1866 Annektion des Königreiches durch Preußen. Hannover wird preußische Provinzhauptstadt. König Georg V. verlässt das Land. In Stadt und Land bildet sich eine starke antipreußische, königstreue Partei (Welfenanhänger).
1870 Die Vororte Ohe und Glocksee werden mit Hannover vereinigt. Einweihung der neuen, auf einem Platz freistehenden Synagoge, errichtet nach Plänen von Edwin Oppler.
1872 Die erste Pferdebahn vom Steintor fährt zum Döhrener Turm.
1873 Hannover zählt erstmals über 100.000 Einwohner.
1878 Veränderung des Straßenbildes: Die neue Karmarschstraße verlängert die Achse vom Hauptbahnhof in Ost-West-Richtung quer durch die mittelalterliche Straßenführung der Altstadt. Dadurch entsteht an der Kreuzung mit der Georgstraße ein zentraler Platz am Café Robby, später Kröpcke genannt. Der erste deutsche Fußballverein wird in Hannover gegründet.
1880 Die Berufsfeuerwehr wird gegründet.
1882 Inbetriebnahme der ersten Postfernsprechvermittlung mit 50 Teilnehmern.
1884 Der sozialdemokratische Abgeordnete Heinrich Meister gewinnt in einer dramatischen Stichwahl gegen den Geheimen Regierungsrat Dr. Brüel (Welfe) den Reichstagssitz für den hannoverschen Wahlkreis, der seitdem von sozialdemokratischen Abgeordneten vertreten wird.
1885 Das "größte Dorf Preußens", die Gemeinde Linden mit 25.570 Einwohnern am Westrand Hannovers, wird Stadt.
1887 Emil Berliner erfindet in den USA Grammophon und Schallplatte, die ab 1898 auch in Hannover produziert werden.
1889 Eröffnung des von Hermann Kestner, dem Enkel von "Werthers Lotte", gestifteten Kestner-Museum.
1890 Dichter Gerrit Engelke (+1918) in Hannover geboren.
1891 Die Dörfer Herrenhausen, Hainholz, Vahrenwald und List werden eingemeindet. Hannover hat vier Jahre später 209.535 Einwohner.
1893 Die erste elektrische Straßenbahn fährt vom Königsworther Platz nach Herrenhausen. Das Usambara-Veilchen wird erstmals in der "Gartenflora" von Hermann Wendland, Oberhofgärtner in Herrenhausen, beschrieben.
1902 Eröffnung des Provinzialmuseums, heute: Niedersächsisches Landesmuseum.
1903 Eröffnung des Vaterländischen Museums, seit 1965 Historisches Museum am Hohen Ufer.
1905 Von Bahlsens Keksfabrik, gegründet 1889, wird eine der ersten Fließ-Förderanlagen Deutschlands (Vorläufer des modernen Fließbandes) eingeführt.
1907 Auf Anregung des Flugpioniers Karl Jatho, dem 1903 der erste Motorflug gelang: Anlage eines Flugplatz auf der Vahrenwalder Heide. Die Dörfer Döhren, Wülfel, Kirchrode, Groß- und Klein-Buchholz, Lahe, Bothfeld und Stöcken werden eingemeindet.
1910 Sozialdemokraten und Gewerkschafter beziehen ihr neues Partei- und Gewerkschaftshaus. Die Stadt zählt über 300.000 Einwohner.
1913 Kaiser Wilhelm II. weiht das auf 6.026 Buchenpfählen am Rande der Leine-Masch errichtete Rathaus ein. Mit dem Bau wurde 1901 begonnen. Als einziges Rathaus in Europa verfügt es über einen Schrägaufzug.
1914 Einweihung der Stadthalle, errichtet nach Plänen von Paul Bonatz und Friedrich Eugen Scholer. Zum Kriegsbeginn sendet die Stadt dem Kaiser eine Ergebenheitsadresse.
1916 Der Mittellandkanal wird vom Rhein bis Hannover in Betrieb genommen; Anlage des Nordhafen, des Lindener Hafen und der Misburger Häfen.
1918 Kriegsende und Revolution: Stadtdirektor "König" Heinrich Tramm muss gehen. Robert Leinert (SPD), Verhandlungsführer des Arbeiter- und Soldatenrates, wird Oberbürgermeister. Demokratisierung des kommunalen Wahlrechts; erstmals dürfen Frauen wählen.
1920 Die Städte Hannover und Linden werden vereinigt; Hannover hat jetzt über 400.000 Einwohner. Linden hatte 1909 Limmer, Davenstedt, Badenstedt und Bornum und 1913 Ricklingen eingemeindet.
1921 Die Stadt übernimmt das Hoftheater in ihre Regie. Gründung einer Ortsgruppe der NSDAP.
1924 Der Rundfunksender Hannover nimmt seinen Betrieb auf. Die "Hanomag" bringt den als "Kommißbrot" bekannten Kleinwagen heraus.
1925 Wahl des Hannoverschen Ehrenbürgers Paul von Hindenburg zum Reichspräsidenten. Theodor Lessing im Prager Tageblatt: "Leider zeigt die Geschichte, dass hinter einem Zero [Null] immer ein künftiger Nero folgt."
1928 Einweihung der Hindenburgschleuse. Der Mittellandkanal ist bis Peine in Betrieb. Der Schloss- und Gartenbezirk Herrenhausen, die Eisenbahnersiedlung Leinhausen und das Kloster Marienwerder kommen zu Hannover. Der Flugplatz auf der Vahrenwalder Heide wird offiziell genehmigt.
1931 Neubau für die Stadtbibliothek an der Hildesheimer Straße fertiggestellt. Erster Bibliotheksturmhausbau in Europa nach Plänen von Karl Elkart.
1932 In Hannover leben gut 440.000 Menschen. Über 62.000 Erwerbsfähige sind auf Arbeitslosenunterstützung u.a. Unterstützungsmaßnahmen angewiesen.
1933 "Fackelzug des Sieges" zur Feier der nationalsozialistischen Machtergreifung. Verfolgung und Ermordung von Demokraten und Kommunisten. Verbot der unabhängigen Presse. Besetzung des Gewerkschaftshauses. Berufsverbote, antijüdischer Boykott und Bücherverbrennung. Theodor Lessing im Exil in Marienbad ermordet. Der Oberbürgermeister (seit 1925) Arthur Menge bleibt im Amt.
1934 Einführung der Führerprinzips auch in der Stadtverwaltung. Organisation der Widerstandsgruppe "Sozialistische Front". Beginn der Arbeiten zur Anlegung des Maschsees mit Arbeitslosen.
1936 NSDAP feiert 15jähriges Bestehen. Dem Widerständler Werner Blumenberg gelingt die Flucht vor der Gestapo nach Holland.
1937 Ausbau der Autobahn Berlin-Köln. Die Stadt gestaltet die vom Welfenhaus erworbenen Königlichen Herrenhäuser Gärten neu und öffnet sie für Besucher. Wilhelm-Busch-Museum eröffnet.
1938 Nationalsozialisten zerstören in der "Reichskristallnacht" die Synagoge. Mit einem 4:3-Sieg gegen den FC Schalke 04 wird Hannover 96 vor fast 100.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion Deutscher Fußballmeister und feiert damit den ersten großen Erfolg in der Vereinsgeschichte.
1939 Krieg, Mobilmachung: Rund 60.000 Fremd- und Zwangsarbeiter arbeiten in den Betreiben der Stadt und halten die Produktion aufrecht.
Seit 1940 88 Bombenangriffe der Alliierten zerstören die Stadt, das Zentrum zu über 90 Prozent. Über 6.000 Menschen werden getötet, unzählige werden obdachlos; als Wehrmachtsangehörige sterben über 10.000 Hannoveraner.
1941 Die etwa 1.000 in der Stadt lebenden Juden werden in 14 sogenannte "Judenhäuser" ghettoisiert. Von der Israelitischen Gartenbauschule Ahlem aus beginnt die erste von acht Deportationen hannoverscher Juden in die Vernichtungslager und Ghettos im Osten.
1943 Einrichtung von KZ-Außenlagern in Stöcken, Ahlem, Limmer und Misburg zum Arbeitseinsatz der Häftlinge bei Continental und in anderen kriegswichtigen Betrieben.
April 1945 Massenerschießung von 154 Menschen auf dem Seelhorster Friedhof.
Zum Weiterlesen:
Hannover Chronik von den Anfängen bis zur Gegenwart: Zahlen, Daten, Fakten. Hg. Klaus Mlynek u. Waldemar R. Röhrbein. Hannover 1991.
Geschichte der Stadt Hannover (2 Bde.). Hg. Klaus Mlynek / Waldemar R. Röhrbein. Hannover 1992 / 1994.