Die akute Promyelozytenleukämie (APL) ist eine der aggressivsten akuten Leukämien, lässt sich im Vergleich mit anderen Leukämien aber gut behandeln und oft sogar heilen. Der größte Nachteil ist, dass die eingesetzte Chemotherapie hoch toxisch ist und zu starken Nebenwirkungen bei den betroffenen Patienten führt. Eine internationale Forschergruppe, an der aus der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) die Klinik für Hämatologie, Hämostaseologie, Onkologie und Stammzelltransplantation von Professor Dr. Arnold Ganser beteiligt war, konnte nun nachweisen, dass APL in der Ersttherapie auch ohne Chemotherapie heilbar ist.
In einer Studie mit 156 Patienten konnten die Mediziner nachweisen, dass eine Kombination aus All-trans-Retinsäure (ATRA) und Arsentrioxid (ATO) mindestens genauso wirksam ist, wie die Behandlung mit der derzeitigen Standardtherapie. Diese umfasst eine Kombination aus ATRA und einer Chemotherapie mit Idarubicin. Obwohl die Standardtherapie sehr erfolgreich ist – weniger als zehn Prozent der behandelten Patienten erkranken erneut – sind die Nebenwirkungen sehr stark und können sogar zum Tod führen.
Nun konnten die Wissenschaftler zeigen, dass bei den 77 Patienten, die eine Behandlung ohne Chemotherapie mit der Kombination aus ATO und ATRA in der Ersttherapie erhalten hatten, auch nach 34 Monaten 97 Prozent ohne einen medizinischen Zwischenfall leben konnten. In der Chemotherapiegruppe waren es 95 Prozent, da vier der 79 Patienten an Komplikationen gestorben waren.
Die neue Therapiekombination sei der bisherigen Standardtherapie mindestens nicht unterlegen, stellt die Forschergruppe fest – bei weniger Nebenwirkungen und einer besseren Lebensqualität. Die Mediziner rechnen damit, dass sich die ATRA-ATO-Therapie als neuer Standard für die Erstbehandlung von APL mit niedrigem oder intermediärem Risiko etablieren wird.