An der Medizinischen Hochschule gibt es ein neues Programm zur Unterstützung der Lehr- und Forschungstätigkeit während der Facharztweiterbildung.
Um Patienten anhand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse optimal versorgen zu können, müssen Ärzte nicht nur klinisch, sondern auch wissenschaftlich exzellent ausgebildet sein. Doch während der Facharztweiterbildung ist es oft schwierig, zu forschen und zu lehren, da die Aufgaben in der Klinik große Herausforderungen mit sich bringen. Um dem entgegenzuwirken, gibt es an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) das neue Programm "Program of Hannover Medical School for Clinician Scientists" (PRACTIS). Es verschafft Ärzten in der zweiten Hälfte ihrer Facharztweiterbildung Zeiträume, während der sie forschen und lehren können – strukturiert und von Mentorinnen und Mentoren unterstützt.
Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft
PRACTIS startet im Sommer, umfasst drei Jahre und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund drei Millionen Euro unterstützt. Das Programm ermöglicht es, bis zu 24 wissenschaftlich interessierten Medizinern ("Clinician Scientists"), sich für 18 Monate für Forschung und Lehre freistellen zu lassen. Thematisch lehnt sich das Programm an die drei Forschungsschwerpunkte der MHH "Infektion und Immunologie", "Transplantation und Regeneration" sowie "Biomedizinische Technologie und Implantologie" an, es ist aber grundsätzlich für alle medizinischen Disziplinen geöffnet. „In PRACTIS soll nicht nur Forschung auf höchstem Niveau betrieben werden, sondern gleichzeitig auch die Facharztausbildung mit einer klaren und verlässlichen Strukturierung verbessert werden. Natürlich steigt dadurch auch die Qualität der Patientenversorgung“, sagt die programmverantwortliche Professorin Dr. Dr. Anette Melk. Sie freut sich auf die neuen Bewerber.
Erfolgreiche Karriereförderung von Nachwuchswissenschaftlern
Überregionales Interesse belegt die Attraktivität dieser Programme. Beispielsweise hatte sich Dr. Nima Memaran von der Medizinischen Universität Wien als "Clinician-Scientist" im Rahmen des Integrierten Forschungs- und Behandlungszentrums Transplantation (IFB-Tx) für die MHH entschieden, um die wissenschaftliche Grundlage für seine Habilitation zu legen. Er erforscht das Herz-Kreislauf-System bei Kindern und Jugendlichen, denen ein Organ transplantiert worden ist. Dafür hat er sich nicht nur in spezielle nicht-invasive Techniken zur Beurteilung von Herz und Gefäßen eingearbeitet, sondern auch eine besondere Weiterbildung im Hinblick auf die Analyse großer Datensätze erhalten. "Ich habe an der MHH eine exzellente wissenschaftliche und klinische Ausbildung erhalten. Wenn ich im Oktober nach Wien zurückkehre, fühle ich mich bereit, jede Herausforderung anzunehmen – sowohl im wissenschaftlichen, als auch im klinischen Bereich wie der Sonographie, meinem besonderen Schwerpunkt", sagt er. Für seine Arbeiten wurde Dr. Memaran unlängst mit Preisen für den besten wissenschaftlichen Nachwuchs zweier renommierter internationaler Fachgesellschaften ausgezeichnet.
Junge Akademie MHH
PRACTIS baut auf erfolgreichen, an der MHH entwickelten Karriereprogrammen für junge Wissenschaftler auf: 2008 wurde im Rahmen des IFB-Tx bundesweit erstmals ein Programm etabliert, das jungen Ärzten den Einstieg in die Forschung im Bereich der Transplantation erleichterte. 2014 weitete die MHH das Programm "Junge Akademie MHH" auf die gesamte Hochschule aus. In beiden Programmen wurden mittlerweile mehr als 100 junge Wissenschaftler unterstützt.