Hier führt der Chef persönlich Regie: Musik aus seiner Heimat hat Stanislav Kochanovsky für das Konzert am 14. November ausgewählt und schlägt wie ein Erzähler das große Buch der russischen Legenden, Balladen und Märchen auf: Wir tauchen ein in eine versunkene Stadt, lauschen den Klagen einer Meerjungfrau und erleben die Welt des Orients. Zu den Komponisten Rimskij-Korsakow und Medtner gesellt sich mit Nikolai Lugansky ein Pianist, der "einer der herausragenden Künstler unserer Epoche ist" (Le Monde).
Kitesch, das ist Russlands Atlantis. Als die mythische Stadt an der Wolga von den Tataren bedroht wird, versinkt sie im nahegelegenen See. Ein sagenhafter Stoff, der Rimskij-Korsakow zu seiner vielschichtigen Opern-Partitur inspirierte, aus der später auch eine 15-minütige Suite für Orchester zusammengestellt wurde. Wenn am Ende die Glocken aus der Tiefe zu läuten beginnen, ist das ein echter Gänsehauteffekt. Um eine magische Unterwasserwelt geht es auch in Medtners Klavierkonzert Nr. 3: Der Spätromantiker mit deutschen Wurzeln nahm die Ballade von der unglücklichen Rusalka, einer Meerjungfrau, zum Anlass für sein letztes großes Orchesterwerk. Seine Musik erzeugt einen ungeheuren Sog, der in einen hymnisch überhöhten Schluss mündet - anders als in der Gedichtvorlage gönnt Medtner Rusalka und ihrem Menschenfreund ein Happy End.
Mit Nikolai Lugansky kommt auch ein Stück russische Musikgeschichte nach Hannover: Seine Lehrerin war die legendäre Tatjana Nikolajeva, Widmungsträgerin von Schostakowitschs Präludien und Fugen op. 87 und eine der ersten, die Medtners Konzert auf Platte einspielte. Lugansky wiederum zählt seit seinem Sieg beim Moskauer Tschaikowsky-Wettbewerb mit 22 Jahren zu den ganz Großen seiner Zunft. Vergangene Saison spielte er in Seoul sämtliche Rachmaninow-Konzerte an zwei Abenden - Dirigent damals: Stanislav Kochanovsky.
Märchen aus Tausendundeiner Nacht
Welche Kraft dem Erzählen innewohnt, davon handeln die berühmten "Märchen aus Tausendundeiner Nacht": Die kluge Scheherazade entgeht dem Tod nur, indem sie dem grausamen Sultan Schachtyar jede Nacht eine neue Geschichte vorträgt. Der bunte Bilderreigen der Märchen rief geradezu nach einer Vertonung. Und wer wäre besser geeignet gewesen als Nikolaj Rimskij-Korsakow, der Magier der Instrumentalfarben? Bis heute hat seine Orchestersuite nichts an Frische verloren: Wenn die Sologeige mit ihren Arabesken anhebt, umfängt uns sofort der Zauber des Orients.
Konzerteinführung
Als kurzweilige Vorbereitung auf das Konzerte gibt es die Konzerteinführung "Auftakt mit Edelmann & Cello", um 19 Uhr im Großen Sendesaal.
Interpreten
Stanislav Kochanovsky Dirigent
Nikolai Lugansky Klavier
NDR Radiophilharmonie
Programm
Nikolaj Rimskij-Korsakow
"Die Legende von der unsichtbaren Stadt Kitesch" Suite für Orchester
Nikolaj Medtner
Klavierkonzert Nr. 3 e-Moll op. 60 "Ballade"
Nikolaj Rimskij-Korsakow
"Scheherazade"
Sinfonische Suite nach "Tausendundeiner Nacht" op. 35