"Wenn die Worte aufhören, beginnt die Musik." Dieser berühmte Satz Heinrich Heines könnte unserem Gedenkkonzert im Kuppelsaal als Motto dienen. Achtzig Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs stehen zwei Werke auf dem Programm, in denen Musik an die Stelle von Sprache tritt. Dmitrij Schostakowitschs Sinfonie Nr. 7 "Leningrader" erzählt von den Schrecken des deutschen Überfalls auf die Heimatstadt des Komponisten. Und in Ernest Blochs "Schelomo" wird das Solocello zum Sprachrohr Salomos, des legendären alttestamentarischen Königs.
Ernest Bloch
"Schelomo" ist der letzte und bekannteste Teil von Blochs "Jüdischem Zyklus", fünf Orchesterstücken nach biblischen Themen. Auch wenn der aus Genf stammende Bloch nicht religiös war, fühlte er sich als Jude verpflichtet, dieses Erbe weiterzutragen. Bei der NDR Radiophilharmonie schlüpft Cellist Alexey Stadler in die Rolle von König Salomo, der als sprichwörtlicher Prediger in der Wüste versucht, sein Volk auf den richtigen Weg zurückzuführen - dem pessimistischen Schluss nach zu urteilen, wohl vergeblich. Bloch selbst musste 1938 Europa verlassen und fand eine neue Heimat in den USA.
Dmitrij Schostakowitsch
Dass Dmitrij Schostakowitsch seine Sinfonie Nr. 7 unter dem Eindruck der Belagerung Leningrads komponierte und dass sich Leid und Gewalt des Krieges tief in dieses Werk eingeschrieben haben, ist unstrittig. Selten war Grauen so direkt in Musik zu erleben wie hier. Gegen einseitige Vereinnahmungen des Werks sträubte sich Schostakowitsch allerdings vehement. Seine Musik klagt jede Art von Gewalt an, egal welches System oder welcher Herrscher sie verursacht.
Konzerteinführung
Als Vorbereitung auf das Konzert gibt es eine Stunde vor Konzertbeginn eine Konzerteinführung "Auftakt mit Edelmann & Cello".
Programm
Ernest Bloch
"Schelomo", Hebräische Rhapsodie für Violoncello und Orchester
Dmitrij Schostakowitsch
Sinfonie Nr. 7 C-Dur op. 60 "Leningrader"
Interpreten
Alexey Stadler, Violoncello
Stanislav Kochanovsky Dirigent
NDR Radiophilharmonie