Erdwärmenutzung

Datenkampagne für die Geothermie in Deutschland

In dem vom Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) geleiteten Forschungsprojekt "WärmeGut" erarbeiten Wissenschaftler ein bundesweit einheitliches Informationssystem, um das Potenzial oberflächennaher Geothermie im regionalen Maßstab für die Wärmeversorgung in Deutschland bestmöglich erkennbar und nutzbar zu machen.

Mit dem Forschungsprojekt "WärmeGut" will das LIAG das Potenzial oberflächennaher Geothermie für die Wärmeversorgung in Deutschland erfassen.

Für die konkrete Umsetzung der Energiewende sind Effizienzmaßnahmen und der massive Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien erforderlich. Der Wärmesektor wurde bislang in der Energiewende zu wenig beachtet, obwohl Wärme der größte Bedarfssektor in Deutschland ist. Seit 2019 weisen daher die Forschenden des LIAG auf die Wärmewende mit Geothermie hin. Erdwärme steht ganzjährig verlässlich zur Verfügung. Ihr Potenzial wurde bisher jedoch nur unzureichend erschlossen.

Potenziale erkennbar und nutzbar machen

Mit der Erdwärmekampagne „Geothermie für die Wärmwende“ setzt das BMWK das Ziel, das große Potenzial der Geothermie für eine klimaschonende Wärmeversorgung in Deutschland zu erschließen. In dem Eckpunktepapier des Bundesministeriums werden acht Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels genannt, unter anderem eine Datenkampagne zur Verbesserung der Datenlage, insbesondere für die Oberflächennahe Geothermie. Das Forschungsprojekt WärmeGut des LIAG greift mit seinem Antrag „Flankierung des Erdwärmepumpen-Rollouts für die Wärmewende durch eine bundesweite, einheitliche Bereitstellung von Geoinformationen zur Oberflächennahen Geothermie in Deutschland“ genau dieses Ziel einer Datenkampagne auf.

Daten des geologischen Untergrunds analysieren, aufbereiten und zugänglich machen

Probebohrungen sind notwendig zur Ermittlung geeigneter Gebiete für die Nutzung von Geothermie zur Wärmeversorgung.

„Um das Potenzial Oberflächennaher Geothermie für die Wärmeversorgung in Deutschland anschaulich darzustellen, müssen komplexe Daten des geologischen Untergrunds analysiert, interdisziplinär aufbereitet und für alle Bedarfsgruppen leicht zugänglich zur Verfügung gestellt werden“, erklärt Prof. Dr. Inga Moeck, Leiterin des Projektes WärmeGut und des Forschungsbereiches Geothermie und Informationssysteme am LIAG. „Wichtig ist dabei die Zusammenarbeit von ganz verschiedenen Disziplinen, wie die der Geowissenschaften mit den Wirtschaftswissenschaften, aber auch die mit den Fachbehörden.“ Moeck ist auch Professorin für Angewandte Geothermik und Geohydraulik an der Universität Göttingen.

Staatlichen Geologischen Dienste der Länder

Die Staatlichen Geologischen Dienste der Länder (SGDs) besitzen für den Aufgabenbereich der Oberflächennahen Geothermie höchste Kompetenz, weisen jedoch unterschiedliche Ressourcenausstattung und Datenbereitstellungssysteme auf. Gemeinsam mit den SGDs werden in einem Konsultationsprozess Konzepte zur überregionalen Datenbereitstellung und IT-Systemkomponenten entwickelt sowie Datenlücken durch umfangreiche Datenaufbereitung und Digitalisierung geschlossen, um bundesweit einheitliche Ampelkarten und 3-D-Temperaturmodelle zur Oberflächennahen Geothermie in GeotIS bereitzustellen. So werden auf regionaler Skala besonders geeignete, aber auch für die Erdwärmenutzung ungeeignete Standorte leichter identifiziert.

Erweiterung des Geothermischen Informationssystems GeotIS

Bereits seit 2006 werden im etablierten geothermischen Informationssystem GeotIS des LIAG Daten aus dem Bereich der Tiefen Geothermie – ab etwa 1.500 Meter Tiefe – geowissenschaftlich aufbereitet, digitalisiert und in dem interaktiven 3-D-Informationsportal über das Internet frei zugänglich gemacht. Dabei entwickelt das Forschungsinstitut sein Portal stetig weiter. Die Daten werden von der Industrie, aber auch in der Forschung, unter anderem für die Reservoirsimulation, täglich genutzt. Nun wird das Portal um neue Untergrunddaten für sämtliche Tiefenbereiche der Geothermie erweitert. Es werden aber auch Oberflächendaten zum Wärmebedarf implementiert, so dass erstmalig eine sozioökonomische mit einer geophysikalisch-geologischen Analyse zur Ermittlung des geothermischen Potenzials verknüpft werden kann. Dazu sind die Lehrstühle für Angewandte Geothermik und für Mittelstandsforschung der Universität Göttingen, das Geothermieunternehmen geoENERGIE Konzept GmbH sowie die BGR eingebunden.

Videos

LIAG auf wissen.hannover.de

Videos des Leibniz-Instituts für Angewandte Geophysik (LIAG) auf der Mediathek der Initiative Wissenschaft Hannover.

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Über das LIAG

Das Leibniz-Institut für Angewandte Geophysik (LIAG) mit Sitz in Hannover ist eine eigenständige, außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Mit Methoden der Angewandten Geophysik werden zukunftsgerichtete Fragestellungen von gesellschaftlicher Bedeutung untersucht. Der Schwerpunkt der Forschungsarbeiten liegt in der Erkundung des nutzbaren Untergrundes sowie in der Entwicklung von Mess- und Auswerteverfahren. Das Institut blickt auf über 50 Jahre Erfahrung in der Geophysik-Forschung zurück. Durch die langjährige Spezialisierung in der oberflächennahen Anwendung der Geophysik, der Geräte- sowie Dateninfrastruktur sowie der damit einhergehenden Möglichkeit, innerhalb eines Instituts verschiedenste geophysikalische Methoden themenübergreifend zu kombinieren, ist das LIAG deutschlandweit einzigartig.

(Veröffentlicht: 22. November 2022)