Hannover und darüber hinaus

Berühmte Personen

Hannover hat als Stadt eine eigene lange und bedeutende Geschichte - aber auch "Söhne und Töchter" der Stadt haben es weit gebracht.

Berühmte Hannoveraner*innen

Kunst, Musik und Philosophie von Hannover in die Welt

Hannover ist und war die Heimat vieler bedeutender Personen. Von Kunst über Wissenschaft bis hin zum Sport sind einige Hannoveraner*innen heute auch über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus bekannt. Zum Symbol der Deutschen Wiedervereinigung wurde zum Beispiel der Song "Wind of Change" der Scorpions, die, richtig, aus Hannover stammen. Auch die Band Fury in the Slaugherhouse hat ihre Ursprünge in der Stadt - und erreicht mit ihren Songs ein internationales Publikum.

Die Nanas von Hannovers Ehrenbürgerin Niki de Saint Phalle sind auf der ganzen Welt bekannt und schmücken neben Hannover auch andere Städte. Sie hatte noch dazu die Idee zur Umgestaltung der Grotte in den Herrenhäuser Gärten.

Der Universalgelehrte und Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz und der Komponist Georg Friedrich Händel wirkten hier und der weltbekannte Dada-Künstler Kurt Schwitters studierte und arbeitete bis 1937 in Hannover. Auch die angesehene Philosophin und Soziologin Hannah Arendt, die Werke zu Macht, Autorität und Totalitarismus verfasste, stammt aus Hannover - sie floh 1933 aus Deutschland, ab 1941 lebte sie in den USA.

Technischer Fortschritt

Made in Hannover

Emil Berliner erfand das Grammophon und die Schallplatte, Anfang der 60er Jahre entwickelte Professor Walter Bruch in Hannover das PAL-Farbfernseh-System. Hier fuhr der erste Kleinwagen von Hanomag und Continental präsentierte den ersten Pkw-Reifen der Welt mit profiliertem Laufstreifen. Seit über hundert Jahren wird hier der Leibniz-Keks von Bahlsen gebacken und seit über 400 Jahren ist das Broyhan-Bier aus Hannover bis weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt.

In den nachfolgenden Boxen, sortiert nach Geburtsjahr, sind einige der wichtigsten Hannoveraner*innen aufgeführt. Wichtig ist zunächst nicht, ob sie in Hannover geboren und gestorben sind - sondern auch, dass ihre Wirkungsgeschichte etwas mit der Stadt zu tun hat.

Niclas Füllkrug (1993)

Niclas Füllkrug

Fußball ist ein Weltsport. Er zieht ganze Länder in seinen Bann und wer Tore schießt, macht sich im besten Fall selbst zu einer Legende. Hannover als Fußballstadt weiß das - und Niclas Füllkrug lebt den Fußball. Im Jahr 1993 in Ricklingen geboren war er schon früh ein Spieler, der seinesgleichen suchte. Schon mit acht Jahren kam er gar nicht mehr aus dem Toreschießen heraus - mit 162 Toren innerhalb einer Saison in der F-Jugend. Vielleicht hat das Trainerteam da auch eine kleine Rolle gespielt: sein Vater war Trainer beim TuS Ricklingen und spielte auch selbst. Eigentlich ist seine ganze Familie dem Fußball verschrieben - vom seinem Großvater bis zu seiner Schwester. Anna-Lena Füllkrug spielt noch "zu Hause", bei Hannover 96 in der Regionalliga Nord.

Die ganz große Bühne

Niclas wiederum hat schon so einige Stationen hinter sich. Werder Bremen, Hannover 96, Nürnberg, Borussia Dortmund und West Ham United - er ist ohne Zweifel ein gefragter Spieler. Das zeigt sich auch dadurch, dass Füllkrug seit 2022 auch deutscher Nationalspieler ist. Seinen ersten Treffer in dieser Funktion hat er auch direkt in seinem ersten Länderspiel gegen den Oman versenkt - sein Tor war gleichzeitig der Siegtreffer. Die Nationalmannschaft schaffte es in Katar zwar nicht über die Vorrunde hinaus, aber Niclas Füllkrug nutzte jede Gelegenheit, um sein Können auf internationaler Bühne zu präsentieren.

Übrigens: Auch bei der Heim-EM 2024 war Füllkrug ein wichtiger Spieler. Als sogenannter Joker sicherte er der Nationalmannschaft den Gruppensieg im Spiel gegen die Schweiz mit seinem Tor zum 1:1 Endstand.

Fury in the Slaughterhouse (1987, 2017)

Fury in the Slaughterhouse

Hannover ist nicht umsonst eine der UNESCO Cities of Music: einige international bekannte Gruppen starteten ihre Reise von hier. Darunter auch die Band Fury in the Slaughterhouse, die, 1987 - und 2017 - gegründet, so manchen Ohrwurm produziert hat. Der große Durchbruch kam Anfang der 1990er mit dem Album Mono - das verhalf der Band auch zu Auftritten in den USA. Drei Monate Tour durch die Staaten und Radiokonzerte brachten die Gruppe auf Platz 15 der Billboard-Charts in ihrem Genre - das Album war in Deutschland mit dem Goldstatus ausgezeichnet worden.

Insgesamt veröffentlichte die Band mehr als 15 Alben - und löste sich eigentlich 2008 auf. Zu Heimspielen von Hannover 96, einem Sonderkonzert oder dem Bandjubiläum traten sie aber dennoch als eine Band auf. Die Reunion kam dann 2020. Seitdem veröffentlichten sie die Alben NOW (2021) und HOPE (2023), letzteres stieg als erstes Fury-Album auf Nummer 1 der deutschen Charts ein.

Annalena Baerbock (1980)

Annalena Baerbock

Annalena Baerbock dürfte kein unbekannter Name sein. Die gebürtige Hannoveranerin hat lange Zeit in Pattensen gelebt und dort erste Erfahrungen im Journalismus gesammelt - beim HAZ-Projekt "Zeitung in der Schule". Auch für den Lokalteil Arnum-Pattensen hat sie Artikel geschrieben. Auf Nachfrage sagt sie: "Ich wollte Journalistin werden und habe neben der „Zeitung der Schule“ der HAZ auch für den Lokalteil meiner Heimat – also Region Arnum, Pattensen – geschrieben. Ich fühle mich in der Politik aber nun genau am richtigen Platz.“

Eine politische Karriere

Seit 2005 ist Annalena Baerbock im politischen Betrieb tätig, zuerst als Mitarbeiterin einer Abgeordneten im EU-Parlament und ab 2013 selbst als Mitglied des Bundestages. Am bekanntesten dürfte sie in der breiten Öffentlichkeit aber seit ihrer Kandidatur als Bundeskanzlerin 2021 sein. Damals reichte es am Ende nicht, um selbst die Regierung bilden zu können. Teil des Bundeskabinetts wurde Baerbock aber dennoch - als erste Außenministerin in der Geschichte des Landes. In einem Interview mit dem amerikanischen Sender CNN gab Baerbock 2024 bekannt, nicht noch einmal als Spitzenkandidatin ihrer Partei antreten zu wollen.

Trotzdem noch ein bisschen Hannoveranerin

Obwohl Annalena Baerbock ihren Wahlkreis in Potsdam hat, verbindet sie auch heute noch Positives mit ihrer früheren Heimat. "Im Winter Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Marktkirche, im Sommer natürlich das Maschseefest und jetzt mit Kindern den Zoo – im übrigen wirklich der schönste Deutschlands.“

Düzen Tekkal (1978)

Düzen Tekkal

Erst im Juni 2024 war Düzen Tekkal wieder in Hannover: Die 1978 in der Stadt geborene Journalistin und Sozialunternehmerin trug sich ins goldene Buch der Stadt ein und erhielt zu diesem Anlass auch die Stadtplakette für ihr Eintreten als "Streiterin für Menschenrechte und faire Integrationsdebatten". Dieses Engagement, sagt Düzen Tekkal selbst, wurde ihr "quasi in die Wiege gelegt."  Sie führt ihren vielfältigen sozialen und kulturellen Einsatz auch auf ihre Heimatstadt Hannover und ihre Angehörigkeit zur jesidischen Diaspora in Deutschland zurück. "Alles was ich tue und wer ich heute bin ist eng mit meiner Sozialisierung und meiner Heimat Hannover verbunden", erzählt sie. Hier habe sie das Wort "Solidargemeinschaft" kennen- und verstehen gelernt.

Aufklärung als Identitätsmerkmal

Mit ihrem Dokumentarfilm "Háwar – Meine Reise in den Genozid" hat Düzen Tekkal den Völkermord an den Jesid*innen durch den IS für ein globales - und besonders für ein deutsches Publikum sichtbar gemacht. Sie hat gezeigt, welchen unbeschreiblichen Qualen, Strapazen und Traumata die - damals - hauptsächlich im Irak beheimatete Minderheit ausgesetzt war und ist. Für Tekkal ist diese Aufklärung alternativlos. "Sie ist untrennbar mit unserer Identität verbunden", sagt sie. "Wir, als kurdische Jesiden, wurden verfolgt und nicht für das akzeptiert, was wir sind. Deshalb musste ich dieses Erbe antreten, um zu überleben. [...] Für eine Religionsgemeinschaft, die seit ihrer Entstehung verfolgt wird, ist der Begriff "Heimat" von unschätzbarem Wert, denn wir haben weder ein eigenes Land noch eine Region oder einen festen Platz. Deshalb war Hannover mein Zuhause – meine Heimat."

"Háwar – Meine Reise in den Genozid" wurde beim Europäsichen Parlament, im Deutschen Bundestag und vor den Vereinten Nationen gezeigt - die Premiere fand im November 2015 bei den Internationalen Hofer Filmtagen in Bayern statt.

Vom "Ich" zum "Wir"

Auf die Frage, ob sie mit den Dokumentarfilmen und den Initiativen HÁWAR.help und GermanDream ihre Berufung gefunden habe, hat Düzen Tekkal eine klare Antwort. "Meine Berufung dreht sich stets um die Gemeinschaft der Vielen. Das bedeutet, sich vom 'Ich' zu lösen und zum 'Wir' zu finden." Diese Grundeinstellung führt sie auch auf ihr Umfeld in Hannover zurück. Sie erinnert sich, dass es "nicht wichtig war, woher wir kamen. Es war wichtig, dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen." 

Die Scorpions (1965)

Die Scorpions

Wer jemals einen Rückblick zum Mauerfall im Fernsehen gesehen oder sogar miterlebt hat, kennt die Scorpions spätestens daher. Das Lied Wind of Change ist zu einer Hymne der Wiedervereinigung avanciert. Die Band, gegründet 1965 in Hannover, war damit im absoluten Mainstream angekommen. Bekannt war die Band aber schon Jahre vor diesem Hit - auch im Ausland. Die große Berühmtheitswelle erfasste die Band um Klaus Meine und Rudolf Schenker im Jahr 1984, als sie als erste deutsche Rockband dreimal vor 60.000 Menschen im New Yorker Madison Square Garden spielten. Bei Welttourneen der Scorpions spielten Gruppen wie Bon Jovi oder Metallica als "support acts", bevor sie selbst zu ihrer weltbekannten Größe gelangten.

Die Hymne der Wiedervereinigung

Der absolute Durchbruch war für die Scorpions aber zweifelsohne die Zeit kurz vor und nach dem Ende der deutschen Teilung und der Sowjetunion. Vor weit mehr als einer halben Million Fans spielte die Band sowohl im damaligen Leningrad (heute: St. Petersburg) als auch in Moskau. Im Jahr 1990 spielten sie auf dem Potsdamer Platz mit anderen Bands vor ungefähr 300.000 Menschen, dort wo noch kurz vorher der Todesstreifen verlaufen war.

Seither touren die Scorpions um die Welt, hatten zwischendurch auch schon die Auflösung bekanntgegeben und wieder zurückgezogen. Beim Wacken Open Air 2024 trat die Band auf, 2025 feiert sie das 60. Jubiläum. Neben vielen anderen Auszeichnungen erhielt die Gruppe 2009 einen Echo für ihr Lebenswerk, auch und besonders für Wind of Change als "globale Hymne für das friedliche Ende des Kalten Kriegs".

Giovanni di Lorenzo (1959)

Giovanni di Lorenzo machte in Hannover seine journalistischen Anfänge.

Giovanni di Lorenzos leben begann weit entfernt von Hannover - nämlich in Schweden! Dort wurde er 1959 geboren - durch seine Eltern mit der italienischen und der deutschen Staatsangehörigkeit. Von Schweden aus ging es über verschiedene Stationen, auch über Rom, schließlich nach Hannover. Hier besuchte er erst das Ratsgymnasium, später die Tellkampfschule. Einer seiner Klassenkameraden war der spätere Regierungssprecher und deutsche Botschafter Steffen Seibert.

Vom freien Autor zum Chefredakteur

Nach dem Abitur hatte er eigentlich an die Deutsche Journalistenschule in München wechseln wollen, entschied sich aber trotz bestandener Aufnahmeprüfung dagegen. Ein Glücksfall für Hannover, denn so konnte er seine ersten praktischen Schritte im Journalismus in der Stadt machen - bei der Neuen Presse. Aus di Lorenzos Sicht eine lebensverändernde Entscheidung.

Schriftliches Interview mit Giovanni di Lorenzo

Herr di Lorenzo, wie hätte Ihre journalistische Laufbahn ausgesehen, wenn Sie damals nicht den Einstieg bei der NP gehabt hätten?

Giovanni di Lorenzo: Ich wäre erst gar nicht Journalist geworden. Das Schülerpraktikum bei der NP war ein Glücksfall fürs Leben.

Und wo wären Sie, wenn Sie bei der NP hätten bleiben können? Wenn also die damalige Chefredaktion Ihnen einen Job als fester Redakteur angeboten hätte?

Giovanni di Lorenzo: Ich würde wahrscheinlich das Kultur-Ressort bei der NP leiten und hätte mir eine Reihenhaushälfte in Waldheim geleistet – oder in Großburgwedel. Aber die NP wollte mich als Redakteur ja leider nicht haben. 

Über Sie wurde vor einiger Zeit geschrieben, dass Sie auch gerne Manager oder Psychoanalytiker geworden wären. Sind Sie als der Journalist, der Sie heute sind, nicht auch ein bisschen von beidem?

Giovanni di Lorenzo: Auf jeden Fall, darüber habe ich oft nachgedacht. Aber ich bin so froh, dass es hauptberuflich doch der Journalismus geworden ist. Es gibt kaum einen Beruf, der so vielfältig ist und trotz aller Wandlungen auch heute noch lohnt.

Als er nach rund drei Jahren nicht als fester Redakteur übernommen wurde, ging er zum Studium nach München.

Einer breiten Öffentlichkeit ist di Lorenzo heute durch seine Talkshow 3nach9 bekannt, die er schon seit 1989 moderiert. Nebenher ist Giovanni di Lorenzo seit 2004 Chefredakteur der Wochenzeitung DIE ZEIT aus Hamburg. Während dieser Zeit hat er unter anderem zwei Bücher mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt geschrieben, der bis zu seinem Tod Herausgeber der ZEIT war.

Ursula von der Leyen (1958)

Ursula von der Leyen

Ursula von der Leyen stammt eigentlich, wie einige andere Personen auf dieser Liste, nicht aus Hannover. Geboren wurde sie 1958 in Belgien und zog erst später - 1971 - nach Hannover, studierte an der MHH Medizin. Nach der Approbation im Jahr 1987 und der Promotion vier Jahre später zog sie mit ihrem Mann und den Kindern kurzzeitig nach Kalifornien. Von 1998 bis 2002 war sie, wieder in Deutschland, als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der MHH tätig.

Land, Bund, Europa

Die Karriere Ursula von der Leyens ist geprägt von vergleichsweise schnellen Aufstiegen. Vom Mitglied der Regionsversammlung zog sie in den Niedersächsischen Landtag ein, wurde 2003 Ministerin unter dem damaligen Ministerpräsidenten Wulff. Schon zwei Jahre später wurde sie zur Bundesministerin ernannt, damals noch ohne Bundestagsmandat - als eines von fünf Kabinettsmitgliedern. Den Kabinettstisch verließ sie erst 2019 wieder, als sie überraschend für den Posten der Kommissionspräsidentin der Europäischen Union vorgeschlagen wurde - auf den Wahlzetteln zur Europawahl hatte sie nämlich nicht gestanden.

Somit legte von der Leyen innerhalb von 16 Jahren den Aufstieg von der Familienministerin in Niedersachsen, über die Ministerien für Familie, für Arbeit und für Verteidigung im Bund und schließlich zur Europäischen Kommission hin. 

Niki de Saint Phalle (1930 - 2002)

Niki de Saint Phalle

Mit Hannover verband sie eine über 30-jährige Freundschaft: Niki de Saint Phalle - geboren am 29.10.1930 in Paris, verstorben am 21. Mai 2002 in San Diego. Ihre Zuneigung zur Stadt an der Leine drückte die Weltkünstlerin eindrucksvoll zuletzt im Herbst 2000 in einem Satz aus: "I have a very special feeling for Hanover", so die damals 70-Jährige.

Der künstlerische Durchbruch gelang Niki de Saint Phalle in den fünfziger Jahren mit der Teilnahme an Ausstellungen der internationalen Gruppe "Nouveaux Réalistes". Viel beachtet wurden in den folgenden Jahrzehnten neben ihren Filmen "Daddy" und "Camélia et le Dragon" sowie den Ausstellungen in allen wichtigen Museen der Welt zahlreiche außergewöhnliche Kunstprojekte: Zum Beispiel die Riesen-Nana "Hon - en katedral" für das Moderna Museet in Stockholm (1966), das "Paradies Fantastique" für den französischen EXPO-Pavillon in Montreal (1967), das sie zusammen mit ihrem langjährigen Lebensgefährten Jean Tinguely entwarf, das Monstrum-Haus "Golem" mit Rutschbahnen in Jerusalem (1972) sowie der "Giardino dei Tarocchi" in der Toscana, der nach einer Idee aus 1974 entstand und schließlich 1996 fertig wurde.

Die Aufstellung der drei bunten, voluminösen Nanas aus Polyester am hannoverschen Leineufer 1974 hatte Proteststürme bei einigen HannoveranerInnen ausgelöst, brachte aber auch eine - die erste - lebhafte und tiefgreifende Diskussion über Kunst im öffentlichen Straßenraum. Mittlerweile werden die Nanas, die rasch zu Wahrzeichen der EXPO-Stadt avancierten, geliebt.

Seit 1998 arbeitete Niki de Saint Phalle für Hannover an der Neugestaltung der Grotte. Die bisher einzige Ehrenbürgerin der Stadt Hannover verstarb ein Jahr vor der Fertigstellung der beeindruckenden Grotte im Großen Garten. Die von ihr gefertigten detaillierten Pläne und zahlreiche Informationen ihrer Mitarbeiter ermöglichten die Fertigstellung (in) der (neu gestalteten) Grotte. Die Grotte in Herrenhausen ist somit das letzte große Kunstprojekt, das Niki de Saint Phalle vor ihrem Tod begann. Weitere Informationen zu Niki de Saint Phalle finden Sie auf der Website des Sprengel Museums.

Lola Fischel (1914 - 2009)

Lola Fischel

Die Geschichte von Lola Fischel ist eine, wie Sie in der Zeit des Nationalsozialismus nicht oft vorgekommen ist - denn sie hat überlebt. Geboren 1914 im heutigen Polen wurde sie 1943, mit 29 Jahren, zusammen mit ihrem Bruder nach Auschwitz deportiert, später nach Bergen-Belsen. Die beiden waren die einzigen in der Familie, die überlebt haben, ihr Bruder wanderte nach dem Krieg nach Israel aus.

Während ihrer Zeit in Bergen-Belsen wurde die die ausgebildete Zahnärztin dazu gezwungen, eine Ambulanz für ihre Mithäftlinge zu organisieren. Nach der Befreiung im April 1945 traf sie ihren späteren Ehemann Siegmund Fischel - einen Hannoveraner. Da er für die Auswanderung nach Israel durch seine Lagerhaft in Auschwitz zu krank war, blieben die beiden in Hannover. Hier engagierten sich beide in der jüdischen Gemeinde, Lola war außerdem Mitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit. Nebenher betrieb sie bis 1970 ihre Zahnarztpraxis in der Podbielskistraße selbst, danach übernahm ihr Sohn Marek.

Auf vielen Veranstaltungen zum Gedenken an die Shoa war sie als Rednerin zu Gast, unter anderem auch beim Besuch des damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan in Bergen-Belsen im Jahr 1985. Für ihre Verdienste wurde Lola Fischel vielfach ausgezeichnet, darunter 1989 mit der Stadtplakette der Landeshauptstadt Hannover und mit der Niedersächsischen Landesmedaille. Lola Fischel starb am 18. März 2009 in Hannover, mit 95 Jahren.

Professor Walter Bruch (1908 - 1990)

Das Bild war schon farbig, bevor Willy Brandt auf den Knopf gedrückt hatte.

Geboren im Jahr 1908 - allerdings nicht in Hannover - war Professor Walter Bruch einer der Menschen, der die Welt ein bisschen farbenfroher gemacht hat. Im wahrsten Sinne des Wortes.

In seinem frühen Arbeitsleben, während der 1930er und 40er Jahre, war er unter anderem an der Entwicklung der Fernsehtechnik beteiligt - die steckte damals noch in den sprichwörtlichen Kinderschuhen. Während der Olympischen Spiele 1936 in Berlin bediente er zum Beispiel die erste fahrbare Fernsehkamera der Welt - damals noch ein richtiger Brocken mit einem Gewicht von 45 Kilogramm. Im Krieg war er ebenfalls an der Weiterentwicklung der Übertragungstechnik beteiligt. Hier entwickelte er in Peenemünde im heutigen Mecklenburg-Vorpommern ein System, womit Raketenstarts der V2 aus sicherer Entfernung beobachtet werden konnten.

Auf Knopfdruck: Farbe

Nach dem Krieg, im Jahr 1950, arbeitete er - wie schon in den 30ern - bei der Firma Telefunken in Hannover. Dort gelang der Durchbruch: die Entwicklung des Farbfernsehens. Dieses neue System, das sich vom amerikanschen System unterschied, wurde 1962 zum Patent angemeldet und im Folgejahr der Europäischen Rundfunkunion vorgestellt. Eingeführt hat es vier Jahre später, am 25. August 1967, der damalige Vizekanzler Willy Brandt. Da die Geräte aber damals so teuer waren - umgerechnet 1.200 bis 2.000 Euro -, konnten diesen Moment nur ungefähr 6.000 Haushalte miterleben. Wirklich populär wurde das Farbfernsehen hierzulande dann 1974, als sich viele Menschen für die Fußball-Weltmeisterschaft im eigenen Land einen neuen Fernseher kauften.

Elly Beinhorn (1907 - 2007)

Elly Beinhorn, Zeitungsfoto 1931

Otto Lilienthal, die Brüder Wright, Amelia Earhart - und Elly Beinhorn. Diese Reihung von Namen ist nicht zufällig gewählt, sie ist geradezu gerechtfertigt. Am Anfang des 20. Jahrhunderts, die Fliegerei war noch gar nicht allzu alt, waren ein paar der bedeutendsten Personen der Luftfahrt Frauen. Amelia Earhart, die unbestrittene Pionierin, flog zwar alleine über Atlantik und Pazifik - Elly Beinhorns Flüge sind aber auch allemal Stoff für große Filme.

Über Nacht berühmt

Die 1907 geborene Hannoveranerin entdeckte früh ihre Begeisterung für die Fliegerei - schon mit Anfang 20 flog sie komplett alleine und ohne Funk, Radar oder Navigation nach Afrika. Den Rückweg hätte sie fast nicht überlebt, denn sie musste in der Wüste notlanden. Nach vier Tagen ohne ein Lebenszeichen und 50 Kilometern Fußweg gelang sie nach Timbuktu. Als sie wenig später wieder in Deutschland ankommt, ist sie sofort berühmt.

Es folgt ein Rekordflug über drei Kontinente an einem Tag - von Berlin nach Damaskus, Kairo, Athen und Budapest wieder nach Berlin. Auch nach Australien und durch Südamerika führen sie ihre Flüge. Erst mit 72 Jahren, im Jahr 1979, gab sie ihren Flugschein ab. Mit 100 Jahren flog sie nochmals kurzzeitig über das Alpenvorland, bevor sie ein halbes Jahr später in der Nähe von München.

Hannah Arendt (1906 - 1975)

Hannah Arendt

Hannah Arendt wurde am 14. Oktober 1906 in Hannover-Linden geboren. Nach ihrer Schulzeit in Königsberg studierte sie in Marburg, Freiburg und Heidelberg Philosophie, vor allem bei Martin Heidegger und Karl Jaspers, sowie Theologie und Altphilologie. 1928 promovierte sie bei Jaspers mit einer Arbeit über den Liebesbegriff bei Augustin. 1929 heiratete sie Günther Stern (Günther Anders), von dem sie sich 1937 wieder trennte.

Flucht aus Deutschland und Rückkehr nach Europa

1933 wurde Arendt wegen illegaler Tätigkeit für die "Zionistische Vereinigung für Deutschland" in Berlin verhaftet, aber nach kurzem Gefängnisaufenthalt wieder frei gelassen. Danach floh sie über Prag nach Paris, der ersten Station ihres Exils. In Paris beendete sie ihr Buch über Rahel Varnhagen. Arendt arbeitete u.a. für die "Jugend-Alijah" zur Rettung jüdischer Kinder. 1941 gelang ihr mit Heinrich Blücher, ihrem zweiten Mann, die Flucht in die USA.

1951 wurde Arendt amerikanische Staatsbürgerin. Sie arbeitete als Journalisten und übernahm Lehrtätigkeiten, wurde bekannt als Kolumnistin der deutsch-jüdischen Wochenzeitung "Aufbau", war als Lektorin des Schocken Verlags und als Geschäftsführerin der "Commission on European Jewish Cultural Reconstruction" tätig. 1949/50 bereiste Arendt Europa. Es kam zu einem Wiedersehen mit Jaspers, mit dem sie stets durch Briefwechsel verbunden war. Zudem kam es zu einer ersten Begegnung nach dem Krieg mit Heidegger, zu dem sie aufgrund seiner Parteinahme für die Nationalsozialisten nach 1933 den Kontakt abgebrochen hatte.

Autorin und Wissenschaftlerin

1951 erschien in den USA und Großbritannien ihr Buch "The Origins of Totalitarianism" (dt. 1955: "Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft"), das sie weltberühmt machte. Es folgten weitere Veröffentlichungen in englischer und deutscher Sprache zu Themen im Spannungsfeld zwischen politischer Theorie und praktischer Philosophie. 1958 erschien ihr Hauptwerk zu dieser Thematik: "The human condition" (dt. 1960: "Vita activa"). Im Auftrag der Zeitschrift "The New Yorker" verfolgte sie 1961 den Prozess gegen Adolf Eichmann. Das daraus entstandene Buch "Eichmann in Jerusalem" (1963) löste eine kontroverse Debatte aus. Nach jahrelanger Lehrtätigkeit als Gastprofessorin an verschiedenen amerikanischen Universitäten übernahm sie 1963 eine Professur für "Political Science" an der University of Chicago und anschließend, 1967, an der New School for Social Research in New York. Hannah Arendt starb im Alter von 69 Jahren am 4. Dezember 1975 in New York.

Auszeichnungen

Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt sie 1959 den "Lessing-Preis" der Freien und Hansestadt Hamburg, 1967 den "Sigmund-Freud-Preis" für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, 1975 den von der dänischen Regierung verliehenen "Sonning-Preis" für Beiträge europäischen Kultur.

Hannah-Arendt-Bild am Hannah-Arendt-Geburtshaus

Hannover und Hannah Arendt heute

In vielfältiger Weise wird in der Landeshauptstadt Hannover an die große Tochter der Stadt erinnert: An ihrem Geburtshaus in Hannover-Linden ist eine Gedenktafel angebracht und in der Stadtbibliothek gibt es den Hannah-Arendt-Raum mit Exponaten aus ihrem persönlichen Besitz. Eine Schule sowie ein Weg in der Nähe von Rathaus und Landtag sind nach ihr benannt – und seit 2015 erinnert der repräsentative Platz vor dem Landtag an die politische Theoretikerin und Philosophin. Jährlich wird das Hannah-Arendt-Stipendium vergeben und in Kooperation mit der Leibniz Universität Hannover sowie der VolkswagenStiftung lädt die Landeshauptstadt in jedem Jahr zu den Hannah-Arendt-Tagen ein.

Auf der Homepage www.hannah-arendt-hannover.de sind alle wichtigen Informationen zu Hannah Arendt und zu den Veranstaltungen zu finden. Und mit der Einrichtung eines Hannah-Arendt-Schüler-Lehrstuhls an der Helene Lange Schule unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Stefan Schostok engagiert sich die nachfolgende Generation für das Erbe Hannah Arendts in dieser Stadt. 

Kurt Schumacher (1895 - 1952)

Kurt Schumacher (Foto: Aenne Heise)

Kurt Schumacher wurde am 13. Oktober 1895 in Kulm (heute Chełmno in Polen) geboren. Im ersten Weltkrieg, zu dem er sich freiwillig gemeldet hatte, verliert er den rechten Arm. Vom Wintersemester 1915/16 bis zum Wintersemester 1918/19 studierte Kurt Schumacher Rechts- und Staatswissenschaften an den Universitäten Halle, Leipzig und Berlin. Er trat schon 1918 in die SPD ein, war im gleichen Jahr Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates von Groß-Berlin.

Der Weg in die Politik

Ende 1920 wurde Schumacher in Stuttgart Berufspolitiker - als Redakteur der sozialdemokratischen Parteizeitung "Schwäbische Tagwacht" und lokaler Parteifunktionär. Von 1924 bis 1931 war er Abgeordneter des württembergischen Landtages, 1930 wurde er in den Reichstag gewählt. Hier hat er unter anderem Otto Wels' Rede gegen das sogenannte Ermächtigungsgesetz mit verfasst ("Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht!").

Schumacher wurde 1933 in Berlin verhaftet und verbrachte die Jahre bis 1943 und den August/September 1944 in verschiedenen Konzentrationslagern, darunter auch Dachau.

Nachkriegszeit in Hannover

Im Mai 1945, zwei Tage vor der Kapitulation der Nazis, wurde der SPD-Ortsverein Hannover wiedergegründet, obwohl Parteien zu diesem Zeitpunkt in der britischen Zone noch nicht wieder zugelassen waren. Die offizielle Wiedergründung findet deshalb erst im Oktober '45 statt. Schumacher wurde ein Jahr später, am 9. Juni 1946 auf dem SPD-Parteitag in Hannover zum Parteivorsitzenden gewählt. Schumacher hatte entscheidenden Einfluss auf die Neugründung der SPD und war in der Nachkriegszeit politischer Gegenspieler Konrad Adenauers. Außerdem wehrte er sich vehement gegen eine Verenigung von SPD und KPD. Er starb am 20. August 1952 und wurde auf dem Ricklinger Friedhof beigesetzt - seinen Trauerzug begleiteten tausende Menschen auf dem Weg durch Hannover.

Gerrit Engelke (1890 - 1918)

Gerrit Engelke, Porträtfoto 1912

Gerrit Engelke wurde am 21.10.1890 in Hannover geboren, erlernte das Malerhandwerk und ging anschließend zur Kunstgewerbeschule. Gefördert von Richard Dehmel begann er zu dichten. Seine ersten Gedichte wurden 1912 veröffentlicht.

Richtig bekannt wurde Engelke aber erst nach seinem Tode durch den einige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg erschienenen Gedichtband "Rhythmus des neuen Europa". Gerrit Engelke fiel am 13.10.1918 im Ersten Weltkrieg bei einem Rückzugsgefecht in Frankreich. Im Gedenken an den großen Dichter hat die Stadt Hannover von 1979 bis 2005 den von ihr verliehenen Literaturpreis Gerrit-Engelke-Preis genannt.

Im Gerrit-Engelke-Archiv der Stadtbibliothek Hannover wird der literarische und künstlerische Nachlass Engelkes verwahrt. Die Sammlung umfasst rund 770 Einheiten Gedichtmanuskripte, Briefe und Postkarten von und an Engelke sowie Zeichnungen, grafische Blätter und Fotografien.

Sondersammlungen der Stadtbibliothek Hannover

Kurt Schwitters, Hermann Löns und andere … Die Autografensammlungen und Nachlässe in der Stadtbibliothek Hannover.

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Kurt Schwitters (1887 - 1948)

Kurt Schwitters

Kurt Schwitters war ein deutscher Künstler, der als einer der bedeutendsten Vertreter der modernen Kunst und wichtigster hannoverscher Künstler des 20. Jahrhunderts gilt.

MERZkunst

Merzbau, Nachbau eines von Kurt Schwitters gestaltetenen Raumes im Sprengel Museum Hannover. Das Original entstand in den Jahren 1923 bis 1936 in den Privaträumen des Künstlers.

Besonders bekannt wurde er durch seine dadaistischen Werke wie das Gedicht „An Anna Blume“, die Lautpoesie „Ursonate“ und seine Kunstform MERZ, für die er Collagen, Materialbilder und Plastiken aus alltäglichen Materialien schuf. Schwitters experimentierte in nahezu sämtlichen Kunstgattungen mit verschiedenen Kunstformen, darunter Malerei, Skulptur, Dichtung und Typografie.

Ein herausragendes Werk ist der Merzbau, eine begehbare Raumskulptur, die Schwitters 1923 in seinem Elternhaus in der Waldhausenstraße, Hannover zu errichten begann und die sich heute als Nachbau im Sprengel Museum Hannover befindet. Aufgrund seiner Verfolgung durch das NS-Regime floh Schwitters nach Norwegen und später nach England, wo er seine künstlerische Arbeit trotz widriger Umstände fortsetzte. Schwitters gilt heute als Pionier der Abstraktion und Collagekunst. Er hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Künstlergenerationen nach 1945.

Dadaismus

Dada war eine künstlerische und literarische Bewegung, die während des Ersten Weltkriegs entstand. Sie richtete sich gegen traditionelle Kunstformen und gesellschaftliche Normen, indem sie absurde, provokative und oft sinnfreie Werke schuf. Dada-Künstler*innen kritisierten die Bedeutungslosigkeit der damaligen Weltordnung und die Zerstörung durch den Krieg. Die Bewegung stellte traditionelle bürgerliche Vorstellungen von Kunst in Frage und betonte Zufall, Spontaneität und Ironie.

 

Das Sprengel Museum Hannover am Kurt-Schwitters-Platz beherbergt als Dauerleihgabe der Kurt und Ernst Schwitters Stiftung den künstlerischen Nachlass mit über 1100 bildnerischen Werken und nahezu genauso vielen Manuskripten und Briefen von ihm.

Museum

Das Sprengel Museum Hannover

Das Sprengel Museum Hannover zählt mit Schwerpunkten wie dem deutschen Expressionismus und der französischen Moderne zu den bedeutendsten Museen der Kunst...

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Text unter freundlicher Mitarbeit des Sprengel Museums Hannover

Karl Jatho (1873 - 1933)

Karl Jatho wurde am 3. Februar 1873 in Hannover geboren. Er wurde Inspektor im technischen Revisionsbüro der Stadtverwaltung. Er war einer der ersten Amateur-Hochrad-Kunstfahrer und beschäftigte sich mit dem Fliegen.

1896 baute er seinen ersten Gleitflieger. Am 18. August 1903 gelang ihm, angeblich, vier Monate vor den Brüdern Wright auf der Vahrenwalder Heide der erste Motorflug. Seine Fliegerschule und seine Hannoverschen Flugzeugwerke hatten allerdings keinen dauerhaften Erfolg. Karl Jatho starb am 8. Dezember 1933 in Hannover.

Theodor Lessing (1872 - 1933)

Theodor Lessing

Theodor Lessing wurde am 8. Februar 1872 als Sohn eines jüdischen Arztes geboren. Schon während seines Studiums verfasste Lessing Gedichte und Romane. Er lehrte als Privatdozent für Pädagogik und Philosophie an der Technischen Hochschule Hannover und ab 1919 auch an der Volkshochschule.

Nachdem Lessing 1925 mit einem Artikel im Prager Tagblatt vor der Wahl des in Hannover lebenden Hindenburg zum Reichspräsidenten gewarnt hatte, erzwang die überwiegend nationalistisch eingestellte Studentenschaft Lessings Beurlaubung. Nach konkreten Drohungen gegen ihn verließ Lessing 1933 Hannover und emigrierte zunächst nach Prag, dann nach Marienbad. Dort wurde er in der Nacht vom 30. zum 31. August 1933 von Nationalsozialisten ermordet.

Bildungsangebote

Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule Hannover

Die Volkshochschule (VHS) unterbreitet als kommunale Bildungseinrichtung ein breites, systematisches Angebot.

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Hermann Bahlsen (1859 - 1919)

Hermann Bahlsen

An Weihnachten backt man sie, zum Kaffee isst man sie, im Supermarkt stehen sie oft in eigenen Abteilungen - die Kekse. Über einzelne Worte denkt man im Alltag nicht lange nach, es gibt sie schließlich schon immer. Eigentlich. Das Wort Keks ist nämlich noch gar nicht so furchtbar alt! Ursprünglich kommt es nämlich vom englischen Wort "Cakes" - grob übersetzt "Teegebäck". Eingedeutscht hat es Hermann Bahlsen, seit 1915 steht das Wort "Keks" auch im Rechtschreibduden. Im Jahr 1859 in Hannover geboren stellte Bahlsen ab 1891 die heute noch bekannten "Leibniz Cakes" her, die auch damals schon rasch an Bekannt- und Beliebtheit dazugewannen.

Technische Innovation

Neben einem neuen Wort hat Bahlsen auch früh technische Fortschritte entwickelt und übernommen. Als erst zweite erleuchtete Werbung in Deutschland schien ab 1898 in Berlin der Schriftzug "Leibniz Cakes" über dem Potsdamer Platz in Berlin. Kurz darauf kam eine neue Verpackung dazu, die das Gebäck länger frisch halten sollte - das Wort "TET" steht noch heute auf den Paketen und bedeutet so viel wie "ewig während". Auch die erste Fließbandfertigung Europas fand nicht etwa in der Automontage statt, sondern in einer Keksfabrik. Noch im Ersten Weltkrieg entstand der Plan einer Art Fabrikstadt, doch daraus wurde nichts.

Die Zeit des Nationalsozialismus

Für das Unternehmen besonders prägend war die Zeit des Nationalsozialismus. Alle drei Söhne und Nachfolger Hermann Bahlsens waren Mitglieder der NSDAP, die Firma profitierte von der Wehrmacht als Großkundin. In Hannover allein wurden während des Zweiten Weltkriegs über 700 Zwangsarbeiter*innen eingesetzt, in einer übernommenen Fabrik in der Ukraine waren es mehr als 2.000 "Arbeitspflichtige".

Nachkriegszeit

Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich die Firma stetig in mehr Länder ausgedehnt, machte im Jahr 2022 als Gesamtgruppe über eine halbe Milliarde Euro Umsatz. Laut eigenen Angaben stellt die Firma pro Jahr 121.000 Tonnen Gebäck her, verkauft wird in über 50 Ländern. Besonders kurios: Im Jahr 2013 wurde der goldene Keks vor dem Firmensitz in Hannover gestohlen, von einer Person die sich in einem Krümelmonster-Kostüm präsentiert hat.

Die zwei Brezelmänner mit dem goldenen Keks am Bahlsen-Firmensitz in Hannover.

Übrigens: Seitdem der Keks wieder aufgetaucht ist, wird er von einer Überwachungskamera beobachtet.

Emil Berliner (1851 - 1929)

Emil Berliner mit seinem ersten Grammophon und einer Zinkschallplatte (um 1888)

Emil Berliner wurde am 20. Mai 1851 in Hannover geboren. Er ging nach Amerika und erfand dort die Schallplatte und das Grammophon. Er kehrte nach Hannover zurück und beteiligte sich hier an der von seinem Bruder Joseph gegründeten Deutschen Grammophon-Gesellschaft. Von hier aus trat die Schallplatte ihren Siegeszug durch Europa an. Mit zwölf Zentimetern Durchmesser hatte Emil Berliners erste Schallplatte übrigens die gleiche Größe wie die Compact-Disc (CD).

Die Deutsche Grammophon heute ein Teil von Universal Music und wurde beispielsweise schon mit einem Grammy-Award ausgezeichnet. Außerdem finden unter ihrem Namen Konzerte mit bekannten Komponist*innen und Dirigent*innen statt. So fand zum Beispiel ein Konzert mit dem Komponisten John Williams in Wien statt, dessen Aufzeichnung zu seinem 90. Geburtstag in einigen Kinos gezeigt wurde.

Nachleben

Nach dem Tod Emil Berliners am Vorabend des Zweiten Weltkriegs war seine Neffin Klara Berliner mit den rassistischen Gesetzen der Nationalsozialisten konfrontiert. Das Haus in der Brühlstraße und der noch heute im Kestner-Museum ausgestellte Holzschrank verlor sie durch den Zwangsverkauf 1941 - sie erhielt keinerlei Erlös. Im März 1943 wurde sie in das KZ Theresienstadt deportiert, wo sie am Ende des Jahres starb.

Erst 2017 begann die Provenienzforschung - also die Ermittlung der Herkunft von Gegenständen. Im Jahr 2022 wurde schließlich eine Vereinbarung mit dem amerikanischen Manfred Berliner Trust (MBT) unterzeichnet, der die Zukunft der Ausstellungsstücke - dem Schrank und einem bestickten Tuch - regelt.

Provenienzforschung der LHH

Zeugnisse der NS-Verfolgung bleiben in Hannover

Erb*innen und Stadt unterzeichnen Vereinbarung zur Restitution und Schenkung zweier Objekte aus dem Eigentum von Klara Berliner.

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Hermann Bödeker (1799 - 1875)

Fotografie von Pastor Hermann Wilhelm Bödeker

Hermann Wilhelm Bödeker wurde am 15. Mai 1799 in Osnabrück geboren. Er studierte in Göttingen Theologie und wurde 1824 Hilfsprediger an der Marktkirche. Dort wirkte er mehr als ein halbes Jahrhundert und wurde einer der populärsten Seelsorger Hannovers.

Bödeker, bekannt wegen seiner volkstümlichen Predigten, gründete in Hannover mehrere Stiftungen im sozialen Bereich. Daneben engagierte er sich für den Schutz der Tiere und rief zur Gründung eines Tierschutzvereines auf - auch für sein Talent, spenden zu sammeln, war er bekannt. Noch im gleichen Jahr, in dem seine Broschüre "Über Tierquälerei" erschien (1844), wurde der hannoversche Tierschutzverein gegründet. Hermann Wilhelm Bödeker starb am 5. Januar 1875.

Schon zu seinen Lebzeiten war eine der bedeutendsten Straßen in Hannovers Oststadt nach ihm benannt worden.

Georg Ludwig Friedrich Laves (1788 - 1864)

Porträt von G.L.F. Laves, Ölbild auf Leinwand, um 1830

Der spätere Oberhofbaudirektor Georg Ludwig Friedrich Laves wurde am 17. Dezember 1788 als Sohn eines Pastors in Uslar geboren. Er studierte an der Kasseler Kunstakademie und in Göttingen und wurde 1809 Baueleve bei seinem Onkel Heinrich Christoph Jussow in Kassel.

1814 wurde er als Hofbauverwalter nach Hannover berufen. Zu seinen wichtigsten Bauten zählen der Porticus des Leineschlosses, das Wangenheim-Palais, das Opernhaus, das Mausoleum und der Bibliothekspavillon in Herrenhausen sowie die Waterloosäule. Noch entscheidender für Hannovers Zukunft waren aber Laves' Planungen der Straßenzüge in und um Hannovers Stadtmitte.

Georg Ludwig Friedrich Laves starb am 30. April 1864 in seinem Wohnhaus am Friedrichswall und ruht in einem Ehrengrab auf dem Stadtfriedhof Engesohde.

Georg Friedrich Grotefend (1775 - 1837)

Georg Friedrich Grotefend, Lithografie um 1850

Georg Friedrich Grotefend wurde am 9. Juni 1775 als Sohn eines Schuhmachers in Münden (heute: Hann. Münden) geboren. Er studierte Philologie und Theologie in Göttingen und wirkte dort als Hilfslehrer.

Aufgrund einer Wette entzifferte er 1802 die ersten Worte einer persischen Keilschrift. Im folgenden Jahr wurde er Prorektor eines Gymnasiums in Frankfurt am Main, 1821 kam er als Direktor des Lyzeums nach Hannover, wo er am 15. Dezember 1853 starb.

Sein Hauptwerk sind die 1837 erschienenen "Neuen Beiträge zur Erläuterung der persepolitanischen Keilschrift".

Karl Wilhelm Friedrich Schlegel (1772 - 1829)

Zeichnung von Philipp Veit (1811)

Karl Wilhelm Friedrich Schlegel (seit 1815: von Schlegel) wurde am 10. März 1772 als Sohn eines Generalsuperintendenten in Hannover geboren. Er verbrachte lange Jahre seiner Jugend bei Verwandten, dann gab ihn sein Vater 1788 in eine Lehre bei einem Leipziger Bankhaus. Zwar hatte er die Gymnasialausbildung nicht abgeschlossen, dennoch gelang es ihm, 1790 zusammen mit seinem Bruder August Wilhelm Schlegel in Göttingen ein Studium zu beginnen (Jura, Philologie, Geschichte, Philosophie). 1791-93 setzte er sein Studium in Leipzig alleine fort. 1794 zog er aus Geldnot zu seiner Schwester Charlotte nach Dresden.

Im Sommer 1796 folgte er seinem Bruder nach Jena und gab mit ihm 1798-1800 die Zeitschrift "Athenaeum" heraus. 1799 erschien sein Roman "Lucinde". 1800 habilitierte er; er konnte aber in Jena seine akademischen Pläne nicht verwirklichen und zog über Berlin, Dresden und Leipzig nach Paris, wo er über deutsche Literatur und Philosophie las und Sanskritstudien aufnahm.

1809 erhielt er eine feste Stelle als Hofsekretär in Wien, zugleich war er Herausgeber einer Armeezeitung im Stab des Erzherzogs Karl. 1814 nahm er am Wiener Kongress als Diplomat und Publizist teil; 1815-18 arbeitete er als Österreichischer Legationsrat am Frankfurter Bundestag mit; 1819 begleitete er als Kunstsachverständiger Kaiser Franz und den Fürsten von Metternich auf einer Italienreise. Nach der Abberufung aus den österreichischen Diensten arbeitete Schlegel in Wien an der Gesamtausgabe seiner Werke. Er starb am 12. Januar 1829 in Dresden.

August Wilhelm (von) Schlegel (1767 - 1845)

August Wilhelm von Schlegel (Stahlstich)

August Wilhelm Schlegel (seit 1815: von Schlegel) wurde am 8. September 1767 in Hannover geboren. Nach einem Studium der Theologie und der Philosophie in Göttingen und einem vierjährigen Aufenthalt als Hauslehrer in Amsterdam kam der Sohn eines Generalsuperintendenten nach Jena, wo er 1798 Philosophieprofessor wurde.

1798 bis 1800 gab er zusammen mit seinem Bruder Friedrich Schlegel die Zeitschrift "Athenaeum" heraus und wirkte auch an Schillers Horen und Musenalmanach mit. 1801 ging er nach Berlin, wo er Vorlesungen hielt über die Geschichte der klassischen und der romantischen Literatur.

1804 verließ er Berlin in der Gesellschaft Madame de Staëls. Die nächsten 14 Jahre verbrachte er auf ihrem Landsitz zu Coppet oder auf Reisen. Nach Madame de Staëls Tod folgte er 1818 einem Ruf auf den Lehrstuhl für Literatur und Kunstgeschichte in Bonn.

Er spielte eine wichtige Rolle bei der Begründung der Romanistik und der indischen Philologie in Deutschland. Als Übersetzer machte er sich verdient um die italienische, spanische und portugiesische Literatur; seine Hauptleistung ist jedoch die Übersetzung von 17 der Stücke Shakespeares, die als die besten Übersetzungen ins Deutsche gelten. Er starb am 12.Mai 1845 in Bonn.

August Wilhelm Iffland (1758 - 1814)

August Wilhelm Iffland, Schabkunstblatt (1799)

Der am 19. April 1758 im Leibnizhaus zu Hannover geborene Schauspieler, nach dem später der Iffland-Ring benannt wurde, begann seine Karriere als Schauspieler 1777 am Gothaer Hoftheater.

1779 kam er an das Mannheimer Nationaltheater. Dort feierte er als Franz Moor bei der Uraufführung von Schillers "Räuber" einen seiner größten Erfolge.

1796 wurde er als Theaterdirektor nach Berlin berufen und war von 1811 bis zu seinem Tod am 22. September 1814 Generaldirektor des Berliner Nationaltheaters.

In 65 Stücken traf er genau den Zeitgeschmack. Das Rezept seines Erfolges hat der neben Kotzebue meistgespielte Bühnenautor der Goethezeit in "Theorie der Schauspielkunst erörtert".

Charlotte Kestner (1753 - 1828)

Charlotte Kestner, geb. Buff (Stahlstich, Verlag Brockhaus, Leipzig)

Charlotte Buff wurde am 11. Januar 1753 in Wetzlar geboren. Der junge Goethe hatte sich in Charlotte Buff verliebt. Sie war sein Vorbild für die Gestalt der Lotte in seinem Roman "Die Leiden des jungen Werther". Geheiratet hat Charlotte Buff aber den späteren hannoverschen Hofrat Johann Christian Kestner.

Ihre Kinder und Enkel hatten einen bedeutenden Einfluss auf Hannovers Kulturleben. Die Kultursammlungen der Familie bilden den Grundstock des vor über 100 Jahren eröffneten Kestner Museums. Charlotte Buff starb am 16. Januar 1828 in Hannover.

Adolph Freiherr Knigge (1752 - 1796)

Adolph Freiherr Knigge, Ölgemälde

Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge wurde am 16. Oktober 1752 in Bredenbeck bei Hannover geboren. Nach der Erziehung durch Hofmeister studierte Knigge 1769-72 Jura in Göttingen. 1772 erhielt er eine Anstellung als Hofjunker und Assessor der Kriegs- und Domänenkasse in Kassel. 1777 wurde er weimarischer Kammerherr.

Durch seine Tätigkeit für den Illuminatenorden (1780-84) und sein Eintreten für die Verwirklichung der Menschenrechte geriet Knigge, der in unsicheren wirtschaftlichen Verhältnissen lebte, bei seinen aristokratischen Gönnern ins Zwielicht. Dies führte schließlich zum Verlust des Vermögens und nötigte ihn zur Anpassung an bürgerliche Lebensformen.

Erst 1790 erhielt er, inzwischen schwer erkrankt, mit der Stelle als Oberhauptmann und Scholarch von Bremen die Möglichkeit zu einem von finanziellen Sorgen freien Leben. Er übersetzte Schriften von Rousseau und verfasste neben mehreren Romanen, Essays und Satiren auch Schriften zu Geschichte, Politik und Gesellschaft und das bekannte Buch "Über den Umgang mit Menschen". Er starb am 5. Mai 1796 in Bremen.

Ludwig Hölty (1748 - 1776)

L.H.C. Hölty (Kupferstich, undatiert)

Ludwig Christoph Heinrich Hölty (geboren am 21. Dezember 1748 im Kloster Mariensee bei Hannover, gestorben am 1. September 1776 in Hannover) ist von seinem künstlerischen Rang her einer der bedeutendsten deutschen Lyriker. Die Bedeutung beruht vor allem auf der Formenvielfalt, Eigenständigkeit und Stimmungseindringlichkeit seiner etwa 140 Gedichte, die von zahlreichen Komponisten vertont wurden (Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn-Bartholdy, Brahms und Tschaikowsky).

Hölty ist neben den Brüdern Schlegel, Karl Philipp Moritz, Carl Sternheim und Kurt Schwitters der wichtigste mit der Stadt und der Region verbundene Dichter. Er verbrachte seine Kindheit und Schulzeit im Dorf Mariensee und die letzten Lebensjahre seines kurzen Lebens in Hannover, wo er 1776 starb.

Ihm zu Ehren wird seit 2008 alle zwei Jahre der Hölty-Preis für Lyrik der Stadt und der Sparkasse Hannover vergeben.

William (1738 - 1822) und Caroline (1750 - 1848) Herschel

Caroline und Wilhelm Herschel

Sir William Herschel (15. November 1738  - 25. August 1822)

Ein bedeutender Astronom, der seine wichtigsten Entdeckungen und Fortschritte in England machte. Ursprünglich als Militärmusiker in der Hannvoerschen Armee tätig floh er nach der Französischen Besetzung Hannovers im Siebenjährigen Krieg nach England. Dort nahm er auch die englische Version seines Namens – William - an. Über seine Leidenschaft zur Musik gelangte er über verschiedene Stationen, unter anderem als Komponist und Musiklehrer,  zu seiner späteren Haupttätigkeit: die Beobachtung des Nachthimmels. Hierfür baute er auch seine eigenen Teleskope.

Während einer seiner nächtlichen Beobachtungen, im März 1781, entdeckte er einen Himmelskörper, den er in einem Brief versehentlich als Kometen bezeichnet. Dieser stellt sich später als der uns heute bekannte Planet Uranus heraus. Eigentlich sollte der Planet ursprünglich nach dem damaligen König und Geldgeber Herschels, George III., benannt werden – der Name hielt sich allerdings nur in England länger. Ab 1850, weit nach Herschels Tod, wurde der Planet auch im Vereinigten Königreich als Uranus geführt. Für seine Entdeckung wurde er am 12. Juni 1781 in die Royal Society aufgenommen, außerdem wurde er der erste Präsident der Royal Astronomical Society. Außerdem war er der Hof-Astronom des britischen Königs.

William Herschel hat den Planeten Uranus im Jahr 1781 entdeckt.

Caroline Herschel (16. März 1750 - 9. Januar 1848)

Sie war nicht bloß die "Schwester von" William. Neben ihrer Tätigkeit als seine Assistentin in verschiedenen Belangen betrieb sie auch eigene Forschung. Ihr Bruder baute ihr für diese Arbeit eigene Teleskope.

Während ihrer Beobachtungen des Nachthimmels entdeckte sie verschiedene Nebel und, als erste Frau überhaupt, auch verschiedene Kometen. Nach den großen Entdeckungen ihres Bruders war sie hauptsächlich damit beschäftigt, Berechnungen für ihn durchzuführen. Durch eine Bezahlung von £50 jährlich durch den König wurde sie damit die erste professionelle Astronomin. Nachdem William im Jahr 1822 starb, kehrte sie nach Hannover zurück. Von hier vervollständigte und veröffentlichte sie die Kataloge ihres Bruders. Bis zu ihrem Tod mit 97 Jahren war sie ein angesehenes Mitglied der Gesellschaft und der Wissenschaftsgemeinde.

Die Sternwarte in Hannover wurde nach diesen beiden bedeutenden Astronomen "Volkssternwarte Geschwister Herschel Hannover e.V." genannt.

Georg Friedrich Händel (1685 - 1759)

Georg Friedrich Händel (Kupferstich um 1750)

Georg Friedrich Händel wurde am 23. Februar 1685 in Halle an der Saale geboren. Schon als Zehnjähriger komponierte Händel, mit 17 wurde er Organist an der Schlosskirche seiner Heimatstadt. Danach wirkte er in Hamburg und vier Jahre lang in Italien. Im Jahr 1710 wurde er vom späteren englischen König Georg I. zum Hofkapellmeister des Kurfürstentums Hannover ernannt. Diese Position bekleidete er zwei Jahre.

Von hier aus ging er nach London, wo er bis zu seinem Tode am 14. April 1759 Hofkomponist der Welfenkönige Georg I. und Georg II. war. In dieser Tätigkeit komponierte er Werke wie Music for the Royal Fireworks oder die Krönungshymne Zadok the Priest, die heute noch bei Inthronisierungen genutzt wird.  

Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 - 1716)

Gottfried Wilhelm Leibniz

Gottfried Wilhelm Leibniz wurde am 21. Juni (nach gregorianischem Kalender am 1. Juli) 1646 in Leipzig als Sohn des Professors der Moral Friedrich Leibniz geboren. Nach dem Besuch der Nicolai­schule in Leipzig studierte er an den Universitäten Leipzig und Jena Philosophie und Jurisprudenz. 1667 erwarb er an der Universität Altdorf den juristischen Doktorgrad. Das Angebot, eine Professur zu übernehmen, schlug er aus. Im Bestreben, nicht nur theoretisch zu arbeiten, sondern praktische Wirksamkeit zu entfalten (sein Wahlspruch war: „Theoria cum praxi“), wählte er die Stellung eines fürstlichen Beraters, die im Zeitalter des Absolutismus am ehesten die Möglichkeit politischer Einflussnahme bot. Er trat zunächst in den Dienst des Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn. 1672 gelangte er in diplomatischer Mission nach Paris, wo er vier prägende Jahre verbrachte; erst hier konnte er die Grenzen der zeitgenössischen deutschen Universitätsausbildung überschreiten und den neuesten Stand der Wissenschaften kennen lernen.

Welfengeschichte und Wissenschaft

Ansicht des Leibnizdenkmals an seinem ursprünglichen Standort auf der Anhöhe Adolfstraße/Waterlooplatz. Foto-Postkarte, ca.1909

 

1673 stellte er der Royal Society ein Modell seiner Rechenmaschine vor, der ersten mit mechanischen Vorrichtungen nicht nur für Addition und Subtraktion, sondern auch für Multiplikation und Division. In den folgenden Jahren entwickel­te er in Paris die Differential- und Integralrechnung. Aus finanziellen Gründen verließ er 1676 Paris und wurde Hofrat und Bibliothekar des Herzogs Johann Friedrich in Hannover. Den Kontakt mit der gelehrten Welt hielt er durch eine umfang­reiche Korrespondenz (1.100 Briefpartner) aufrecht. In den Jahren 1680 bis 1685 ver­suchte Leibniz durch Wind­mühlen die Harzer Bergwerke zu entwässern und damit die für das Herzogtum wichtige Silberförderung zu stabilisie­ren. Er reiste rund dreißigmal in den Harz und hielt sich dort insgesamt rund drei Jahre auf, scheiterte schließlich doch an technischen Problemen und dem Widerstand der traditionsverhafteten Berg­leute.

 

Ab 1685 arbeitete er in fürstlichem Auftrag an einer Geschichte des Wel­fenhauses, das in seinem Streben nach Rangerhöhung (1692 Verleihung der Kurwürde an Hannover) die eigene Bedeutung historiographisch untermauert sehen wollte. Leibniz' umfangreiche Untersuchungen, die ihn von 1687 bis 1690 auf eine Forschungsreise in die Archive Süd­deutschlands, Österreichs und Italiens führten und den Nachweis der oberitalienischen Ab­stammung der Welfen erbrachten, unterstützten darüber hinaus im Zeitalter dynastischer Erb­folgeregelungen juristisch die politischen An­sprüche des Welfenhauses auf Erweiterung seines Herrschaftsgebietes. Als Vorspann zur Welfengeschichte verfasste Leibniz eine Natur­geschichte der Erde unter besonderer Berück­sichtigung von geologischen Funden aus dem Harz.

Fremde Kulturen

Schrittzähler von Leibniz in Buchform

1686 entwickelte Leibniz seine auf der Erhaltung der Kraft (in moderner Termi­no­logie: Energie) gegründete Dynamik als Lehre von den physikalischen Kräf­ten. Ebenfalls 1686 verfasste er den „Discours de Metaphysique“ (Metaphysische Abhandlung), die erste systematische Zusammenfassung seiner reifen Philo­sophie. Über lange Jahre hinweg führte Leibniz Verhandlungen mit katholischen Bischöfen mit dem Ziel, die protestantische und die katholische Kirche zu ver­einigen. Sein Interesse für fremde Kulturen veranlasste ihn zu einer umfang­reichen Korrespondenz mit Jesuitenmissionaren in China.

Französisch, Lateinisch, Deutsch

Im Zusammenhang mit seinen historischen Studien führte Leibniz umfangreiche sprachwissenschaftliche Forschungen durch, die u.a. in den „Collectanea etymo­logica“ veröffentlicht wurden. In Deutschland war am Hof die französische, unter den Gelehrten die lateinische Sprache üblich; entsprechend schrieb Leibniz seine philosophischen und wissenschaftlichen Arbeiten fast vollständig in diesen Sprachen. Er verfasste aber auch die „Ermahnung an die Teutschen, ihren Ver­stand und ihre Sprache besser zu üben“, in der er zum Gebrauch der deutschen Sprache aufforderte.

Berühmte Gelehrte

In den neunziger Jahren zog eine Folge von mathematischen Wettstreiten die Aufmerksamkeit der Gelehrten auf sich. Leibniz, Jakob Bernoulli, Vincenzo Viviani, Johann Bernoulli u.a. stellten berühmt gewordene Preisfragen, um an ihnen die Überlegenheit ihrer mathematischen Methoden nachzuweisen.

Binäres Zahlensystem

In einer Abhandlung für die Académie des Sciences in Paris legte Leibniz das nur auf 0 und 1 basierende binäre Zahlensystem dar; er war auch der Erste, der eine auf dem binären Zahlensystem beru­hende Rechenmaschine konzipierte (wenn­gleich sie nicht realisiert wurde).

Grabplatte von Leibniz in der Neustädter Hof- und Stadtkirche. Foto von Wilhelm Hauschild 1936

Im Jahre 1700 wurde er der erste Präsident der auf seinen Vorschlag gegründeten Berliner Akademie der Wissenschaften. Aus den philosophischen Gesprächen, die er während seiner Besuche in Berlin mit der preußischen Königin Sophie Charlotte führte, entstand die „Theodicée“ (1710 veröffentlicht), in der Leibniz eine Rechtfertigung Gottes ange­sichts des Übels und der Leiden in der Welt versucht. In der Auseinandersetzung mit dem englischen Philosophen John Locke verfasste Leibniz die „Nouveaux Essais sur l'entendement humain“ (Neue Abhandlungen über den menschlichen Verstand), die jedoch erst ein halbes Jahrhundert nach seinem Tod im Druck erschienen. Seine letzten Lebensjahre wurden vom Prioritätsstreit mit Isaac Newton um die Erfindung der Differential- und Integralrechnung überschattet. Leibniz starb am 14. November 1716 in Hannover; sein Grab befindet sich in der Neustädter Kirche. Sein umfangreicher wissenschaftlicher Nachlass, der von der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek in Hannover aufbewahrt wird, ist noch immer nicht vollständig veröffentlicht.

(Quelle: Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek, Hannover)

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