Dank des Fortschritts der Intensivmedizin und des Einsatzes moderner Medikamente überstehen mehr Patienten schwere Erkrankungen nach einer Stammzelltransplantation. Das konnten Forscher der Medizinischen Hochschule mit einer Studie belegen.
Bei schweren Formen und Verläufen einer Leukämie bedeutet die Transplantation von Stammzellen die einzige Chance auf Heilung. In Deutschland werden so jährlich 3.500 Betroffene therapiert, wobei dies in den vergangenen Jahren zunehmend auch ältere Patienten waren.
Risiken bei Stammzelltransplantation reduziert
Doch gerade bei Älteren und bei Patienten mit Begleiterkrankungen birgt eine Stammzelltransplantation viele Risiken, und es kann zu schweren Erkrankungen wie Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder Herzproblemen kommen. In den neunziger Jahren bedeutete diese Situation fast noch das Todesurteil, da neun von zehn Patienten eine solche kritische Situation nicht überlebten. Doch die Behandlungen haben sich so sehr verbessert, dass heutzutage zwei Drittel dieser Patienten einen Intensivaufenthalt gut überstehen und auch anschließend noch lange leben können – und zwar umso besser, je länger die Transplantation her ist: Tritt eine schwere Erkrankung erst ein Jahr nach der Stammzelltransplantation auf, dann überleben die Patienten diese Situation ebenso häufig wie Patienten ohne vorherige Stammzelltransplantation. Das fanden Dr. Gernot Beutel und Dr. Catherina Lück von der Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) heraus. Sie veröffentlichten ihre Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Intensive Care Medicine.
Überlebenschancen wesentlich gestiegen
"Die Überlebenschancen sind durch weniger belastende Chemotherapeutika und deutliche Fortschritte in der intensivmedizinischen Versorgung und Anwendung moderner Medikamente gegen Infektionserkrankungen (Antiinfektiva) wesentlich gestiegen", sagt Dr. Beutel. Die Prognose habe sich besonders für die Patienten verbessert, die zeitig von einer Normalstation auf eine Intensivstation verlegt werden und bei denen verhindert werden kann, dass das Versagen eines Organs andere Organe zu sehr in Mitleidenschaft zieht.
Größte Studie zum Thema
Um diese Veränderungen herauszuarbeiten, haben Dr. Beutel und Dr. Lück die Erkrankungen und Behandlungen von rund 940 Erwachsenen betrachtet, die in den Jahren 2000 bis 2013 an der MHH Blutstammzellen transplantiert bekommen hatten. 330 dieser Patienten mussten innerhalb der ersten 200 Tage nach der Transplantation auf der Intensivstation behandelt werden. Ihre Studie ist nach eigenen Aussagen die größte Studie zu diesem Thema, die sich auf Daten aus einer einzigen medizinischen Einrichtung bezieht.