Bilanz 2024 / Themen 2025

Stadtbibliothek Hannover: Rückblick 2024 & Ausblick auf 2025

Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Tom Becker präsentierte beim Pressetermin am Donnerstag, den 13. März in der Stadtbibliothek Hannover einen umfassenden Überblick über die Bilanz 2024. Die Veranstaltung beleuchtete Zahlen, Daten und Fakten sowie die Ausleihrenner des vergangenen Jahres.

Ein besonderes Highlight war die Vorstellung der erweiterten Öffnungszeiten ohne Personal in der Zentralbibliothek und in Herrenhausen durch das innovative Konzept BibliothekPlus. Außerdem wurde die Fortschreibung des Bibliotheksentwicklungsplans thematisiert, wobei die Partizipationsprozesse in der Nordstadtbibliothek und der Südstadtbibliothek im Fokus standen.

Mit ihrem umfangreichen Angebot und den vielen digitalen Angeboten ist die Stadtbibliothek Hannover eine 24/7-Bibliothek.

Die Stadtbibliothek Hannover ist ein lebendiger Ort für Bildung, Begegnung und Innovation. Im Jahr 2024 wurden bedeutende Fortschritte erzielt. Besonders positiv hervorzuheben ist das starke zivilgesellschaftliche Engagement in bibliothekspolitischen Entscheidungen. Die Nutzung der vielfältigen Angebote zeigt zudem einen spürbaren Aufwärtstrend, während zahlreiche Formate – sowohl bewährte als auch neue in Kooperation mit Partner*innen – erfolgreich fortgesetzt werden konnten. 

Eva Bender, Kultur- und Bildungsdezernentin der Landeshauptstadt Hannover (LHH)

Eva Bender, Kultur- und Bildungsdezernentin der Landeshauptstadt Hannover (LHH) blickt stolz auf die Leistungen der Stadtbibliothek Hannover: „Die Bibliothek ist ein lebendiger Ort der Demokratie und Teilhabe – hier wird diskutiert, gelernt und Zukunft gestaltet. Das vergangene Jahr hat gezeigt, wie sehr die Menschen in Hannover ihre Stadtbibliothek schätzen und diese aktiv mitgestalten wollen.“

 

Bibliotheksdirektor Prof. Dr. Tom Becker gab beim Pressetermin einen Überblick über die Bilanz 2024 und die Themen für 2025 der Stadtbibliothek Hannover.

Positive Entwicklung der Stadtbibliothek: 1,3 Millionen Besuche und innovative Formate

Auch in Zahlen zeigt sich die positive Entwicklung: Mit mehr als 1,3 Millionen Besuchen, einem Zuwachs bei den Veranstaltungen und neuen innovativen Formaten unterstreicht die Stadtbibliothek ihre Bedeutung als Dritter Ort für alle. „Unsere Stärke liegt in der Verbindung von Tradition und Innovation. Wir schaffen Räume für Wissen, Austausch und Inspiration – und das auf eine Weise, die sich stetig weiterentwickelt, um den Bedürfnissen unserer Stadtgesellschaft gerecht zu werden“, fasst Prof. Dr. Tom Becker die Aktivitäten in 2024 zusammen. Die umfangreichen partizipativen Prozesse an den Standorten Nord- und Südstadt stehen exemplarisch für ein neues, kooperatives Miteinander zwischen Bibliothek und Zivilgesellschaft. Diese Entwicklungen werden in den zu erarbeiteten Bibliotheksentwicklungsplan 2026>> einfließen.

„Diese Erfolge sind umso bemerkenswerter, da sie in einem herausfordernden finanziellen Umfeld erzielt wurden. Die angespannte Budgetlage fordert immer wieder innovative Lösungen. Es muss sichergestellt bleiben, dass die Stadtbibliothek Hannover auch zukünftig ein attraktives und aktuelles Medienangebot – analog wie digital – bereithalten und sich als innovativer, nachhaltiger und offener Lern- und Begegnungsort weiterentwickeln kann“, stellt Becker fest.

Bibliotheksentwicklungsplan 2024>> wird weitergeschrieben

Im Bibliotheksentwicklungsplan 2024>> wurde aufgrund von Sparvorgaben in Höhe von 500.000 Euro vorgeschlagen, die Standorte in Süd- und Nordstadt zu schließen. Dieser Vorschlag führte zu einem starken zivilgesellschaftlichen Engagement, zwei Bürger*inneninitiativen haben sich gegründet.

Beide Standorte bleiben geöffnet und werden weiterentwickelt

In der Südstadt startet am 31. März mit einer Infoveranstaltung (17.30 Uhr in der dortigen Kinder- und Jugendbibliothek) für die Einwohner*innen ein umfangreicher Partizipationsprozess, in dem der Standort weiterentwickelt werden soll. Auch die Weiterentwicklung der Nordstadtbibliothek ist derzeit in Abstimmung.

Der Bibliotheksentwicklungsplan 2024>> wird als Bibliotheksentwicklungsplan 2026>> fortgeschrieben und soll zum Jahresende 2025/Jahresanfang 2026 als Beschlussvorlage den politischen Gremien vorgelegt werden; bis dahin werden alle Standorte ihre Ziele noch einmal anpassen. „Die Stadtbibliothek Hannover ist kein Selbstzweck, sie setzt einen klaren Auftrag um, der mit dem Bibliotheksentwicklungsplan laufend aktualisiert wird. Die Grundwerte der Bibliothek – Teilhabe, Inspiration, Lernen, Demokratie und Nachhaltigkeit bilden dafür weiterhin ein tragfähiges Fundament“, erläutert Becker.

Stabil in den Zahlen mit deutlichem Aufwärtstrend!

Im Vergleich zum Vorjahr (2023 4.090.500 Entleihungen) konnten 2024 4.319.000 Entleihungen (inklusive Verlängerung) erzielt werden; ein Anstieg um fast 230.000 Ausleihen.
Die Anzahl der digital-hybriden Veranstaltungsformate wird weiterhin ausgebaut – das anvisierte Ziel von mindestens drei hybrid-digitalen Veranstaltungen konnte erreicht werden. Es gab ein hohes Engagement in der Code-Week im Oktober und eine ausgeweitete Teilnahme am Tommi-Kindersoftwarepreis sowie eine intensive Vorbereitung im Rahmen der VDI-Kooperation zur TechnoThek, die am 4. April im Rahmen der Langen Nacht der Bibliotheken 2025 in der Zentralbibliothek eröffnet werden wird.

Die Besuche in den Stadtteilbibliotheken in 2024 sind im Vergleich zu 2023 um fast 50.000 gestiegen (914.000 in 2023 zu 959.000 in 2024). Einen ähnlich deutlichen Zuwachs (plus 53.000) konnte die Zentralbibliothek verzeichnen (305.000 in 2023 zu 357.000 in 2024). Diese positive Entwicklung führt zu einem Plus von insgesamt fast 10 Prozent (1,2 Millionen in 2023 zu 1,3 Millionen in 2024).

Anders öffnen – Ein Erfolgsmodell

BibliothekPlus – das Öffnen mit automatisiertem Zugang in Zeiten, in denen das Personal nicht vor Ort ist, wird an den beiden Standorten List (seit 2017) und Herrenhausen (seit 02/2024) angeboten. Die Häuser sind montags bis sonntags in der Regel 44 Stunden wöchentlich ohne Anwesenheit Mitarbeitender zugänglich; weitere 32 Stunden Öffnungszeit werden personalbesetzt angeboten.

Nach wie vor sind die personalbesetzten Zeiten die besucher*innenstärksten, dennoch suchen in Herrenhausen fast ein Viertel der Kund*innen den Standort außerhalb der Öffnungszeiten auf, in der List sind es sogar fast die Hälfte der Besucher*innen:

  • Herrenhausen: Start in 02/24 bis 12/24
    9.200 Besucher*innen ohne Service bei fast 38.000 gesamt
  • List: in 2024
    mehr als 41.200 Besucher*innen ohne Service bei fast 95.000 gesamt

„Diese hohe Nachfrage nach Lern- und Aufenthaltsräumen abends wie am Wochenende unterstreicht den gesamtstädtischen Bedarf nach Orten, die ohne Konsumzwang frei zugänglich sind; sie zeigt auch die Relevanz von attraktiv ausgestatteten dezentralen Dritten Orten in der Breite der Landeshauptstadt Hannover“, betont Bender. „Dass mit Süd- und Nordstadt, Kleefeld und Misburg für 2025/2026 weitere vier Standorte entsprechend technisch aufgerüstet werden sollen, ist für die Stadtbibliothek Hannover die richtige Konsequenz“, ergänzt Becker.

  • Auch in der Zentralbibliothek wurde ab Januar 2024 eine zusätzliche Öffnung von 9 bis 11 Uhr ohne Personal eingerichtet. In diesen Vormittagsstunden kamen monatlich mehr als 2.500 Besucher*innen; das heißt mehr als 30.000 Personen insgesamt. Für 2025 ist die Sonntagsöffnung geplant.

Die MethoThek in der Zentralbibliothek ist ein Lernort und ein neues Format in einem: Hier werden seit September 2024 jeden Freitag moderierte Mini-Workshops, Kurzvorträge oder Co-Working-Lectures zu verschiedenen Coaching- und Moderationstools mit externen Referent*innen angeboten.

Agil in den Formaten

Die Stadtbibliothek Hannover war auch in 2024 sehr agil unterwegs: Im vergangenen Jahr haben in den 17 Stadtteilbibliotheken mehr als 1.700 Führungen für Kitas und Schulklassen stattgefunden – dazu gab es fast 2.000 Veranstaltungen. In der Zentralbibliothek fanden 121 Führungen und über 380 Veranstaltungen statt. In Summe lässt sich sagen, dass an somit circa 250 Öffnungstagen in den Stadtteilbibliotheken beziehungsweise 300 in der Zentralbibliothek täglich sieben Führungen und acht Veranstaltungen im Stadtgebiet stattgefunden haben.

Neben dem klassischen Veranstaltungsprogramm wie Leseschnupperabend, Bilderbuchkinos, Spieleabenden und Diskussionsveranstaltungen finden an allen Standorten verstärkt hybrid- digitale Formate wie Nintendo-Switch-Tag, Veranstaltungen mit der VR-Brille oder mit Hopspots (Spiel für Kinder) statt, die im Jahr 2025 weiterhin verstärkt angeboten werden sollen.

Ein wesentlicher Faktor für die gestiegene Besucherzahl war die Zunahme der Veranstaltungen, die die Stadtbibliothek an allen ihren Standorten dank der engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen und Akteuren im Stadtteil und darüber hinaus durchführen konnte. Diese Vernetzung ermöglicht es, ein vielfältiges Programm anzubieten, das Kreativität, Inspiration und Lernen in der Gemeinschaft fördert sowie Werte wie Teilhabe, Demokratie und Nachhaltigkeit.

Die Stadtbibliothek Hannover ist heute Plattformen und (dritter) Ort der Transition, der Begegnung, des zufälligen Aufeinandertreffens von Personen und Ideen. Ein Beispiel hierfür ist die MethoThek in der Zentralbibliothek – neuer Lernort und neues Format in einem: Hier werden seit September 2024 jeden Freitag moderierte Mini-Workshops, Kurzvorträge oder Co-Working-Lectures zu verschiedenen Coaching- und Moderationstools mit externen Referent*innen angeboten.

Die Teilnahme ist kostenlos und ohne Voranmeldung möglich, Ziel ist, dass die Teilnehmenden Methodenkompetenz erwerben, Selbstmanagement und soziale Kompetenzen verbessern, Zivilcourage lernen und Gesellschaft besser verstehen können. Dabei ist ein bunter Themenstrauß entstanden: Von Bewerbungstraining über SketchNotes®, aktives Zuhören, KI, spontane Moderation bis hin zum Zürcher Ressourcenmodell (ZRM®) haben die Veranstaltungen bereits einen wachsenden Teilnehmer*innenkreis erobert.

Die Stadtbibliothek garantiert Teilhabe über zahlreiche Angebote, die mit wenigen Ausnahmen kostenlos sind. Thematisch sind die Veranstaltungen breit gefächert, Jung und Alt werden angesprochen. Besondere Beispiele für außergewöhnliche Formate in diesem Kontext fanden in 2024 in der Oststadtbibliothek und in Bemerode statt: Von Ende Mai bis Ende September wurde der Andreas-Hermes-Platz mit der „Sommerlounge“ kulturell neu belebt. Es wurde ein Festzeltboden verbaut, es gab ein großes Sonnensegel, bepflanzte Blumenkübel und eine Vielzahl von Bänken. Zwei Mal in der Woche wurden von der Stadtbibliothek Aktionen für Kinder angeboten. Daneben gab es beispielsweise regelmäßige Tango-Treffen, Yoga-Kurse, mobile Drogenberatungen, ein großes Kinderfest und Open-Air-Kino. Zudem wurden ein öffentliches Piano und zwei öffentliche Bücherschränke aufgestellt, insbesondere das Piano hat viele Menschen – darunter auch Menschen ohne Obdach – angesprochen und sich sehr positiv auf die Atmosphäre ausgewirkt. Im Krokus werden Foyer und Lesehof der Bibliothek von den Menschen immer mehr als Dritter Ort angenommen. Im Lesehof engagieren sich Freiwillige bei der Pflanzenpflege und bringen sich mit Ideen und Hilfe bei den Lesehoffesten ein.

Ein Highlight war das Queere Wohnzimmer, das von Mai bis September 2024 in die Zentralbibliothek eingezogen ist: „Von der Community für die Community“ – geprägt von diesem Gedanken entstand im Herzen der Stadt ein Anlaufpunkt für vielfältige queere Themen aus allen Bereichen der LGBTQ+ Community. In vier Themenmonaten wurde in Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen eine Fülle von Veranstaltungen angeboten, die von Lesungen über Panel Talks bis zu Beratungsangeboten reichten. Wechselnde Fotoausstellungen passend zum Thema des Monats rundeten das Projekt ab. Insgesamt gab es im Rahmen des Queeren Wohnzimmers 35 Veranstaltungen, zu denen über 400 Teilnehmende kamen.

Begegnung über Formate ist aber auch in vielen Stadtbibliotheken immer wieder Thema, sei es in der Oststadt mit dem Leser*innencafé „Blaues Intermezzo“ (hier kommen niederschwellig und ohne Anmeldung Menschen zusammen, die nach Austausch suchen), mit dem Plaudersofa in Misburg oder dem lebendigen Adventskalender in Linden.

Inspiration bieten nicht nur die Medien, die die Stadtbibliothek Hannover zur Verfügung stellt – wechselnde thematische Medienausstellungen, Lesungen und Diskussionsveranstaltungen aber auch die persönliche Beratung durch die Bibliotheksteams ermöglichen den Zugang zu neuen Ideen und Medien, die sonst vielleicht unentdeckt geblieben wären. Besonders hervorzuheben sind hier für 2024 der Silent Book Club, der seit April 2024 mit monatlichen von mehr als 80 Personen besucht wird und die neue Veranstaltungsreihe Menschen und ihre Bücher, beides in der Zentralbibliothek, oder die bewährten „Leseschnupperabende“ einmal im Quartal in Döhren. Spieleabende, Puzzle-Treff, Nähkurse und Palaverrunden zu unterschiedlichsten Themen runden das stetig wachsende Programm ab.

Leihen statt kaufen ist schon immer das Motto der Stadtbibliothek Hannover. Beispiele dafür sind nicht nur das monatlich stattfindende RepairCafe in der Zentralbibliothek, sondern auch die Bibliothek der Dinge: Zum Tag der Demokratie am 15. September 2024 hat die Stadtbibliothek Döhren zu ihrer Bibliothek der Dinge eine Abstimmung organisiert, bei der die Besucher*innen mitentscheiden konnten, welche Gegenstände für ebendiese angeschafft werden sollen – der Bezirksrat hat sich angeboten, den ‚Nachwuchs‘ zu finanzieren. „Solche Mitmach-Projekte fördern nicht nur die demokratische Teilhabe, sondern stellen sicher, dass die Auswahl genau auf die Bedürfnisse unserer Kund*innen abgestimmt ist“, sagt Becker. Ähnlich gehen auch die Stadtbibliotheken Ricklingen, Herrenhausen und Misburg vor – nur drei der vielen Bibliotheken, die dieses Angebot 2025 auch an den Start bringen wollen.

Das Themenfeld „Demokratie“ wurde zum Jahresauftakt 2025 – eigentlich nicht Teil des Jahresrückblicks 2024 – mit dem Wahl.Lokal.Stadtbibliothek im Kontext der Bundestagswahl breit bespielt, mehr als 50 Veranstaltungen mit zahlreichen Kooperationspartner*innen haben in den ersten zwei Monaten in der Zentralbibliothek stattgefunden.

Hier konnte an die Erfahrungen im Kontext der Europawahlen 2024 angeknüpft werden, die vor allem in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Informationszentrum (EIZ) – in dem nun auch eine Dependenz der Stadtbibliothek ist – aufgegriffen wurde, und die auch in vielen Stadtbibliotheken thematisiert wurde, über Veranstaltungen und Medienpräsentationen.