Die gekonnte Sanierung des zum Begegnungszentrum umgebauten ehemaligen Pferdestalls aus dem 19. Jahrhundert erhält die renommierte Auszeichnung "Best Architects Award".
Vom Königlichen Pferdestall zum modernen Begegnungszentrum der Leibniz Universität Hannover (LUH): In den vergangenen Jahren hat die Hochschule den 1888 errichteten Klinkerbau an der Appelstraße in Hannovers Nordstadt umfassend sanieren lassen. Der erste Bauabschnitt konnte 2019 eröffnet werden, der zweite Abschnitt ist in Planung. Die gekonnte Sanierung des historischen Militärgebäudes durch das Büro Haberland Architekten, Berlin, ist nun mit dem "Best Architects Award" ausgezeichnet worden.
Preis für herausragende architektonische Qualität
Die Auszeichnung wurde 2006 ins Leben gerufen und wird seitdem jährlich an realisierte Bauten vergeben, die sich durch herausragende architektonische Qualität hervorheben. Eine mit international anerkannten Architekten besetzte unabhängige Jury prämiert Projekte, die mit ihrer Architektur- und Gestaltungsqualität, Raumkonzeption, Funktionalität, technischen und kreativen Leistung umfassend überzeugen.
Ehemaliger Pferdestall
Der lange rotgeklinkerte Bau der LUH auf dem Universitätscampus an der Appelstraße ist ein ehemaliger Pferdestall, der 1888 errichtet und dann zu dem zwischen Callin- und Appelstraße stationierten königlichen Ulanenregiment gehörte. Er wurde von Karl Habbe und Eduard Schuster konzipiert, die beide an der damaligen Polytechnischen Schule Hannover, der heutigen Leibniz Universität, studierten. Durch den Umbau – initiiert vom Universitätspräsidenten a.D. Prof. Dr.-Ing. Erich Barke – ist aus dem Militärrelikt ein Ort der Bildung und Begegnung geworden. Die Sanierung konnte mit Hilfe von Spenden und privaten Sponsorinnen und Sponsoren umgesetzt werden, die rund zwei Millionen Euro der Sanierungskosten von insgesamt etwa 5,6 Millionen Euro getragen haben. Den anderen Teil hat die LUH im Rahmen der Bauunterhaltung finanziert.
Verwandlung in moderne Begegnungsstätte
Ziel war es, den ehemaligen Königlichen Pferdestall in eine moderne Begegnungsstätte zu verwandeln, die ihren historischen Charme bewahren sollte. Als kommunikatives Begegnungszentrum bietet der „Königliche Pferdestall“ nun Raum für den Empfang internationaler Gäste, für Konzerte, Aufführungen und Ausstellungen, Tagungen, Seminare und Vorträge. Im Erdgeschoss sind ein offenes Eingangsfoyer sowie ein Vortrags- und Kammermusiksaal für rund 150 Personen im östlichen Gebäudeteil entstanden. Auch das Dach und die Fassade wurden saniert sowie ein neues Treppenhaus gebaut.
Historischen Charakter erhalten
Den Innenraum prägt eine imposante Kreuzgewölbe-Decke, die von gusseisernen Stützen getragen werden. Die Träger mussten sorgsam saniert werden. Gut erhaltene Futtertröge und andere Details blieben erhalten und verstärken den historischen Charakter des Gebäudes. Auch die Metallringe, die einst die Zügel der Pferde hielten, befinden sich nach wie vor in den Mauern. Für den multifunktionalen Veranstaltungssaal entwickelten die Planer ein spezielles akustisches Konzept. Im Obergeschoss des Gebäudes befinden sich hell gestaltete Büro- und Seminarräume. Bei der Sanierung der Fassade ging es um behutsame Instandsetzung. Die Spuren der Zeit sollten keinesfalls vollständig gelöscht werden: Durch den Erhalt der Patina des Mauerwerks bewahrt der Pferdestall seinen ursprünglichen Charakter.
Zweiter Bauabschnitt
In einem zweiten Bauabschnitt soll die Westseite des Königlichen Pferdestalls umgebaut werden, unter anderem soll ein barrierefreier Zugang mit Aufzug entstehen. Die Kosten werden auf rund drei Millionen Euro geschätzt, die ebenfalls anteilig durch die LUH und durch Spenden getragen werden sollen. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat für den zweiten Bauabschnitt bereits 200.000 Euro Förderung bewilligt.