Maßnahmenflächen
Typ B: Bereits wiedervernässt
Auf wiedervernässten Torfabbauflächen haben sich auch nach ein paar Jahren meistens nur wenige (Pionier-)Pflanzenarten angesiedelt. Es fehlen häufig hochmoortypische und für Insekten wichtige Pflanzenarten und Strukturen.
Auf vier Flächen mit unterschiedlichen Ausgangsbedingungen werden Maßnahmen erprobt, die Lebensbedingungen für Insekten verbessern und eine Wiederbesiedlung durch typische Insektenarten fördern sollen. Drei der vier Flächen unterscheiden sich insbesondere durch eine unterschiedliche Vegetation, bei der eine Pflanzenart dominiert (hier: Wollgras, Pfeifengras bzw. Schlenken-Torfmoos). Das heißt, die Vegetation setzt sich nicht durch eine Vielfalt aus verschiedenen Pflanzenarten zusammen, sondern es herrscht nur eine einzelne Pflanzenart vor (Dominanz). Die vierte Fläche ist nahezu vollständig mit Wasser bedeckt.
Im Vordergrund steht hier die gezielte, punktuelle Durchführung von Initialpflanzungen mit bisher auf den Flächen fehlenden Pflanzenarten. Erfolgversprechende Maßnahmen werden dann auf weiteren Flächen umgesetzt.
Wollgrasfläche
Auf der Wollgrasfläche wurde der Frästorfabbau bereits vor ca. zehn Jahren beendet. Der hier verbliebene Schwarztorf liegt mit einer Restmächtigkeit von 50–100 cm vor. Seit Ende des Torfabbaus hat sich eine dichte Vegetation entwickelt, die vor allem vom Schmalblättrigen Wollgras (Eriophorum angustifolium) geprägt wird. An wenigen Stellen kommen bereits Schlenken-Torfmoose vor (Sphagnum cuspidatum). Ziel für diese Fläche ist die Etablierung von zusätzlichen hochmoortypischen Pflanzenarten sowie die Erhöhung der Strukturvielfalt und die Optimierung im Hinblick auf einen Schlenken-Bulten-Komplex. Um Strukturvielfalt und dauerhaft nasse Bereiche zu schaffen, werden Senken angelegt. Die bestehende Vegetation soll durch Initialpflanzungen von hochmoortypischen Gräsern, Heidearten und Torfmoosen ergänzt werden.
Schlenken-Torfmoos-Fläche
Bei der Schlenken-Torfmoos-Fläche handelt es sich um eine ehemalige Abbaufläche, auf der bis in die 1990er Jahre im Frästorfverfahren Torf abgebaut wurde. Seit 1995 wurden nach und nach die Entwässerungsgräben verschlossen, sodass schrittweise ein immer höherer Wasserstand erreicht wurde. Seit ca. 2010 ist der maximale Wasserstand in der Fläche erreicht. Durch den guten Wasserhaushalt finden sich auf der gesamten Fläche Schlenken-Torfmoose (Sphagnum cuspidatum, S. fallax) und Scheidiges Wollgras (Eriophorum vaginatum). Ziel für diese Fläche ist die zusätzliche Etablierung hochmoortypischer Pflanzenarten, um insbesondere die Bildung von Bulten zu beschleunigen und somit eine Optimierung im Hinblick auf einen Schlenken-Bulten-Komplex zu erreichen. Da die Struktur dieser Fläche schon gut entwickelt ist, werden keine Modellierungen vorgenommen. Vielmehr liegt hier der Fokus auf den Initialpflanzungen mit hochmoortypischen Gräsern, Heidearten und Torfmoosen.
Pfeifengrasfläche
Auf dieser Fläche hat sich aufgrund der eher trockenen Bedingungen mit seiner Moorrandlage ein Dominanzbestand der Störungszeigerart Pfeifengras (Molinia caerulea) etabliert. Ziel für diese Fläche ist die Entwicklung einer Feuchtheide und die Steigerung der Struktur- und Artenvielfalt im Rahmen der Möglichkeiten einer trockenen Hochmoorfläche, auf der eine vollständige Wiedervernässung nicht möglich ist. Zunächst werden die unerwünschten Dominanzbestände des Pfeifengrases abgegraben und auf dem in Folge freiliegenden Torf Heidemahdgut ausgebracht. Das Heidemahdgut kann auf einer naheliegenden Heidefläche im Rahmen eines Pflegeschnitts gewonnen werden. Zusätzlich werden diese Flächen mit Initialpflanzungen von typischen Gräsern und Heidearten ergänzt. Die Anlage von Senken erhöht die Strukturvielfalt in der Fläche und sorgt für nassere Bereiche in der trockenen Fläche.
Wasserfläche
Weil die Fläche an wertvolle, höher liegende Resthochmoorflächen („Heile-Haut-Flächen“) angrenzt, wird der Wasserstand möglichst hoch gehalten. Auf diese Weise können die benachbarten Hochmoorflächen dauerhaft nass gehalten werden. Dies führt jedoch dazu, dass die Projektfläche ganzjährig mit 30 bis 100 cm Wasser überstaut ist. Aufgrund der hohen Wasserstände und des Wellenschlags kommen nur in schmalen Randbereichen der Fläche hochmoortypische Pflanzenarten wie Sphagnum cuspidatum und Eriophorum angustifolium vor. Ziel für diese Fläche ist es, die Verlandung (natürliches Zuwachsen einer Wasserfläche bis hin zu dem vollständigen Verschwinden) und die Ausbreitung hochmoortypischer Vegetation in die Fläche zu fördern. Auf diese Weise werden die Voraussetzungen für ein erneutes Moorwachstum geschaffen. Um eine Beruhigung des Wassers zu erlangen und die Verlandung durch das Wachstum von Torfmoosen zu fördern, werden ganze Bäume (Birken und Kiefern) mit Stamm und Krone in die Randbereiche der Wasserfläche gelegt. Das eingebrachte Gehölzmaterial erhöht zusätzlich die Strukturvielfalt im Wasser für dort lebende Insektenarten. In den gewonnenen Verlandungsbereichen werden dann in den folgenden Jahren Initialpflanzungen mit hochmoortypischen Gräsern, Heidearten und Torfmoosen gesetzt.