1906 hat die in einem Dorf im Calenberger Land gegründete Farben- und Tintenfabrik Pelikan sich in dem Viertel an der Podbielskistraße einquartiert, um dort so legendäre Erfindungen wie den Füllfederhalter mit der grün marmorierten Binde, den Deckfarbkasten und auch den "Tintentiger" zu produzieren.
Aus Platzmangel musste 1989 dieser Standort dann wieder aufgegeben werden. In den Jahren darauf wurde das historische Industriegelände für die Revitalisierung als Gewerbe- und Wohnquartier saniert und immer wieder durch neue Gebäude erweitert. Heute ist das Pelikanviertel ein attraktiver Architektur- und Nutzungs-Mix aus Büros, Geschäften, Hotels, Restaurants und Appartements.
Wie der Pelikan Firmensymbol und Markennamen wurde
1832 gründete der Chemiker Carl Hornemann in dem kleinen Dorf Groß Munzel zwischen Barsinghausen und Wunstorf eine Farben- und Tintenfabrik, die nur wenige Jahre später in den hannoverschen Stadtteil Hainholz umsiedelte. 1871 verkauft Carl Hornemann seine Firma an seinen Werksleiter Günther Wagner, der 1878 den Pelikan aus seinem Familienwappen zum Firmensymbol und damit auch zum bald weltweit bekannten Markennamen macht. Das Unternehmen mit dem weißen Pelikan auf tintenblauem Grund wächst derart rasch, dass schon bald mehr Platz für die Produktion von Tinte und Tusche, Klebstoff und Wasserfarben benötigt wird. In der Folge entsteht 1906 im damals noch eher ländlichen Umfeld an der Podbielskistrasse auf rund 21.000 Quadratmetern ein U-förmiger Fabrikneubau mit der noch heute so malerischen anmutenden Fassade aus rotem Backstein und weißen Flächen dazwischen.
Pelikan braucht immer wieder mehr Platz
Zum 75-jährigen Jubiläum 1913 wird die Nutzfläche der Fabrik noch einmal um das Doppelte erweitert, um Platz zu schaffen für weitere Maschinen und Büros sowie mehr als 1.000 Arbeiter und Angestellte – und für Schreibgeräte und Malutensilien, die Geschichte schrieben: 1929 ist das Geburtsjahr des legendären Pelikan Füllhalters mit der markanten grün marmorierten Binde und dem transparenten Tintensichtfenster, 1931 bringt Pelikan den ersten Deckfarbkasten auf den Markt, 1960 wird der Pelikan Schulfüllhalter „Pelikano“ vorgestellt, 1972 folgt – sehr zur Freude aller Schüler dieser Welt – der Tintenlöschstift "Tintentiger". Weil das erst 1913 erweiterte Werk erneut zu klein geworden ist für die Erfolgsmarke Pelikan, wird 1973 zunächst die Produktion von Schreibgeräten östlich von Hannover nach Peine-Vöhrum ausgelagert (noch heute werden die Pelikan Schreib-, Mal- und Büroprodukte dort produziert), an der Podbielskistraße verbleiben die Marketingabteilung, der Vertrieb und die Verwaltung. 1989 schließt die Fabrik im hannoverschen Stadtteil List endgültig. Die Marke und das Unternehmen hingegen existieren nach wie vor: am 17. März 2003 hat Pelikan ein neues Verwaltungsgebäude beim Yachthafen am Mittellandkanal im hannoverschen Stadtteil List bezogen, und am 28. April 2018 ist das in der ganzen Welt operierende und bekannte Büroartikelunternehmen 180 Jahre alt geworden
Die Pelikan-Fabrik wird zum Pelikanviertel
In den Jahren 1991 bis 1993 wird die Farben- und Tintenfabrik Pelikan zu einem modernen und innenstadtnahen Büro- und Wohnquartier umgebaut: Werksgebäude mit historischer Bausubstanz werden saniert und neue Gebäude entstehen auf dem ehemaligen Werksgelände, das fortan "Pelikanviertel" genannt wird. Die Mischung aus Büros, Gewerberäume für Dienstleistungsbetriebe, Geschäfte, Hotels, einer Bar, Restaurants und Appartements in sowohl denkmalgeschützten als auch von Grund auf neu errichteten Gebäuden ist ein Pilotprojekt in Hannover für die Revitalisierung von Industriebrachen, das von 1996 bis 1999 als Modellvorhaben im Forschungsfeld "Nutzungsmischung im Städtebau" im Bundesforschungsprogramm "Experimenteller Wohnungs- und Städtebau" gefördert wurde und bis dato rund 2.000 neue Arbeitsplätze im Pelikanviertel geschaffen hat.
Wie damals die Pelikan-Fabrik befindet sich auch heute das Pelikanviertel in konstanter Weiterentwicklung: 2015 ist auf dem dreieckigen, rund 10.000 Quadratmeter großen Eckgrundstück nördlich der Klopstockstraße das Wohnquartier "Vier" mit 166 individuellen Miet- und Eigentumswohnungen fertig gestellt worden, auf der noch verbliebenen, fast gleich großen Fläche sollen nun sieben weitere Neubauten für insgesamt 250 Wohnungen entstehen – mit runden Ecken und fließenden Kanten, die dann ebenso typisch für das Pelikanviertel in Hannover sein werden wie der Pelikan TintenTurm und die kleine Parkanlage am ehemaligen Werkseingang mit einem Teich für Pelikane, die einst als "Markenbotschafter" darin schwammen.