1.5 Erwachsenenbildung

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1.1 Elementarbereich

1.3 Weiterführende Schulen

Ausgangslage

Insbesondere erwachsene Migrantinnen und Migranten sind für eine eigenverantwortliche Lebensführung auf den Zugang zu den wichtigen gesellschaftlichen Bereichen Bildung, Arbeit, Gesundheit, Wohnung, Recht und Sicherheit angewiesen. Hierfür müssen ihnen eine adäquate Förderung für ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache und Bildungsangebote in zielgruppengerechter Form zuteil werden.

Die Stadt besitzt mit dem umfangreichen Medienangebot der Stadtbibliothek zum Spracherwerb und dem Kurssystem der Volkshochschule ein bewährtes Angebot im Bereich „Deutsch als Fremdsprache“. Letzteres nehmen jährlich mehr als 3.800 Einwohnerinnen und Einwohnern auf eigene Kosten wahr.

Außerdem wird eine große Vielfalt von zusätzlichen Spracherwerbsmöglichkeiten angeboten (vom Alphabetisierungskurs über den niedrigschwelligen Kurs im Stadtteil bis zum „Großen Deutschen Sprachdiplom“ des Goethe-Instituts). Im Jahr 2006 waren dies insgesamt 271 Kurse mit circa 30.000 Unterrichtsstunden und rund 4.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Daneben wurde durch das Zuwanderungsgesetz das Instrument der Integrationskurse geschaffen, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in 600 Unterrichtsstunden auf das Niveau der europäischen Sprachprüfung B1** bringen sollen.

Allerdings orientiert sich die Zumessung von 600 Stunden an der Lerngeschwindigkeit und Lernmotivation von Menschen, die bereits mindestens eine Fremdsprache erworben haben und eine langjährige Übung im Lernen selbst mitbringen. In der Folge verlassen daher mehr als die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen die Kurse mit wenig verwertbaren Halbkenntnissen. Die auf Bundesebene angestossenen Schritte zur Ausweitung und Flexibilisierung der Stundenkontingente auf bis zu 1.200 Stunden sind daher zu begrüßen.

Insgesamt reichen die bisher unternommenen Bemühungen öffentlicher und privater Bildungsanbieter offensichtlich nicht aus, möglichst allen Erwachsenen mit Migrationshintergrund eine adäquate Sprachbildung zu vermitteln. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass es nicht gelingt, Sprachkurse nach verschiedenen Vorbildungen und Lernniveaus differenziert anzubieten. Nicht immer entsprechen die derzeitigen Angebotsformen den Fähigkeiten und Wünschen der Teilnehmer/innen.

Ziele

  • Das tatsächliche Erreichen des B1-Sprachniveaus* wird für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der durch den Bund geförderten Integrationskurse angestrebt.
  • Durch Bildungsmaßnahmen wird gesellschaftliche Integration und Lebenslanges Lernen befördert. Die einzelnen Maßnahmen werden dazu stärker als bisher mit lebensweltlichen Bezügen der Menschen verknüpft.
  • Durch eine Kooperation der Bildungsträger insbesondere mit Vereinen und Initiativen aus dem Bereich der Migrantinnen und Migranten wird die zielgruppengerechte Ansprache und Motivation von Menschen aus unterschiedlichen Ethnien* und Kulturen verbessert. 
  • Mehrsprachigkeit wird als Potenzial anerkannt und gefördert.

Handlungsansätze

Lokale Bildungsanbieter und Migrantenvereine entwickeln Curricula für die sprachliche Weiterbildung in Betrieben, (Selbst-)Lernprogramme, bilinguale Angebote für Kultur und Bildung, politische Bildungsangebote zu kommunalen demokratischen Strukturen sowie ein Konzept zur verstärkten Nutzung der Möglichkeiten und Medien der Stadtbibliotheken, insbesondere der Internationalen Bibliothek.

Die durch den Bund geförderten Integrationskurse werden weiterhin durch die Angebote der Volkshochschule ergänzt. Es werden Vorbereitungskurse für Migranten erprobt, bei denen etwa fehlende Kenntisse in lateinischer Schrift eine direkte Teilnahme an einem Integrationskurs behindern.

Bildungsangebote, die die spezifischen Interessen und Kompetenzen von Menschen mit Migrationshintergrund fördern, werden gestärkt.

Soweit nachgefragt und finanzierbar soll eine muttersprachliche Kinderbetreuung angeboten werden.

Vorhandene Aktivitäten werden effektiver koordiniert. Die Stadt übernimmt dabei eine aktive Rolle.

Erwachsene sollen bei Bedarf die Möglichkeit erhalten, gemeinsam mit ihren Kindern die Muttersprache in Schrift zu erlernen.

Um den Lernerfolg zu steigern, wird in einem Pilotprojekt vergleichender Unterricht erprobt.

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Feld 2: Wirtschaft

Lokale Ökonomie, Qualifizierung und Internationalisierung.

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