Ein Abend, drei Choreografinnen: Liliana Barros, Aszure Barton und Sharon Eyal laden dazu ein, unterschiedliche Konzepte von Schönheit zu entdecken, zu befragen und nicht zuletzt zu hinterfragen. Radikal meditativ, expressiv spielerisch oder als futuristische Tanzinstallation – alle drei haben ihre einzigartige Bewegungssprache gefunden.
Liliana Barros ...
... ist eine mehrfach ausgezeichnete portugiesische Choreografin und zieht das Publikum mit temperamentvollen, bizarren und technisch ausgefeilten Bewegungen in ihren Bann. In ihren stark visuell geprägten Kreationen verbindet Liliana Barros die Plastizität des Körpers mit technischen Elementen des Tanzes in dekonstruierter Form. Nun erarbeitete sie eine Uraufführung für das Staatsballett Hannover, die den Titel „ARCHIUM“ (lateinisch: Archiv) trägt. Ausgehend von diesem Begriff, betrachtet die Choreografin den menschlichen Körper als kollektives Gedächtnis unserer Spezies und als einen Ort, in dem sich letztlich die Menschheitsgeschichte manifestiert. In der Choreografie verbinden sich die elektronischen Klänge einer Auftragskomposition des in Wien lebenden Martin Mitterstieler mit dem abstrakten, dystopischen Bühnenraum, der den Blick von der Antike bis zu einer Zeit nach dem von Menschen dominierten Zeitalter lenkt.
Aszure Barton ...
... ist Kanadierin und zählt zu den derzeit gefragtesten Choreografinnen weltweit. Indem sie klassische und zeitgenössische Formen des Tanzes aufgreift und offenlegt, präsentiert sie ein energiegeladenes, humorvolles und vielschichtiges Bewegungsvokabular, das die Schönheit und die Zerbrechlichkeit, aber auch die Widerstandskraft des menschlichen Körpers zum Ausdruck bringt. Ihre beliebte Choreografie „Busk“, im Jahr 2009 als abendfüllendes Werk für ihre eigene Compagnie (Aszure Barton & Artists) kreiert, bildet in gekürzter Fassung das Herzstück des Ballettabends. Das englische Verb „to busk“ bedeutet, auf der Straße oder in anderen öffentlichen Bereichen aufzutreten, um mit Musik, Gesang, Jonglage oder Zauberkunst Geld zu verdienen. Außerdem verweist der Titel auch auf die spanische Wurzel des Wortes „buscar“, was so viel wie „suchen“ bedeutet. Angelehnt an diese beiden Begriffe spürt die Choreografie der wechselseitigen Beziehung zwischen Aufführung und Publikum nach und präsentiert dabei das gesamte Bewegungsspektrum des Tänzer:innenkörpers.
Sharon Eyal
... ist für ihre minimalistische Ästhetik wie auch ihre repetitiven wie hochintensiven Bewegungsmuster zwischen Sinnlichkeit und Ekstase bekannt. Die renommierte israelische Choreografin gilt als wegweisend für den zeitgenössischen Tanz und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für ihre Werke, die sich im Repertoire der großen Compagnien weltweit finden. Für das Projekt „Du bist so schön“ hat sich Sharon Eyal entschieden, ihre Arbeit „Love“, deren Entstehung mittlerweile über 20 Jahre zurückliegt, zu überarbeiten. Zu elektroakustischen Klängen, ergänzt durch eine Komposition für Klavier und Gesang der amerikanischen Sängerin Lisa Germano, lädt die Choreografie dazu ein, die Brutalität wie auch Fragilität zwischenmenschlicher Beziehungen zu entdecken.