Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert eine Forschungsgruppe an der Medizinischen Hochschule, die mit technischen Systemen und reparativen Therapien das fortgeschrittene Herz- und Lungenversagen behandelt.
Gute Nachricht für Wissenschaftler der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat bei ihrer Begutachtung die exzellenten Ergebnisse der Klinischen Forschungsgruppe (KFO) 311 hervorgehoben und unterstützt deren Arbeit für weitere drei Jahre mit mehr als sechs Millionen Euro. Der Verbund entwickelt Behandlungsstrategien und reparative Therapien für Patienten mit schweren Herz- und Lungenkrankheiten, mit denen diese Organe entlastet oder deren Funktion ersetzt werden können. Das Ziel der translationalen Forschung in der KFO311 ist es, die schlechte Prognose des Herz- und Lungenversagens nachhaltig zu verbessern.
Mechanische Entlastung weiterentwickeln und neue reparative Therapien identifizieren
"Unser Ziel ist es, die mechanische Entlastung weiterzuentwickeln und zudem neue reparative Therapien zu identifizieren, die der Erholung der Organe Herz und Lunge dienen. Mit den Ergebnissen der ersten Förderperiode sind wir auf einem sehr guten Weg, und wir wollen diese Ansätze nun zu Therapien für unsere Patienten weiterentwickeln. Die schlechte Prognose dieser Patienten soll sich nachhaltig verbessern, ihr Leben verlängert und ihre Lebensqualität gesteigert werden", sagt der Sprecher der Klinischen Forschungsgruppe „(Prä-) terminales Herz- und Lungenversagen: mechanische Entlastung und Reparatur“, Professor Dr. Johann Bauersachs. Er leitet an der MHH die Klinik für Kardiologie und Angiologie.
Große Erfolge bei der mechanischen Entlastung von Herz und Lunge
Schon jetzt sind mit mechanischer Entlastung von Herz und Lunge große Erfolge möglich – trotz des therapeutischen Nutzens kann der Einsatz aber auch mit Komplikationen verbunden sein. "Wir konnten während der ersten Förderperiode einen relevanten Beitrag zur Weiterentwicklung der mechanischen Entlastungssysteme leisten, um ihren klinischen Einsatz weiter zu optimieren, zum Beispiel bei kardiogenem Schock und bei massiver Lungenembolie" erläutert Professor Dr. Tibor Kempf, der die Forschungsgruppe seit Oktober 2016 leitet. Die MHH ist eines der international führenden Zentren für Therapien, mit denen Herz und Lunge Tage bis Jahre mechanisch entlastet werden können. Beispielsweise nutzen die Mediziner die Extrakorporale Membranoxigenierung (ECMO), Microaxialpumpen zur Links- und Rechtsherzunterstützung und operativ implantierte Linksherzunterstützungssysteme (Left Ventricular Assist Device, LVAD), die auch Kunstherzen genannt werden.
Neue Therapien
Doch allein durch technische Systeme ist eine anhaltende Erholung der Organfunktion oft nicht zu erzielen. Es braucht dringend neue Therapien, wie zum Beispiel proteinbasierte, zelluläre oder Wirkstoff-basierte Ansätze. "Auch in diesen Bereichen sind wir einen großen Schritt vorangekommen", erklärt Professor Kempf. Ein erfolgreiches Beispiel ist die Entdeckung eines Wachstumsfaktors, der die Heilung des Herzmuskels nach Herzinfarkt verbessert und so die Entwicklung einer Herzschwäche verhindert. Ein weiteres Beispiel: Die Forscher zeigten, dass bestimmte so genannte Micro-RNAs krankhaftes Herzwachstum stoppen und somit ebenfalls eine Herzschwäche verhindern können.
Gute Zusammenarbeit
Ausschlaggebend für den Erfolg der Forschungsgruppe ist zudem die gut etablierte Zusammenarbeit zwischen den Kliniken und Instituten innerhalb der MHH. "Mit den Methoden der molekularen Bildgebung der Klinik für Nuklearmedizin konnten wir zum Beispiel wichtige Organinteraktionen zwischen Herz und Hirn visualisieren", sagt Professor Kempf. „Gemeinsam mit der Hannover Unified Biobank (HUB) und dem Institut für Pathologie haben wir eine einzigartige Infrastruktur für die schnelle Verarbeitung und das standardisierte Biobanking von Herz- und Lungengewebe geschaffen.“ Nicht zuletzt steht die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ganz vorne auf der Agenda. "Die Ausbildung naturwissenschaftlicher Doktoranden oder wissenschaftlich tätiger Ärzte, den Clinical Scientists, ist für uns von zentraler Bedeutung", ergänzt Professor Bauersachs.
Bündelung klinischer und grundlagenwissenschaftlicher Expertise
Zur Klinischen Forschergruppe gehören neun MHH-Kliniken und -Institute, in denen elf Projekte bearbeitet werden. Außer der Klinik für Kardiologie und Angiologie sind dies die Kliniken für Pneumologie, für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie, für Pädiatrische Kardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin, für Nuklearmedizin sowie die Institute für Molekulare und Translationale Therapiestrategien und für Diagnostische und Interventionelle Radiologie "Durch die Bündelung unserer klinischen und grundlagenwissenschaftlichen Expertise hat sich bereits ein großer Mehrwert ergeben", sagt Professor Kempf. "Wir bauen nun auf unseren Ergebnissen auf und treiben die Forschung weiter in Richtung Klinik voran – zum Nutzen unserer Patienten!"