Druck in großen Anlagen umgeformt. Bislang waren nach dem Tiefziehen immer zusätzliche Schritte im Rahmen des Herstellungsprozesses notwendig. So benötigten Schalldämpfer im Abgasbereich von Verbrennungsmotoren für die Automobilbranche insgesamt fünf einzelne Schritte, bis die gewünschte Baugruppe verschweißt und zum Einsatz bereit war. Im Rahmen eines Projekts der (IGF) haben drei Wissenschaftler vom IFUM diesen mehrstufigen, aufwändigen Prozess nun optimiert, so dass die verschiedenen Verfahrensschritte in einem einzigen Schritt zusammengeführt werden können.
Kostenreduzierung um 50 Prozent
Aufgrund der Ergebnisse des ausgezeichneten IGF-Projekts, das vom AiF-Mitglied Europäische Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung e.V. (EFB) koordiniert wurde, können unterschiedlichste Alltagsgegenstände, wie auch Zulieferteile für die Automobilindustrie, die zumeist von kleinen und mittelständischen Unternehmen gefertigt werden, jetzt schneller und preiswerter hergestellt werden. Das neue Werkzeugsystem kann in jeder konventionellen Presse angewendet werden und ermöglicht zudem ein extrem schnelles Ergebnis: Tiefziehen, Fügen und Kalibrieren von Baugruppen dauern nur noch drei Sekunden bei gleichzeitiger Kostenreduzierung um 50 Prozent. Zudem ist das Verfahren hochpräzise und kann beispielsweise für die Baugruppenfertigung im Bereich der Elektromobilität verwendet werden.
Spritzerfreies Schweißen
Bevor das neue Verfahren gelingen konnte, mussten die Ingenieure eine schwierige Hürde nehmen: Schweißprozesse sind nicht vollständig spritzerfrei und verhinderten dadurch bislang eine Integration ins Umformwerkzeug. "Jetzt ist es uns gelungen, das Buckelschweißen spritzerfrei weiterzuentwickeln und direkt in die Ziehstufe zu integrieren", erklärt Hübner. "Endlich können wir alle Prozessoperationen in einem einzigen Werkzeug vereinen, um damit hochpräzise Werkzeuggruppen zu fertigen."