Um die Energiewende und seine Klimaziele zu erreichen, braucht Deutschland Alternativen zu fossilen Kraftstoffen. "Wasserstoff, vor allem wenn er mit Hilfe von erneuerbaren Energiequellen produziert wird, ist ein vielversprechender Weg", sagt Dr. Steven Gronau vom Institut für Umweltökonomik und Welthandel der Leibniz Universität Hannover (Leibniz-Uni). Der Post-Doktorand befasst sich in einem neuen Forschungsprojekt mit den volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Einsatzes von Wasserstoff in der Luftfahrt und geht dabei auch der Frage nach, wie sich staatliche Unterstützung auf die Nutzung auswirkt.
Daten fließen in volkswirtschaftliches Simulationsmodell ein
Wenn statt Kerosin künftig Wasserstoff in den Flugzeugtanks landen soll, betrifft das laut Leibniz-Uni die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs und verknüpft unterschiedliche Branchen – von der Erzeugung im Energiesektor bis zur Nutzung im Luftverkehr. Bruttoinlandprodukt, Beschäftigungsstatistiken, Handelsbilanzen, Warenströme, Energiepreise, Staatsausgaben: Diese und weitere Daten sammelt das Projektteam um Steven Gronau vor allem aus Angaben des Statistischen Bundesamtes, des AG Energiebilanzen e. V. und weiterer wissenschaftlicher Quellen.
Daten fließen in volkswirtschaftliches Simulationsmodell
Die Daten fließen in ein volkswirtschaftliches Simulationsmodell – ein so genanntes computergestütztes Gleichgewichtsmodell – mit dem sich laut Leibniz-Uni die Effekte des Einsatzes von Wasserstoff in der Luftfahrt auf die deutsche Wirtschaft darstellen lassen. Das vom Projektteam konzipierte Modell zielt darauf ab, die makroökonomischen Effekte einer künftigen wasserstoff-basierten Luftfahrt mit einer Fortführung des konventionellen Luftverkehrs zu vergleichen. "Diese Art der volkswirtschaftlichen Modellierung ist etabliert – aber es gibt noch keine Anwendung für Wasserstoff in der Luftfahrt. Insgesamt wird die Frage nach der Einsatzmöglichkeit von Wasserstoff bisher sehr stark aus technischen Perspektiven betrachtet", sagt Gronau, der diese Forschungslücke schließen will. "Kerosin ist derzeit günstiger als Wasserstoff. Warum also sollte eine Fluglinie in Wasserstoff investieren?", fragt Gronau und verweist auf unterstützende politische Rahmenbedingungen, die ebenfalls untersucht werden sollen. Projektstart ist am 1. Dezember 2021.
Das Exzellenzcluster "SE²A"
Beim Exzellenzcluster "SE²A – Sustainable and Energy-Efficient Aviation" handet es sich um ein interdisziplinäres Forschungsvorhaben mit dem Ziel, Technologien für die nachhaltige und umweltverträgliche Entwicklung des Luftverkehrs zu erforschen. In dem Cluster arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Luftfahrt, Elektrotechnik, Energie, Chemie und Design an der Senkung von Emissionen, der Verringerung der Lärmbelastung, der Recyclingfähigkeit von Lufttransportsystemen sowie der Weiterentwicklung des Luftverkehrs-Managements. Folgede Einrichtungen arbeiten an SE²A mit: die TU Braunschweig, die Leibniz-Uni, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig (HBK) und die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB).
(Veröffentlicht: 13. Oktober 2021)