Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und der Goethe Universität Frankfurt am Main haben herausgefunden, welche neuronalen Prozesse dafür verantwortlich sind. Das Team um Professor Andrej Kral von der MHH beobachtete Folgendes bei gehörlosen Tieren:
Wenn nur ein Ohr mit einem sogenannten Cochlea-Implantat versorgt wird, nimmt dieses Teile des Hörsystems im Gehirn in Anspruch, die normalerweise für das andere Ohr zuständig sind. So bilden die Tiere ein funktional "stärkeres" und ein "schwächeres" Ohr aus. "Die Übernahme war umso umfangreicher, je früher nach der Geburt die erste Implantation erfolgte", sagt Kral "Es zeigte sich also eine sensible Phase für diese Veränderung. Folglich sollte man bei angeborener Gehörlosigkeit beide Ohren möglichst gleichzeitig mit je einem Cochlea-Implantat versehen."
Die Befunde lassen sich laut MHH klinisch bestätigen: Kinder, die nacheinander zwei Hörprothesen erhalten, zeigen ein schlechteres Sprachverständnis beim später implantierten Ohr. Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Forschungsergebnisse in der Fachzeitschrift "Brain", die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt die Arbeit der Hörforscher.