Medizinische Hochschule

Tuberkulose-Impfstoff gegen Corona-Virus

Die Medizinische Hochschule startet eine Studie mit 1.000 Freiwilligen aus Klinik und Rettungsdienst, an denen ein Präparat getestet wird, das das Immunsystem im Kampf gegen den Sars-CoV-2-Erreger stärken soll.

Professor Schindler, die leitende Studienschwester Carola Westenberg und den leitenden Prüfarzt Dr. Marcus May (von rechts).

Ein Impfstoff gegen Tuberkulose könnte helfen, einen Etappensieg gegen das Corona-Virus zu erringen. VPM 1002 heißt das am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie hergestellte Präparat. Es soll das Immunsystem im Kampf gegen den Sars-CoV-2-Erreger stärken. "VPM 1002 ist die gentechnologisch verbesserte Variante eines jahrzehntealten Impfstoffs, der in vielen Ländern zur Bekämpfung des Tuberkulose-Erregers eingesetzt wird", sagt Professor Dr. Christoph Schindler von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), Leiter der Stabsstelle CRC Core Facility am Clinical Research Center Hannover. Weil der Impfstoff offenbar nicht nur gegen das Tuberkulose-Bakterium hilft, sondern die Immunantwort generell verbessert, könnte er auch die Abwehr gegen das Corona-Virus verstärken. Jetzt soll VPM 1002 in einer Studie an 1000 Teilnehmenden getestet werden, die beruflich mit dem Corona-Virus in Kontakt kommen - Ärztinnen und Ärzte sowie das Personal im Pflege- und Rettungsdienst.

Stärkung der Immunabwehr

"Im Idealfall verringert die Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Corona-Virus-Disease zu erkranken", erklärt Professor Schindler. Der Wirkstoff gelangt über das Blut in die Lymphknoten und verändert dort die körpereigenen Abwehrzellen. Wenn dann Corona-Viren die Lunge befallen, werden weiße Blutkörperchen aktiv. Die als Fress- und Killerzellen bekannten Immunzellen bekämpfen die Viren in der Lunge und hindern sie daran sich zu vermehren - wenn alles gut läuft.

Die Hoffnung: Nicht immun, aber besser geschützt 

Geimpftes Klinikpersonal wäre zwar nicht gegen Sars-CoV-2 immun, könnte dank der auch gegen Virusinfektionen gestärkten Abwehrzellen aber besser geschützt sein und es gäbe weniger Ausfälle in der Krankenversorgung.  Kommt es doch zu einer Infektion, könnte die verbesserte unspezifische Immunantwort den Verlauf der Covid-19-Symptome deutlich abschwächen und sogar dann noch helfen, wenn sich das Corona-Virus verändern sollte, hofft der Mediziner. Das käme auch Risikopatienten zugute, etwa vorerkrankten oder älteren Menschen.

Test an vier Standorten

Die Wirkung des Immunboosters VPM 1002 soll zunächst an vier Standorten untersucht werden - neben dem CRC an der MHH sind auch Studienzentren in München, Erfurt und Borstel beteiligt. "Möglicherweise können wir bereits Ende April oder Anfang Mai die ersten Studienpatienten impfen", sagt Professor Schindler. Zudem wird eine weitere Studie auf den Weg gebracht. In dieser sollen dann 1.800 ältere Menschen geimpft werden, um den Effekt der verbesserten unspezifischen Immunantwort weiter aufzuklären. Falls sich in den Studien zeigt, dass die Geimpften tatsächlich weniger häufig oder weniger schwer an Covid-19 erkranken, könnten in wenigen Monaten Risikogruppen wie Klinikpersonal und besonders gefährdete Menschen mit VPM 1002 geimpft werden.

Videos auf wissen.hannover.de

Die Medizinische Hochschule Hannover, veröffentlicht regelmäßig Videos zum Umgang mit Corona. Die Videos sind unter anderem auf wissen.hannover.de zu sehen.

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(Veröffentlicht: 9. April 2020)