Die Medizinische Hochschule Hannover hat am 17. März das Claudia von Schilling-Zentrum für Universitäre Krebsmedizin eröffnet
Bei dem Claudia von Schilling-Zentrum für Universitäre Krebsmedizin handelt es sich um das Onkologische Zentrum (OZ) der Medizinischen Hochschule (MHH), das Ende des vergangenen Jahres von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert worden war. An der Akademischen Feierstunde nahm auch die Niedersächsische Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajić teil. Das Onkologische Zentrum ist ein Netzwerk aus stationären und ambulanten Einrichtungen, in dem alle an der Behandlung eines Krebspatienten beteiligten Fachrichtungen interdisziplinär, interprofessionell und transsektoral zusammenarbeiten.
50.000 Krebserkrankungen jährlich in Niedersachsen
Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Deutschland. Bundesweit erkranken jedes Jahr rund 500.000 Menschen neu daran, in Niedersachsen sind es etwa 50.000. Diese Patienten, so sieht es der Nationale Krebsplan vor, sollten individuell angepasst, leitlinienbasiert und qualitätsorientiert behandelt werden. Genau das kann ein Onkologisches Zentrum leisten.
Ganzheitliche Versorgung
Dr. Andreas Tecklenburg, MHH-Vizepräsident und zuständig für das Ressort Krankenversorgung, betonte, dass mit der Zertifizierung des Onkologischen Zentrums ein wichtiger Versorgungsschwerpunkt an der MHH die gebührende Sichtbarkeit erhalte. Ein besonderes Qualitätsmerkmal eines zertifizierten OZ ist die Vernetzung der beteiligten Fachrichtungen. Im Claudia von Schilling-Zentrum für Universitäre Krebsmedizin arbeiten nicht nur Chirurgen, Radiologen, Strahlentherapeuten, Nuklearmediziner, Pathologen und internistische Onkologen zusammen. Bei der ganzheitlichen Versorgung der Patienten kommen auch onkologische Fachpflegekräfte, Psychoonkologen, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, Seelsorger und Palliativmediziner hinzu.
Sämtliche Krebsarten werden behandelt
Die MHH behandelt sämtliche Krebsarten sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Dazu gehören die häufigen Tumorerkrankungen wie Brust-, Darm-, Prostata- und Lungenkrebs genauso wie seltenere Krebserkrankungen. Eine der Stärken der MHH ist die extrem hohe Qualität in der chirurgischen Versorgung auch für komplizierte Krankheitsverläufe mit mehrmaligen Operationen. Bei der medikamentösen Therapie ist die Hochschule ebenfalls gut aufgestellt. Versagen beispielsweise Standardtherapien, können den Patienten vielfach neue Therapeutika im Rahmen klinischer Studien angeboten werden.
Interdisziplinäre Tumorkonferenzen
Auf die Zertifizierung hatten sich die mehr als 15 beteiligten Kliniken, Institute und Fachbereiche der MHH eineinhalb Jahre vorbereitet. Über die intensive Vernetzung und das Engagement ihrer Mitstreiter freut sich Professorin Dr. Anke Franzke, Onkologin und Ärztliche Leiterin des Claudia von Schilling-Zentrums für Universitäre Krebsmedizin. "Alle Krebspatienten werden auf der Basis von medizinischen Leitlinien behandelt, wobei die jeweilige individuelle Krankheitssituation Berücksichtigung findet. Dabei haben wir immer das Ziel des allerbesten Behandlungsergebnisses vor Augen", erklärte Professorin Franzke. Das Herzstück der onkologischen Versorgung sind die interdisziplinären Tumorkonferenzen, an denen Fachärzte aus unterschiedlichen Disziplinen teilnehmen, um über einzelne Krankheitsfälle, deren Verlauf und bisherige Behandlungsergebnisse zu beraten. Die Experten bringen ihr jeweiliges fachliches Know how ein und kommen durch den gegenseitigen Austausch zu individuellen Therapieempfehlungen, in die oft neue wissenschaftliche Erkenntnisse und neue Behandlungsmethoden einfließen.
Zentrum nach Stifterin der Claudia von Schilling Stiftung benannt
Die Bezeichnung „Claudia von Schilling-Zentrum für Universitäre Krebsmedizin“ geht auf die gleichnamige Förderin des Onkologischen Zentrums zurück. Der Name steht für die Patientenorientierung und den besonderen Wissenschaftsbezug des Onkologischen Zentrums. „Wissenschaft ist die Suche nach Wahrheit. Für onkologische Patientinnen und Patienten liegt die Wahrheit in der optimal ausgerichteten Hilfe und ultimativ in der Aussicht auf Heilung. Genau das ist unser großer Auftrag“, betonte MHH-Präsident Professor Dr. Christopher Baum.
Claudia von Schilling Stiftung
Die Claudia von Schilling Stiftung unterstützt seit Jahren die Brustkrebsforschung durch unterschiedliche Projekte. Herausragende wissenschaftliche Leistungen werden zudem ausgezeichnet durch den mit 20.000 Euro dotierten Claudia von Schilling Preis, junge Wissenschaftler können sich mit erfolgversprechenden Projekten um den mit 10.000 Euro dotierten Junior Award bewerben. „Die Benennung des neuen Onkologischen Zentrums nach unserer Stifterin haben wir sehr dankbar zur Kenntnis genommen, sehen wir doch darin eine Anerkennung unserer Arbeit, auch der langjährigen Förderung der Brustkrebsheilkunde an der MHH“, sagte Dr. Wolfgang Dieckmann, Vorsitzender der Stiftung. Weitere wichtige Förderer des Onkologischen Zentrums sind die Gesellschaft der Freunde der MHH und die Tumorstiftung der MHH. Die drei Organisationen und private Sponsoren unterstützen die Einrichtung des Zentrums mit insgesamt 890.000 Euro.
Nationaler Krebsplan
Zum Hintergrund der Zertifizierung: Wegen der steigenden Zahl neuer Krebserkrankungen hat das Bundesministerium für Gesundheit gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren im Jahr 2008 den Nationalen Krebsplan initiiert. Entsprechend dieses Plans setzt sich die Deutsche Krebsgesellschaft für ein dreistufiges Modell der Krebsversorgung ein. Stufe eins bilden die zertifizierten Organkrebszentren, die auf ein Organ spezialisiert sind. Auf Stufe zwei folgen die zertifizierten Onkologischen Zentren wie beispielsweise das Claudia von Schilling-Zentrum für Universitäre Krebsmedizin. Stufe drei sind die zertifizierten Onkologischen Spitzenzentren, auch Comprehensive Cancer Center (CCC) genannt.