Die Forscher verglichen das Vorkommen von mehr als 200.000 Genomvarianten bei mehr als 45.000 Brustkrebspatientinnen, mehr als 9.000 Eierstockkrebspatientinnen und mehr als 60.000 gesunden Frauen. Die neu entdeckten Risikofaktoren sind laut MHH über das ganze Genom verteilt und kommen in der deutschen Bevölkerung häufig vor.
Die Ergebnisse der Studie könnten als Grundlage für Forschungsarbeiten zur Entwicklung von Präventionsmedikamenten dienen, sagt Professor Peter Fasching vom Universitätsklinikum Erlangen. Professorin Chang Claude von der Abteilung Genetische Epidemiologie des Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg betont: "Ein wichtiges Ziel dieser Arbeit ist es, Frauen zu identifizieren, die gegebenenfalls mehrere Risikofaktoren haben und basierend auf den genetischen Veränderungen verstärkt auf gewisse Umweltfaktoren reagieren."
Auch wenn die Risiken für die einzelnen Genomvarianten nicht hoch seien, könnten sie laut MHH in ihrer Kombination zu einer zwei- bis dreifach erhöhten Erkrankungswahrscheinlichkeit führen. "Es ist sehr gut möglich, dass die neuen Erkenntnisse künftig in der Krebsvorsorge klinisch relevant werden", sagt Professor Peter Hillemanns, Direktor der MHH-Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Der kausale Zusammenhang zwischen den identifizierten Risikofaktoren und der Entstehung einer Krebserkrankung liege in den meisten Fällen allerdings noch im Dunkeln. Die Forscher hoffen nun, dass Folgeuntersuchungen auch zu der Entdeckung der ursächlichen Wirkmechanismen in der Körperzelle und möglicherweise neuen therapeutischen Ansatzpunkten führen.
Die Universität von Cambridge in England hat die Studie initiiert, die administrative Leitung übernahm das Karolinska Institut in Stockholm. Auch zahlreiche deutsche Wissenschaftler waren an den Untersuchungen beteiligt – unter anderem von den Frauenkliniken der Medizinischen Hochschule Hannover und des Universitätsklinikums Erlangen sowie vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf.
Die Europäische Union hat das Projekt mit dem Namen "Collaborative Oncological gene-enviroment Study" (COGS) mit zwölf Millionen Euro gefördert, Geld gaben auch nationale und lokale Institutionen. Die Studienergebnisse sind unter anderem in der Fachzeitschrift Nature Genetics veröffentlicht worden.