„Wir wollen obdachlosen Menschen in Hannover zeigen, dass wir sie in diesem Winter der besonderen Unsicherheit nicht allein lassen. Wir möchten sie einladen, zu uns zu kommen – sowohl in die Unterkünfte und Notschlafstellen, aber auch in den neuen städtischen Tagesaufenthalt. Solidarität und Humanität sind jetzt gefragt. Ich danke allen Kooperationspartner*innen, sozialen Träger*innen und den vielen Ehrenamtlichen schon jetzt für ihre Unterstützung in den kommenden Wintermonaten. Gemeinsam schaffen wir das“, sagte Oberbürgermeister Belit Onay im Rahmen der Pressekonferenz.
Winter-Angebote im neuen Tagesaufenthalt
Der neue Tagesaufenthalt in der Dornierstraße 2 liegt in unmittelbarer Nähe der Notschlafstelle Alter Flughafen in Vahrenwald, hat eine Fläche von knapp 1400 qm2 und bietet Platz für bis zu hundert Menschen. Obdachlose Menschen erhalten dort die Möglichkeit, sich aufzuwärmen, sich warme Speisen zuzubereiten, kostenfrei WLAN zu nutzen und Gespräche mit Sozialarbeiter*innen zu führen. Für letzteres steht in dem Objekt zudem eine separate Büroetage mit einer Größe von 175 qm zur Verfügung. Es gibt außerdem kostenfrei warme Getränke. Angeboten wird auch eine sozialpädagogische Begleitung. Zudem kann der Tagesaufenthalt auch von obdachlosen Personen mit Hund genutzt werden. Er ist von Mitte November 2022 bis zunächst Ende März 2023 in der Zeit von Montag bis Sonntag von 9 bis 17 Uhr geöffnet. Das neue Angebot soll die Öffnungszeit der Notschlafstelle Alter Flughafen ergänzen, so dass eine durchgehende Aufenthaltsmöglichkeit in unmittelbarer Nähe entsteht. Dadurch ergeben sich auch logistische Vorteile für die Menschen, die dort übernachten und vor Ort bleiben möchten. Der Tagestreff ist zudem über den öffentlichen Nahverkehr gut zu erreichen.
Weitere Planungen für den Tagesaufenthalt
Die Stadt richtet den Tagestreff zunächst für die Dauer des Winternotprogramms ein. Klares Ziel ist jedoch das Angebot zu verstetigen, so dass obdachlose Menschen auch außerhalb der kalten Jahreszeit die Möglichkeit haben, den Tagestreff zu nutzen. Angedacht ist beispielsweise Hochbeete auf den Flächen vor dem Gebäude anzulegen, eine Grillecke einzurichten und Tischtennisplatzten aufzustellen.
„Bereits im letzten Winter haben viele obdachlose Menschen den Tagesaufenthalt im Alten Flughafen angenommen. Seitdem beobachten wir etwa, dass sich die Situation am Andreas-Hermes Platz etwas entspannt und es zu weniger Konflikten kommt. Diese Erfahrung wollten wir nutzen und in diesem Winter weiter ausbauen. Wir kooperieren, in Bezug auf die Ausweitung der Angebote im Winter, eng mit den sozialen Träger*innen. Das läuft Hand in Hand“, sagte Sylvia Bruns, Sozialdezernentin der Landeshauptstadt Hannover.
Ausweitung der „Nacht-Cafes`“
Fehlende Wärme und Zugang zu beheizten Räumlichkeiten sind besonders für obdachlose Menschen, die kein eigenes Zuhause haben, eine große Herausforderung. Daher wird die Diakonische Werk Hannover gGmbH erstmals ein Angebot in der Nacht, das Café Nachtlicht, in den Räumen des Kontaktladen Mecki 2 vorhalten, das obdachlosen Menschen vom 1. November 2022 bis Ende März 2023 in der Zeit von 20.00 Uhr bis 6.00 Uhr zur Verfügung steht. Zusätzlich wird die Obdachlosenhilfe Hannover (OHH) ähnlich wie im letzten Jahr ein Nachtcafé anbieten, diesmal in der Podbielskistraße 102. Das sogenannte „Cafe Mensch“ wird ab 14. November 2022 bis Ende März 2023 öffnen und das täglich von 19.00 Uhr bis 7.00 Uhr, dienstags und donnerstags bereits ab 17.00 bis 7.00 Uhr. Der geschützte Aufenthalt in der Nacht ist Bestandteil eines größeren Angebotes, das auch die Ausgabe einer warmen Mahlzeit und an einzelnen Tagen die Verteilung von Lebensmitteln beinhalten soll. Diese Lebensmittelausgabe ersetzt dann das bisherige Angebot an der Georgstraße. Bereits im letzten Winter hatte sich das Konzept des Nacht-Cafés, bewährt. Viele Menschen kamen, um die Nacht nicht auf der kalten Straße, sondern in warmen Räumen zur verbringen.
Neue städtische Fachstelle startet voraussichtlich zum Ende des Winter 2023
Der Kampf gegen Obdachlosigkeit bleibt einer der sozialen Schwerpunkte der Landeshauptstadt Hannover. Dabei beschränkt sich die Stadt nicht darauf, Obdachlose unterzubringen und ihnen soziale Angebote zu machen. Sie verfolgt darüber hinaus das Ziel, der Obdachlosigkeit mit Prävention entgegenzuwirken. Die bereits angekündigte neue städtische „Fachstelle zur Prävention von Wohnungslosigkeit wird im ersten Quartal 2023 ihre Arbeit aufnehmen. „Unser Ziel ist es, Obdachlosigkeit gar nicht erst entstehen zu lassen, sondern durch Prävention und Beratung zu vermeiden“, erklärte Onay. „Wir stehen hinter dem Ziel des Europaparlamentes, dass es 2030 keine Obdachlosigkeit mehr gibt“, so Onay weiter.
Die Fachstelle wird mit zehn Fachkräften besetzt und bündelt das städtische Know-How – zum Beispiel finanzielle Hilfen, ambulante Hilfen, sozialpädagogische Beratung. Sie kann gleichzeitig die Kompetenzen und Angebote des Netzwerks nutzen, wie zum Beispiel Schuldnerberatung, Jobcenter, Mieterverein oder Beratungsangebote der Wohnungsunternehmen und eine Kombination aus sozialpädagogischer Expertise und Sachbearbeitung anbieten.
Weitere Winternothilfemaßnahmen für Obdachlose in Hannover
Kältebusse
Auch im Winter 2022/2023 kooperieren die Kältebusse der Caritas, der Johanniter Unfallhilfe und der Malteser und fahren im Wechsel zu den Betroffenen an festgelegte Standorte. Es gibt eine warme Mahlzeit und medizinische Basisversorgung. Die Sozialarbeiter*innen und Ehrenamtlichen stehen als Ansprechpartner*innen zur Verfügung, leisten Beziehungsarbeit und vermitteln in das weiterführende Hilfesystem. Das Angebot der Kältebusse soll erstmals auch auf das Wochenende ausgeweitet werden. Hierzu laufen derzeit die Planungen.
Kälteöffnungsangebote der Kirchen
Im Rahmen des Winternotprogramms wollen die evangelische und katholische Kirche bei starken Minustemperaturen obdachlosen Menschen wieder einen geschützten Rückzugsort bei Extremwitterung anbieten. Die Abstimmung der möglichen Räumlichkeiten laufen bereits.
Kälteöffnungsangebot der Üstra
Auch die Üstra wird in diesem Jahr wieder die Übernachtung in der Station Kröpcke ab einer Außentemperatur unter drei Grad Celsius zulassen.
Straßensozialarbeit bei Extremwetter auch am Wochenende
Die Straßensozialarbeiter*innen der LHH werden bei Extremwetterbedingungen auch am Wochenende stundenweise im Innenstadtbereich wohnungslose Menschen über Hilfsangebote informieren. Über den städtischen Interventionsfonds Wohnungslosigkeit laufen derzeit kleinteilige Projekte zur Basisversorgung wohnungsloser Menschen an. Ein Beispiel ist die Beschaffung und Verteilung von warmer Kleidung und Ausrüstung, die nicht über Spenden umgesetzt werden kann. Diese soll zum Beispiel über die Straßensozialarbeiter*innen der Stadt verteilt werden.
Öffnungszeiten Unterkünfte bei Extremwetter
Sollte es witterungsbedingt oder aus anderen Gründen zu einem Ausfall des ÖPNV Verkehrs kommen (v.a. Stadtbahnausfall) und so die Erreichbarkeit der Notschlafstellen nicht gewährleistet sein, hält der städtische Bereich Unterbringung diese für die Zeit des Ausfalls durchgehend geöffnet.
Bei erstmaligen Erreichen von Temperaturen unter < 0° Grad Celsius werden die Öffnungszeiten der Notschlafstellen ausgeweitet auf 16:00 Uhr bis 10:00 Uhr.
Bei Erreichen von Temperaturen ab – 5 ° Grad Celsius bleiben die Notschlafstellen Wörthstr. 10, Langensalzastr. 17, Podbielskistr. 117 und Vinnhorster Weg 73A durchgehend geöffnet.
Weitere Informationen im November
Alle Hilfsangebote für betroffene Menschen werden ab Mitte November 2022 mit detaillierten Informationen zu Öffnungszeiten und Anlaufstellen in einem Flyer zusammengefasst, in unterschiedlichen Beratungsstellen ausgehängt und auf dieser Website hinterlegt.