Großer Erfolg für die Herzmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Das Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) hat den Ärzten eine hervorragende Expertise im Bereich des kathetergestützten Aortenklappenersatzes bescheinigt. Die Verengung der Aortenklappe, die sogenannte Aortenklappenstenose, ist der häufigste Herzklappenfehler im hohen Lebensalter.
Das IQTIG untersucht seit vergangenem Jahr im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses -oberstes Beschlussgremium der gemeinsamen Selbstverwaltung der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen in Deutschland - die Versorgungsqualität im Gesundheitswesen. Dazu hat das Institut die 147 katheterbasierten Aortenklappen-Implantationen, kurz TAVI (Transcatheter Aortic Valve Implantation), ausgewertet, die im Jahr 2015 von dem MHH-Herzteam durchgeführt worden waren. In dem Team arbeiten die Spezialisten der Klinik für Kardiologie und Angiologie (PD Dr. Julian Widder), der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie (PD Dr. Serghei Cebotari) und der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin eng zusammen.
Das Ergebnis spricht für sich: In allen verglichenen Punkten schneidet die MHH wesentlich besser ab als der Bundesdurchschnitt. Während es bundesweit bei 3,05 Prozent der Fälle während der Eingriffe zu intraprozeduralen Komplikationen kam, trat das in der MHH-Klinik bei keiner der 147 Behandlungen auf. Auch bei Gefäßkomplikationen liegt die MHH-Klinik mit 7,48 Prozent unter dem Durchschnitt aller Kliniken (8,61 Prozent). Noch frappierender ist die Differenz bei der Sterblichkeitsrate: Während bundesweit 3,86 Prozent der Patienten als Folge eines derartigen Eingriffs sterben, sind es in der MHH nur 0,68 Prozent.
Die Aortenklappe zwischen linker Herzkammer und der Aorta (Hauptschlagader) verfügt über Klappensegel, die sich öffnen und Blut in die Aorta strömen lassen, wenn sich das Herz zusammenzieht. Eine Aortenklappenstenose entsteht durch Kalkablagerungen an den Klappensegeln. Dadurch verengt sich die Klappenöffnung. Der Herzmuskel wird dicker, um den Blutfluss aufrecht zu erhalten. Beschwerden wie Luftnot, insbesondere unter Belastung, Brustschmerzen und Engegefühl (Angina pectoris), Schwächegefühl und Schwindel bei Anstrengung, aber auch Müdigkeit - vor allem unter erhöhter Belastung - und plötzliche kurzdauernde Bewusstlosigkeit können die Folge sein. Mit der katheterbasierten Aortenklappen-Implantation (TAVI) kann die Aortenklappe in der Regel ohne das Öffnen des Brustkorbs am schlagenden Herzen ersetzt werden. Dazu wird über die Leistenschlagader mit einem Katheter - einem langen und flexiblen Schlauch - die neue Herzklappe über die Hauptschlagader ins Herz eingeführt. Sobald sich die Klappenprothese innerhalb der verkalkten Aortenklappe befindet, wird die Herzklappe exakt positioniert und dann implantiert. Im Anschluss wird das Kathetersystem entfernt.
Nach Auskunft der MHH-Herzspezialisten wird dieser Eingriff in der MHH in der Regel ohne Vollnarkose durchgeführt. Im ersten Halbjahr 2016 hat das Herzteam der MHH bereits 88 derartiger Eingriffe durchgeführt. Die MHH ist die größte von fünf Kliniken in Niedersachsen, die einen solch schonenden Aortenklappenersatz anbieten kann - und die einzige in der Region Hannover.
(Veröffentlicht am 4. Juli 2016)