Frisch geräucherter Aal aus dem Steinhuder Meer ist eine regionale Delikatesse, die eine erstaunlich lange Anreise rund um die halbe Welt hinter sich hat. Aale mögen es offenbar kühl und süß, denn nach ihrer Geburt in den subtropischen Gewässern zwischen Florida und den Bermuda-Inseln zieht es die jungen Aale tausende Kilometer über den Atlantik und die Weser direkt ins Steinhuder Meer. Im größten See Nordwestdeutschlands vor den westlichen Toren von Hannover werden die ausgewachsenen schlangenartigen Fische dann jeweils im Frühjahr und im Herbst traditionell mit handgefertigten Reusen aus dem Wasser gefischt, in den Räuchereien vor Ort nach überlieferten Familienrezepten veredelt und frisch aus dem Rauch für ein genüssliches Picknick am Meer angeboten.
Rauchzart und heiß verzehrt
Die Steinhuder Fischer räuchern ihren Aal wie zu Großvaters Zeiten über offenem Buchenholzfeuer im so genannten "Altonaer Ofen". Erst die traditionelle Räucherweise in dem oft fast 100 Jahre alten, gemauerten und mit Eisentüren verschlossenen Ofen verleiht dem schlanken Fisch seine goldbraune Farbe und den unvergleichlich edlen Geschmack und macht den Steinhuder Rauchaal zu einer regionalen Spezialität und weltweit heiß begehrten Delikatesse. Doch die Sache hat einen Haken: die Steinhuder Aale laichen nur im Sargassomeer im Golf von Mexiko, und für den Nachwuchs ist der lange Weg zurück durch Flussbegradigungen und Wehre immer schwieriger geworden. Deshalb werden alljährlich im Steinhuder Meer zusätzlich junge Glasaale eingesetzt. Bevor die mit Reusen frisch gefangenen, mindestens ein Pfund schweren Aale schließlich für bis zu vier Stunden in den 60 bis 80 °Celsius heißen Dampf kommen, werden sie ausgenommen, gewaschen und gewürzt. Jeder Fischer hat dafür natürlich ein über Generationen wohl behütetes Familienrezept und seine eigene Räuchermethode. Wer dieses alte Fischereihandwerk einmal aus nächster Nähe mit allen Sinnen erleben möchte, sollte beim nächsten Ausflug ans Steinhuder Meer unbedingt auch eine Räucherei-Führung mit einplanen.
Feines Fingerfood
Appetit auf Aal machen auch die Hofläden der alteingesessenen Aalräuchereien am Steinhuder Meer (die neben Aal und anderen Speisefischen frisch aus dem Rauch auch Aal in zahlreichen Zubereitungsvarianten zum Verkauf anbieten) sowie die vielen Fischbuden und rustikalen Restaurants am Wasser und drum herum. Traditionell wird Aal übrigens zünftig mit den Fingern gegessen – auf einer Scheibe Graubrot, dazu ein Pils vom Fass und hinterher ein Schnaps.