Das 1962 gegründete Leibniz-Archiv ist eine Forschungsstelle der Göttinger Akademie der Wissenschaften und zugleich eine eigenständige Abteilung in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek. Drei von sieben Reihen der historisch-kritischen Gesamtausgabe der Briefe und Schriften von Gottfried Wilhelm Leibniz werden am Leibniz-Archiv bearbeitet. Die Leibniz-Gesamtausgabe wird von der Göttinger Akademie der Wissenschaften sowie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften betreut.
Der Nachlass von Gottfried Wilhelm Leibniz zählt zu den weltweit umfangreichsten Schriftensammlungen eines Universalgelehrten. "Ich strebe nicht danach, dass meine Sammlung sich von andern darin unterscheidet, dass man von mir sagt, ich hätte den ganzen Stoff zusammengetragen; worauf ich Wert lege, ist, dass ich bringe, was die anderen noch nicht haben", erklärte Leibniz bereits zu Lebzeiten. Er hinterließ rund 50.000 Originaldokumente mit etwa 200.000 Seiten zur Geistes-, Kultur-, Sozial-, Technik- und Wissenschaftsgeschichte der frühen Neuzeit sowie rund 20.000 Briefe von und an rund 1.300 Korrespondenzpartner, mit denen er weltweit in Kontakt stand. Das Leibniz-Archiv in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek in Hannover erforscht und ediert die Briefe, Schriften und Werke von Gottfried Wilhelm Leibniz.
Technische Skizzen
Leibniz hinterließ eine Vielzahl von technischen Skizzen mit Entwürfen, die zwar ihre Wurzeln in der praktischen Erfahrung des Bergbaues hatten, die aber großenteils damals nicht zu realisieren waren. Besonders zu erwähnen in diesem Zusammenhang sind zwei Beispiele aus dem (modernen) Bereich der Regelungstechnik, nämlich seine Skizzen zu einer Konstruktion, das senkrechte Flügelkreuz einer Windkunst stets in den Wind zu drehen, sowie seine Konzeption einer Drehzahlregelung oder selbstregulierenden Bremsvorrichtung für eine Vertikalwindkunst.
Leibniz-Gesamtedition voranbringen
Bisher existiert keine Gesamtausgabe der Schriften und Briefe von Leibniz; die Forschung ist auf unzureichende Teilausgaben des 19. Jahrhunderts angewiesen. Bundesweit gibt es vier Arbeitsstellen, die sich wissenschaftlich mit dem Leibniz-Nachlass beschäftigen und Veröffentlichungen dazu publizieren: in Hannover, in Münster sowie in Berlin und Potsdam. Das Leibniz-Archiv Hannover gibt die Reihen I (allgemeiner, politischer und historischer Briefwechsel), III (mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer Briefwechsel) sowie VII (mathematische Schriften) der Leibniz-Akademieausgabe heraus. Die Reihen II (philosophischer Briefwechsel) und VI (philosophische Schriften) werden von der Leibniz-Forschungsstelle Münster, die Reihe IV (politische Schriften) von der Leibniz-Editionsstelle Potsdam, die Reihe VIII (naturwissenschaftliche und technische Schriften) von der Leibniz-Arbeitsstelle Berlin herausgegeben. Die Bearbeitung der Reihe V (historische Schriften und sprachwissenschaftliche Schriften) ist noch nicht aufgenommen worden.
Stand der Bearbeitung
Die Leibniz-Arbeitsstellen haben eine gemeinsame Homepage, auf der sich insbesondere Informationen über erschienene oder in Arbeit befindliche Bände der Akademie-Ausgabe finden lassen. Die Editionsstelle Hannover bearbeitet (Stand November 2015): Reihe I: Allgemeiner, politischer und historischer Briefwechsel (bisher 25 Bände, die ersten sechs Bände sind von der damals in Berlin befindlichen Potsdamer Arbeitsstelle bearbeitet worden.), Reihe III: Mathematischer, naturwissenschaftlicher und technischer Briefwechsel (bisher acht Bände), Reihe VII: Mathematische Schriften (bisher sechs Bände, ein siebter ist in Arbeit). Die Edition ist vor allem durch die 1962 vom Land Niedersachsen gegründete Arbeitsstelle Hannover vorangebracht worden: Von den bisherigen 58 Bänden sind 34 in Hannover erarbeitet worden. Die einzelnen Bände haben jeweils etwa 800 Seiten mit Anmerkungsapparat und einem umfangreichen Registeranhang und stehen teilweise digital zur Verfügung.
Leibniz auf Chinesisch, Japanisch oder Spanisch
Die vorliegenden Bände der Akademie-Ausgabe sind bereits jetzt Grundlage für eine Reihe von Übersetzungen – etwa für eine zehnbändige japanische Leibniz-Ausgabe, für noch in Arbeit befindliche Ausgaben wie "The Yale Leibniz" der Yale University in New Haven im US-Bundesstaat Connecticut sowie für eine zwanzigbändige spanische Leibniz-Ausgabe und eine geplante fünfzehnbändige chinesische Leibniz-Ausgabe.