Bürgerschaftliches Engagement und eine aktive Bürgergesellschaft sind wichtige Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit unserer demokratischen (Stadt)Gesellschaft. Sie tragen wesentlich zum sozialen Zusammenhalt und zur Lösung gesellschaftlicher Probleme bei. Bürgerschaftliches Engagement stärkt die Lebensqualität der Menschen und den Zusammenhalt der lokalen Gemeinschaft und führt zu einem nicht unerheblichen Imagegewinn für die Stadt. Es ist gekennzeichnet durch Vielfalt und Individualität im städtischen Leben. Das bürgerschaftliche Engagement – Bürgerbeteiligung und Freiwilligenarbeit – hat in Hannover eine lange Tradition.
Das bürgerschaftliche Engagement ist auch ein wichtiger Faktor im Zusammenhang mit der Integration von Migrantinnen und Migranten. Indem sie sich freiwillig engagieren und ihre sozialen Kompetenzen einbringen, tragen sie zur allgemeinen Lebensqualität bei und entwickeln zugleich eine stärkere Identifikation mit der Gesellschaft, in der sie leben. Die Stadt erkennt dies als eine wichtige Ressource für eine positive Stadtentwicklung an.
Nach dem Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen engagiert sich etwa ein Drittel der deutschen Bevölkerung freiwillig. Der Anteil der freiwillig engagierten Menschen mit Migrationshintergrund liegt darunter, allerdings trifft diese Feststellung nur für die traditionellen Formen des Ehrenamts zu. Detailstudien haben gezeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund sich nicht weniger, sondern anders und in anderen Organisationen engagieren als Deutsche ohne Migrationshintergrund.
Die Angebotspalette in der Stadt Hannover an Aktivitäten und Projekten des bürgerschaftlichen Engagements von und für Migrantinnen und Migranten ist vielfältig und über die verschiedenen Stadtteile verteilt. Diese Aktivitäten und Projekte tragen in besonderer Weise dazu bei, Brücken zu schlagen zwischen den Menschen verschiedener Kulturen und Lebenswelten in den Stadtteilen.
Die Stadt Hannover stärkt das bürgerschaftlichen Engagements als wichtigen Bestandteil der lokalen Demokratie. Allerdings ist bürgerschaftliches Engagement nicht voraussetzungslos gegeben und es kann auch nicht einfach veranlasst werden. Die Förderung bürgerschaftlichen Engagements erfordert Information und Ansprache, Gelegenheiten, Unterstützung und Anerkennung, aber auch eine Anbindung und Begleitung durch hauptamtliche Strukturen.
Vor diesem Hintergrund ist in Verbindung mit dem Netzwerk Bürgermitwirkung die interkulturelle Arbeitsgruppe für Beteiligung und Engagement entstanden. Die Arbeitsgruppe initiiert und organisiert in regelmäßigen Abständen Gesprächsforen und Fachdiskussionen. So fand im Jahr 2004 ein interkulturelles Werkstattgespräch „Wie funktioniert die Stadt“, in 2005 ein interkulturelles Werkstattgespräch „Möglichkeiten der Förderung von Migrantenorganisationen und -projekten“ und in 2006 das interkulturelle Werkstattgespräch „Integrationslotsen“ statt.
Ziele
Die Beteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund, wowie ihr Engagement in und für Hannover, wird anerkannt, aufgewertet und verstärkt gefördert.
Die gesellschaftliche und politische Partizipation ist als eine Voraussetzung von bürgerschaftlichem Engagement von Migrantinnen und Migranten unter Beteiligung der Migrantenselbstorganisationen auszubauen.
Da auch unter denen, die durch Einbürgerung oder Geburt in Deutschland das Stimmrecht haben, eine Teilnahme an der Wahl nicht selbstverständlich ist, muss von Seiten der Stadt aktiv für eine Wahlbeteiligung geworben werden.
Die bestehenden Einrichtungen und Netzwerken des bürgerschaftlichen Engagements öffnen sich stärker als bisher für Eingewanderte und ihre Kinder.
Die stadtteilorientierten Anknüpfungspunkte für das bürgerschaftliche Engagement sollen verbessert werden.
Bei der Förderung des bürgerschaftlichen Engagements wird eine geschlechterbezogene Differenzierung berücksichtigt. Insbesondere kann durch bürgerschaftliches Engagement die demokratische Teilhabe für Frauen mit Migrationshintergrund gefördert werden. Umgekehrt ist zu betonen, dass bürgerschaftliches Engagement auch Männersache ist: Nicht nur Frauen, sondern auch Männer können und sollen unbezahlte Arbeit im Freiwilligensektor leisten.
Handlungsansätze
Um die Förderung des bürgerschaftlichen Engagements voranzubringen, wird die städtische Infrastruktur für entsprechende Dienstleistungen so weiterentwickelt, dass insbesondere Menschen mit Migrationshintergrund vermehrt Zugang finden. Zu diesem Zweck werden neue Informations- und Kontaktstellen eingerichtet. Entsprechend wird die interkulturelle Öffnung bei anderen Trägern des bürgerschaftlichen Engagements unterstützt, um Menschen mit Migrationshintergrund besser in die Freiwilligenarbeit einzubinden.
Projekte in den Stadtteilen mit aktiven Migrantinnen und Migranten, die als „interkulturelle Lotsen“ informieren und beraten, vermitteln und Kontakte herstellen, werden erweitert.
Die Zusammenarbeit verschiedener Stadteileinrichtungen und Initiativen zur Förderung des Engagements von Eingewanderten und ihrer Kinder wird gestärkt.
Um mehr Einwohner/innen mit Migrationshintergrund für das bürgerschaftliche Engagement zu gewinnen (Integration durch Bürgerengagement) werden öffentlichkeitswirksame, auch mehrsprachige Aktionen / Kampagnen durchgeführt. Darüber hinaus werden weitere Initiativen, Veranstaltungsformen und Informationskampagnen entwickelt, mit denen die unterschiedlichen Zielgruppen (Ältere, Jüngere, Frauen, Männer) besser erreicht und in Kommunikationsprozesse eingebunden werden können.
Durch die außerschulische Bildungsarbeit werden gezielt junge Menschen mit Migrationshintergrund für die Ausbildung zu Jugendgruppenleiter/innen geworben.