Das Hannah-Arendt-Stipendium wurde 2001 für Autor*innen eingerichtet, die in ihrem Herkunftsland bedroht sind, ein Arbeits- oder Veröffentlichungsverbot haben oder von nichtstaatlichen Gruppen wegen ihrer Überzeugungen verfolgt werden. Anlass war der Beitritt Hannovers zum weltweiten Netzwerk der "Cities of Refuge" (Städte der Zuflucht) des Internationalen Schriftstellerparlaments. Fünf Jahre später war Hannover Gründungsmitglied des ICORN-Netzwerkes, einer Organisation für Städte und Regionen, die verfolgten Schriftsteller*innen, Künstler*innen und Journalist*innen über einen längeren Zeitraum eine vorübergehende Zuflucht bieten.
Seither konnte die Stadt Hannover insgesamt zehn Exilautor*innen willkommen heißen. Das Stipendium erhielten bisher Ales Rasanau (Belarus), Carlos Valerino (Kuba), Marwan Othman (Syrien), Muhammad Sultan (Irak), Carlos Aguilera (Kuba) und Christopher Mlalazi (Simbabwe) und Mohamad Alaaedin Abdul Moula (Syrien). Außerdem war Wladimir Sorokin (Russland) für einige Zeit Gast der Stadt. Nachdem zuvor eine Autorin das Stipendium innehatte, die nicht namentlich an die Öffentlichkeit treten konnte, lebt seit Dezember 2022 die iranische Autorin und Journalistin Atefe Asadi als Hannah-Arendt-Stipendiatin in Hannover.
Die 28-Jährige ist Autorin, Redakteurin, Übersetzerin und Songwriterin aus Teheran. Sie hat einen Bachelor in englischer Übersetzung und hat bislang für verschiedene Magazine gearbeitet, darunter auch für Underground-Magazine. Asadis literarisches Werk befasst sich mit den sozialen, politischen und religiösen Themen der iranischen Gesellschaft, einschließlich Geschlecht, Sexualität und Frauenrechten. In ihren Texten stellt sie Konservatismus, Religion, Krieg und ihre Folgen in Frage und beleuchtet das Leben im heutigen Iran im Schatten der Diktatur.
Das Hannah-Arendt-Stipendium wird durch das Literaturhaus Hannover und das Kulturbüro der Landeshauptstadt betreut. Die Stadt fördert das Stipendium mit einem jährlichen Betrag in Höhe von rund 25.000€ im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung. Aber erst zusätzliche private Spenden ermöglichen es, die Kosten für die jeweiligen Stipendien aufzubringen.