Die umfassende Retrospektive vom 22. Februar bis zum 15. Juni im Sprengel Museum beleuchtet eine wichtige Vertreterin der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre.
Jubiläumsjahr der Neuen Sachlichkeit
Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal einen Teil ihres Nachlasses, der über 370 Werke aus verschiedenen Schaffensphasen umfasst. Die Retrospektive im Jubiläumsjahr der Neuen Sachlichkeit 2025 zeigt etwa 150 Werke, ergänzt durch zahlreiche Dokumente. Diese Ausstellung bietet eine seltene Gelegenheit, die Künstlerin Grethe Jürgens, die lange in der Wahrnehmung hinter anderen Vertreterinnen und Vertreter der Neuen Sachlichkeit stand, in ihrer Schaffensbreite zu entdecken.
Werdegang und Stil
Geboren 1899 in Osnabrück, begann Jürgens in Hannover ihr Grafikstudium und lernte in dieser Zeit Kunstschaffende kennen, die später als Neue „Sachlichkeit in Hannover“ bekannt wurden. Schon früh widmete sie sich charakterstarken Porträts und Stadtlandschaften und etablierte später mit sachlichen, distanzierten Darstellungen von Arbeiterinnen und Arbeitern und Randgruppen ihre typische Bildsprache, geprägt von nüchternem Realismus und einem kühlen, emotionslosen Blick auf ihre Motive. Ihre Werke sind frei von Anklage und Verurteilung, zeigen jedoch aufmerksam soziale Spannungen und die Herausforderungen des Lebens am Rand der Gesellschaft.
Karriere und Herausforderungen
Jürgens’ künstlerischer Durchbruch kam mit ersten Ausstellungen ab 1928. Regelmäßig nahm sie an Ausstellungen in Hannover teil, und Werke von ihr wurden von öffentlichen Sammlungen erworben. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten musste sie sich in der Reichskammer der bildenden Künste registrieren, war aber kein Mitglied der NSDAP und entging Beschlagnahmungen. Sie passte sich den veränderten Bedingungen an, wandte sich Landschaften und Pflanzen zu und prägte mit unverfänglichen Naturmotiven ihren Stil der „Unkrautmalerei“.
Ihre „Trümmerbilder“ aus dem zerstörten Hannover sind einzigartig in ihrer eindrucksvollen Darstellung der Ruinen und der beginnenden Erneuerung. In diesen Arbeiten spiegelt sich das Grauen des Krieges und die Hoffnung auf Wiederaufbau. Ab den 1950er Jahren wuchs ihr Ansehen wieder, und sie wurde vermehrt als Künstlerin der Neuen Sachlichkeit anerkannt. Jürgens entwickelte sich weiter zur abstrakten Kunst und schuf Serien wie die „Linienkompositionen“ und die „Kaleidoskope“. Doch blieb ihre Experimentierfreude bis ins hohe Alter erhalten, auch wenn sie zunehmend zwischen Abstraktion und figurativen Motiven oszillierte.
Kuratiert von Karin Orchard
Termine
22.02.2025 bis 15.06.2025 ab 10:00 bis 20:00 Uhr
dienstags
22.02.2025 bis 15.06.2025 ab 10:00 bis 18:00 Uhr
mittwochs donnerstags freitags samstags sonntags